Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
schaffen.
    Pascoe kam herbeigerannt. »Was jetzt, Sir?«
    Bolitho antwortete nicht direkt. »Schau dir das da unten gut an, Adam. So sieht eine Niederlage aus. So stinkt sie.« Er wandte sich ab. »Gib durch: Feuer einstellen. Das Schiff kann jeden Moment in Brand geraten, wenn eins von diesen Wracks dagegentreibt.«
    Wieder ein heftiges Krachen: endlich, von den letzten Wanten befreit, stürzte der Besanmast über Bord und stak in der Sandbank wie ein riesiges Seezeichen.
    Bolitho tat ein paar Schritte über Deck, blieb mit den Schuhen in Splittern und dem großen schiefen Riß hängen, wo die Franzosen mit ihrem Volltreffer das Ruder zerstört hatten.
    Ein paar Männer rannten vorbei, ohne ihn auch nur anzusehen.
    Wohin sie rannten, und was sie da sollten, wußten sie wahrscheinlich gar nicht.
    Rauch rollte das Deck entlang und wirbelte durch die Löcher in den Planken hoch. Es war, als gehe man durch die Hölle. Tote rechts und links, Waffen, allerlei persönliche Gegenstände lagen herum, wo sie während der Schlacht hingeworfen worden waren.
    Ein Marine-Infanterist starrte in den Himmel, Kopf und Schultern im Schoß eines Kameraden. Sein bester Freund vielleicht. Aber auch er war tot, von einem Eisensplitter getroffen, während er seinen Freund sterben sah.
    Der tote Farquhar war nicht mehr an Deck. Sie hatten ihn wohl gleich nach unten geschafft, in die zerstörte Kajüte mit ihrer einst so eleganten Einrichtung.
    Unter der Kampanje tauchte eine kleine Gestalt auf: Midshipman Breen, der Bolitho anstarrte, aber überhaupt nicht zu erkennen schien. »Gehen Sie mit Mr. Pascoe«, sagte Bolitho, »und seien Sie vorsichtig.«
    Der Junge nickte und brach in Tränen aus. »Ich bin weggelaufen, Sir.
Ic
h

bi
n

weggelaufe
n
!
«.
    Bolitho legte ihm die Hand auf die Schulter. »Viele erwachsene Männer haben das heute getan, Mr. Breen. Hier konnten Sie doch nicht mehr helfen.«
    Pascoe kam mit dem Zweiten Offizier, der totenbleich und völlig erschöpft aussah.
    »Die Boote sind voll, Sir.«
    Er zuckte zusammen, denn eine Kugel flog an ihm vorbei und schlug hinter ihm in etwas Festes im Rauch, der so dicht war, daß von dem anderen Schiff überhaupt nichts zu sehen war.
    Langsam und eingehend sah sich Bolitho auf dem verlassenen Deck um. Unter diesem ungeheuren Gewirr von Tauwerk und Holztrümmern lagen bestimmt noch viele Männer eingeklemmt, horchten, warteten, hofften auf Hilfe.
    »Ja«, sagte er dann, »sagen Sie durch: Alle Mann von Bord! Wir setzen die Verwundeten an der Küste ab.« Er blickte Pascoe bedauernd an. »Tut mir leid um dich, Adam. Zweimal gefangen in so kurzer Zeit.«
    Pascoe zuckte die Achseln. »Wenigstens sind wir diesmal zusammen, Onkel.«
    Allday, der sich mit seinem verwundeten Arm beschäftigt hatte, stieß plötzlich von der Reling ab und sagte:
»Höre
n

Sie!«
    Überrascht sahen sie ihn an; Bolitho legte ihm den Arm um die Schulter – er machte sich Vorwürfe, daß er sich in seiner Verzweiflung nicht um Allday gekümmert hatte.
    Breen rieb sich die Augen mit den Handknöcheln und sagte: »Ich höre es auch!« Ergriff nach Alldays Hand. »Ich hör’s tatsächlich!«
    Bolitho schritt über die geborstenen Planken und horchte auf das lauter werdende Hurrageschrei. Es wurde von unregelmäßigen Kanonenschüssen unterbrochen, denen eine viel lautere und stärkere Breitseite folgte. Dann stieg das Hurrarufen wieder auf, lauter und wilder, wie mit einer einzigen mächtigen Stimme.
    »Das sind keine Franzosen«, sagte Allday heiser.
    »Hurra!«
    Wieder rollte Rauch auf die gestrandete
Osiri
s

zu, doch eine neue Breitseite riß ihn auseinander.
    »Die
Buzzard«
,

mutmaßte Pascoe.
    »Ach wo«, sagte Allday mit einem Blick auf Bolitho. »Hören Sie nicht, Sir?«
    »Ja.« Bolitho steckte den Degen in die Scheide, ohne zu wissen, warum. »Eine so starke Besatzung hat keine Fregatte.«
    Der Zweite Offizier ließ den Kopf sinken. »Diese verfluchte
N
i
c
ato
r
! Jetzt kommt sie endlich – viel zu spät, um uns zu retten.«
    Sonne stach durch den Rauch; Bolitho sah Flammen auflodern und hörte das Prasseln brennenden Holzes. Ein entmasteter Rumpf, verlassen, aufgegeben, lag knapp fünfzig Yards achteraus. Doch als der Rauch hochwirbelte, starrte er auf ein Schiff, das eben jetzt wieder eine Breitseite auf ein unsichtbares Ziel in Lee feuerte.
    Da war kein Zweifel möglich: die
Lysande
r

segelte an den versprengten Transportern vorbei und feuerte auf sie. Und die Batterien ihrer anderen Bordseite

Weitere Kostenlose Bücher