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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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noch in tiefem, purpurnem Schatten; nur dicht unter dem bleichen Himmel waren die Höhen und Tiefen verschwommen auszumachen. Ganz vorn konnte er bewegtes Wasser erkennen; dort brach sich die See schäumend über einem steil abfallenden Strand mit gezackten Riffen. Ihm fiel auf, wie schroff Farquhar plötzlich mit seine m Master sprach – vermutlich wollte er nur seine innere Spannung abreagieren. Aber es war verkehrt, sich dazu ausgerechnet den Master auszusuchen. Bevan, ehemaliger Steuermann auf einem Indienfahrer, brauchte jetzt seine Nerven, seinen Verstand und zumindest das unbedingte Vertrauen seiner drei Rudergänger, wenn schon der Kommandant an all und jedem seine schlechte Laune auslassen mußte.
    »Das habe ich auch nicht erwartet.« Bolitho erstarrte, als über dem nächsten Landbuckel etwas Schwarzes vorbeizog. Erst dachte er, es wäre Rauch; aber es war nur eine einzelne fedrige Wolke. Sie zog schräg auf das Wasser hinter dem Landarm zu, das immer noch im Halbdunkel lag. Der vordere Teil der Wolke hatte die Farbe bleichen Goldes; es war der Widerschein der Sonne, die den Blikken der Männer auf beiden Schiffen noch verborgen war.
    Er stieg auf einen Neunpfünder und spähte über die Kampanje achteraus. Zwei Kabellängen weiter lag die
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auf ihrer Position, Groß- und Bramsegel aufgegeit, die mächtige Fock so gebraßt, daß sie die leichte südliche Brise erfaßte. In dem verschwommenen Licht sah sie sehr schlank und zierlich aus; er stellte sich vor, wie Javal und seine Offiziere das gleiche vorspringende Land beobachteten, die Zeit beschworen, schneller zu verstreichen, damit es endlich losging.
    Aber, dachte er, eine Weile wird es noch dauern. Die Franzosen würden abwarten und es nicht riskieren, den Feind durch vorzeitige Feuereröffnung entwischen zu lassen.
    Er sprang von der Kanone herunter und fiel beinahe hin. Trotz des auf dem Achterdeck überall reichlich gestreuten Sandes waren die Planken glitschig vom nächtlichen Tau. Ein Matrose faßte ihn beim Ellbogen und grinste ihn an. »Sachte, Sir! Sonst heißt es, ausgerechnet unser Geschütz hat den Kommodore umgeschmissen!«
    Bolitho mußte lächeln. Sämtliche Kanonen an Bord waren geladen und voll bemannt. Um feuerbereit zu sein, brauchten nur noch die Stückpforten geöffnet und die Rohre ausgerannt zu werden. Doch wenn an Land Beobachter saßen, hatte es keinen Sinn, schon jetzt zu zeigen, daß die oberen Stückpforten der
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nur schwarze Karos auf Leinwand waren.
    »Und es soll auch keiner sagen, daß ich betrunken bin und nicht stehen kann, eh?« entgegnete er.
    Sie lachten – selbstverständlich. Im Umkreis der Kanonen hing trotz des kühlen Windes ein schwerer Rumgeruch in der Luft; wahrscheinlich hatte jeder Mann weit mehr als die doppelte Ration gefaßt. Oder manche hatten mit ihren Rationen alte Schulden beglichen oder sie als Tauschmittel verwendet. Höchstwahrscheinlich hatten auch einige ihre Rationen als Wettkapital zurückbehalten. Um was sie wohl wetteten? Wer fallen und wer überleben würde? Wieviel Prisengeld es geben würde? Welcher von den Offizieren am längsten die Nerven behielt? Bestimmt wurde viel und um die verschiedensten Dinge gewettet.
    Er ging wieder nach vorn zur Reling und starrte über das verschattete Hauptbatteriedeck. Ruhelose Gestalten bewegten sich um die schwarzen Kolosse. Wie Sklaven prüften sie jedes Stück für ihre spätere Arbeit. Die Geschützführer hatten das Ihre getan, hatten für die erste Salve Kugeln ausgesucht, die vollkommen rund und glatt waren, deren Gewicht genau stimmte, und hatten darauf geachtet, daß auch die Kartuschen fehlerlos waren. Darauf kam es vor allem bei den ersten Schüssen an; nachher im blutigen Kampfgetümmel war für solche Feinheiten keine Zeit mehr.
    Oben in den Masten saßen bereits die Scharfschützen der MarineInfanterie; auch im Vorschiff standen sie in großer Zahl lässig neben ihren langen Musketen oder schwatzten mit den Bedienungen der Karronaden.
    »Hier ist Ihr Degen, Sir«, vernahm er Alldays Stimme.
    Er streifte den Bootsmantel ab, den er seit drei Stunden vor dem Morgengrauen trug, und ließ sich von Allday den Degen umschnallen.
    Der sagte leise, doch mit merkbarer Mißbilligung: »Sie sehen aber eher wie ein Seeräuber als wie ein Kommodore aus, Sir! Möcht’ nicht wissen, was sie in Falmouth dazu sagen würden!«
    Bolitho lächelte. »Einer meiner Ahnen war doch Seeräuber, Al lday.« Er schnallte das Koppel enger, denn durch

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