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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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blickte vor sich nieder. »Und wenn er nicht zurückkommt?«
    »Dann tappen wir eben im dunkeln.«
    Er dachte an Veitch drüben auf Korfu. Die Bauern, wenn er das Pech hatte, auf welche zu stoßen, würden ihn und seine Leute vielleicht für Franzosen halten. Schwer zu sagen, ob das günstig war oder nicht. Veitch hatte sich bereits als ein Mann von Intelligenz und Geistesgegenwart erwiesen. Falls er die Aktion auf der Insel überlebte, wollte Bolitho dafür sorgen, daß er zur außerplanmäßigen Beförderung vorgeschlagen wurde. Er hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, ihm das vorher zu sagen, hatte es aber dann doch nicht getan. So ein Versprechen konnte einen Ehrgeizigen zu vorsichtig, einen Eifrigen zu tollkühn machen.
    »Wir haben den Feind merken lassen, daß ein Angriff bevorsteht. Er kennt unsere Stärke immer noch nicht, aber da er jetzt wahrscheinlich glaubt, daß wir einen Dreidecker bei uns haben, muß er sich über seine Verteidigung klarwerden. Oder über einen Gegenangriff.«
    Probyn klopfte mit seinem leeren Glas auf den Tisch und sah den Steward bedeutsam an. Dann fragte er: »Warum warten wir nicht lieber ab, Sir? Aufpassen und abwarten, bis wir Unterstützung bekommen – wäre das nicht besser?« Er warf einen Blick aus den Augenwinkeln auf Farquhar. »Ja – wenn die
Lysander

hier wäre, dann würde ich anders reden.« Und ergoß ein neues Glas Rotwein hinunter.
    »Warten? Dazu wissen wir nicht genug«, erwiderte Bolitho. »Jeden Tag kann der Feind versuchen, von Korfu auszulaufen; und wenn er zahlenmäßig so stark ist, wie ich annehme, dann haben wir keine Aussicht, ihn zurückzuhalten.« Da er sah, daß Probyn immer noch nicht überzeugt war, fuhr er fort: »Außerdem kann die französische Flotte bereits nach Korfu unterwegs sein, um ihre Versorgungsschiffe von hier anderswohin zu eskortieren.« Er klopfte mit dem Glas auf die Karte. »Dann sitzen wir vor einer Leeküste fest, oder noch schlimmer, zwischen der Ostküste der Insel und dem Festland – welche Chance haben wir dann?«
    Er behielt Probyn im Blick, wie um sein Einverständnis zu erzwingen. Denn Captain George Probyns Aufgabe bei der Aktion konnte unter Umständen die wichtigste sein. Morgen – es handelte sich nicht mehr um Tage, sondern nur noch um Stunden – war seine
Nicato
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vielleicht das einzig überlebende Schiff.
    Ruhig sprach er weiter: »Die
Osiri
s

wird in der Morgendämmerung unbedingt in die südliche Einfahrt vordringen. Die französischen Versorgungsschiffe ankern irgendwo fünfzehn bis zwanzig Meilen weiter nördlich, und wenn wir erst einmal zwischen ihnen sind, wird es ein heißer Tag für alle Beteiligten.« Er sah, wie Javal sein hartes Gesicht zu einem Lächeln verzog. »Ich nehme an, die Franzosen sehen sich in einer starken Position. Sie wissen, daß wir kommen, und werden ihre vorhandene Artillerie an die Küste verlegen, um unsere Annäherung zu verhindern.«
    Javal nickte. »Aye, das ist logisch. Einen Dreidecker müssen sie als echte Bedrohung ansehen.«
    Bolitho dachte an Grubb und wünschte, er wäre hier. Der Master der
Osiri
s

war ein fähiger Mann, aber er besaß nicht Grubbs Wetterfühligkeit. Er war Steuermann auf einem Indienfahrer gewesen, bevor er auf einem Schiff des Königs angemustert hatte; bei der Handelsschiffahrt bedeutete schlechte Navigation nur Zeitverlust und allenfalls Gewinneinbuße durch verdorbene Fracht. Sosehr es darauf ankam, was seine Besatzungen morgen leisten konnten – der Wind war beinahe ebenso wichtig.
    Er ließ diesen Gedanken fallen und sagte zu Probyn: »Sie segeln vor Morgengrauen an der Westküste nach Norden. Zu gegebener Zeit nehmen Sie die nördliche Einfahrt – wie ich hoffe, ohne auf Widerstand zu stoßen. Die Verteidiger werden denken, die wirkliche Bedrohung komme von Süden, von uns. Wenn Fortuna – er hielt inne und sah im Geiste die Lachfältchen um Herricks blaue Augen bei der Erwähnung seines Lieblingsausdrucks – »uns hold ist, dann werden wir dem Feind an der Stelle, wo es unserer Sache am meisten nutzt, einen harten Schlag versetzen. Und nun – Gott mit Ihnen!«
    Damit war die Besprechung zu Ende. Sie standen auf und gingen stumm hinaus. Dann hörte Bolitho, wie Farquhar Anweisung gab, die Boote für die Kommandanten heranzurufen.
    Zur anderen Kajütentür kam Allday herein und fragte: »Soll ich Ihnen nicht irgendwoher einen Uniformrock besorgen, Sir?« Anscheinend machte ihm Bolithos Aussehen mehr Kummer als das bevorstehende

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