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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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unser Bestes tun, Sir. Hoffentlich haben die Franzosen keine von ihren neuen Geschützen längs der Küste plaziert.«
    »Das bezweifle ich.« Bolitho stellte sich vor, wie diese weitreichende Artillerie seine kleine Streitmacht zerschmettern konnte, ehe sie überhaupt zum Einsatz kam. »Die hebt sich Bonaparte für wichtigere Dinge auf.«
    Veitch und Plowman gingen, um ihre Mannschaft zusammenzustellen und auszurüsten. »Ich möchte meinen Signaloffizier sprechen«, sagte Bolitho zu Farquhar. »Morgen segeln wir in unserer neuen Verkleidung nordwärts; aber die
Buzzard

bleibt in Luv. Vielleicht hat Javal Glück und schnappt diese Brigg oder einen anderen Spion, wenn er gerade an der richtigen Stelle ist. Ein weiteres Schiff unter unserer Flagge wäre mir höchst willkommen.«
    Er sah sich im Geiste wieder in Spithead auf das Boot warten, das ihn zur Fregatte bringen sollte. Und dann die Fahrt nach Gibralter, zur
Lysander
,

und all die zahllosen Stunden, die er seitdem gesegelt war.
Hierher
.

In einem Kreuzchen auf der Karte. Ihn fröstelte trotz der drückenden Hitze. Es war beinahe symbolisch. Und gerade jetzt hätte er Herrick am nötigsten gebraucht: seine Treue, seine Anhänglichkeit. Was mochte wohl Farquhar wirklich über diese Unternehmung denken? Sah er sie als eine Chance, seinen neuen Adelstitel mit Ruhm zu bekränzen? Oder nur als das Ende all seiner Hoffnungen?
    Sie spielten das Risiko herunter, das taten sie vorher immer. Aber er verlangte viel von jedem einzelnen. Zuviel. Wenn die Schlacht erst in Gang war, zählten die Sache und die großen Ideale wenig. Es kam darauf an, wie schnell man feuern und nachladen konnte. Wieviel Kraft man in sich hatte, um den furchtbaren Anblick, den ohrenbetäubenden Donner auszuhalten.
    Er schüttelte die lastende Depression ab. »Nun, Captain Farquhar –«, auch der schreckte aus tiefen Gedanken hoch –, »wir werden es zusammen schaffen, und wenn einer von uns fällt, wird der andere weitermachen. So oder so – getan werden muß es.«
    Farquhar blickte sich in der stillen Kajüte um. »Ja – das sehe ich jetzt ein.«
    Ein paar Stunden bevor es ganz hell war, erschienen die Obersegel der Brigg aufs neue, berührten die Kimm, blieben aber vorsichtig weit in Luv. Entweder hatte der Kommandant in der Nacht ein Boot mit seiner Meldung an Land schicken können, oder ihm lag sehr viel daran, mehr über Bolithos Schiffe zu erfahren.
    Und Bolitho sorgte dafür, daß der Späher möglichst viel zu sehen bekam und scharf aufpassen mußte. Pascoes Signalgasten hißten allerlei sinnlose Flaggen, die von der
Nicator

und der
Buzzard
ebenso eifrig bestätigt wurden. Und dann, als Bolitho ein echtes Signal gab, um seine Kommandanten an Bord zu rufen, spielte er seine andere Karte aus: Mit backgestellten Segeln drehte die
Osiris
in den Wind, präsentierte dem fernen Schiff ihre Breitseite und den falschen, aber eindrucksvoll hohen Rumpf eines Dreideckers.
    Als Javal in seiner Gig eintraf, rief er bewundernd: »Ich dachte schon, ich sehe Gespenster, Sir. Oder St. Vincent wäre mit seinem Flaggschiff da! Von meiner Gig aus sieht sie Zoll für Zoll aus wie ein Erster-Klasse-Schiff!«
    Probyn war nicht so begeistert. »Eine originelle Idee, das ist richtig. Aber mit bemalter Leinwand können Sie nicht schießen!«
    Und wieder einmal musterte Bolitho in der großen Kajüte seine Kommandanten. Javal sah zwar nach seinem langen Kampf gegen See und Wind ziemlich mitgenommen aus, war aber sonst guten Mutes. Farquhar war bleich und hatte schmale Lippen, aber jedes Haar, jeder Knopf saßen genau richtig. Probyn war so unordentlich und mißgelaunt wie stets. Er konnte die Augen kaum offenhalten, und auf seinen Wangen glomm eine dunkle Röte, die nicht nur von Wind und Wetter stammte. Er trank anscheinend wieder, und zwar stärker als sonst. Seltsamerweise hatte Bolitho ganz vergessen, daß Probyn schon damals trank, als sie beide noch Leutnants waren. Mehr als einmal war er für ihn Wache gegangen oder hatte ihm sonst eine Gefälligkeit erwiesen. »Erledigen Sie das mal, Dick«, hatte der Erste genäselt, »der arme alte George ist mal wieder blau.«
    Er wartete, bis jeder ein Glas von Farquhars Rotwein vor sich hatte, und sagte dann gelassen: »Morgen, Gentlemen, machen wir unser Spielchen. Ich werde hoffentlich Mr. Veitch und seine Abteilung heute nacht wohlbehalten abholen. Was er mir berichtet, kann unsere Taktik ändern, aber der Zeitpunkt unseres Angriffs bleibt derselbe.«
    Probyn

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