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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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zugestimmt. Bei besserem Wetter und ohne den großen Zeitverlust durch die Schlacht vor Korfu hätten sie vielleicht mehr Glück gehabt.
    Als er mit Herrick über seine Sorgen sprach, hatte dieser ebenso entschieden protestiert wie Inch.
    »Sie können nichts weiter tun, Sir. Sogar Vizeadmiral Nelson hat beim Sturm die Masten verloren und die Frogs aus Toulon entwischen lassen. Das ist, als suche man ein Kaninchen in einem großen Bau und hätte nur ein Frettchen. Die Chancen sind nicht sehr groß.«
    Bolitho sah die beiden an und lächelte. »Wenn ich euch befehlen würde, ihr sollt die Klippen von Dover hinaufsegeln – ich glaube, ihr würdet auch das machen!«
    »Nur auf schriftlichen Befehl, Sir«, grinste Inch.
    Sie gingen zusammen an Deck, und während Inch auf sein Boot wartete, starrte Bolitho in den glühenden Ball der untergehenden Sonne, deren Widerschein bereits wie buntes Fensterglas auf dem Wasser lag.
    »Also dann morgen.«
    Er ging nach achtern, sah auf den Kompaß und nickte dann Plowman zu, der Steuermannsmaat der Wache war.
    »Wie ist der Wind?«
    »Ziemlich stetig, Sir.« Plowman sah mit zusammengekniffenen Augen zu dem langen Wimpel hoch, der gleichmäßig vor dem Sonnenuntergang flatterte. »Morgen wird wieder so ein Tag wie heute.«
    Bolitho blieb noch stehen, denn Herrick kam soeben vom Fallreep zurück. »Geben Sie Signal an alle:
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sagte Bolitho zu ihm. Ein Schauer überlief ihn, und er verschränkte die Arme vor dem Leib.
    Betroffen sah Herrick ihn an. »Ist Ihnen nicht wohl, Sir? Geht es etwa wieder mit dem verdammten Fieber los?«
    »Keine Angst«, lächelte Bolitho. »Es war nur so ein dummes Gefühl.« Er wandte sich zur Kampanje. »Ich habe einen Brief zu schreiben. Inch kann ihn mit seinen Depeschen überbringen.« Später, in der großen, knarrenden Kajüte, unter dem schwankenden Schein der Tischlampe, den Kopf in die Hand gestützt, starrte Bolitho auf den Brief an seine Schwester in Falmouth nieder.
    Er sah Nancy deutlich vor sich. Dunkeläugig, stets vergnügt, hatte sie ihm immer nähergestanden als Felicity, seine andere Schwester, die er seit sechs oder sieben Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie lebte mit ihrem Mann, einem Armeeoffizier, in Indien. Nancy dagegen war als Frau des Gutsbesitzers und Ratsherrn Lewis Roxby in Falmouth geblieben, der, wenigstens nach Bolithos Ansicht, ein aufgeblasener, langweiliger Kerl war. Einst hatten sie zusammen im Schatten der Mauern von Pendennis Castle gelebt. Mit Hugh, und dann, drei Jahre später, mit Nancys beiden Kindern Helen und James. Jetzt war Hugh tot und Felicity auf der anderen Seite der Erde, und sie hatte keine Ahnung, daß die französische Flotte über das blaue Meer nach Ägypten segelte und dann zu ihr nach Indien wollte.
    Nancys Kinder waren erwachsen, fast in Adams Alter. Es war eine andere Welt. In Falmouth hing die Luft jetzt bestimmt voller Blütenduft. Kuhgebrüll, Pferdewiehern, Schafsblöken und die Kneipen voll lachender Menschen, die sich freuten, weil die We ide- und Fischgründe wieder so ausgiebig gewesen waren.
    Er schrieb weiter: ›… und der junge Adam ist gesund und munter; er macht seinen Dienst mit einem Schwung, über den sich Vater gefreut hätte.
    Es ist noch nicht ganz sicher, liebe Nancy, aber ich glaube, Thomas hat endlich die Richtige getroffen. Ich hoffe es wirklich sehr, denn einen besseren Ehemann könnte es kaum geben.‹ Oben beim Skylight hörte er Schritte und Stimmen. Er blickte hoch. Aber sie entfernten sich, und er zermarterte sich den Kopf, was er seiner Schwester noch schreiben konnte. Jedenfalls nichts von der Kehrseite der Medaille. Von den Gesichtern der Mannschaft, wenn sie sich unbeobachtet glaubten und an ihre eige nen Familien dachten, von denen sie sich mit jeder Stunde immer we iter entfernten. Ebensowenig konnte er ihr erklären, was er vorhatte, und wie gering die Erfolgschancen waren. Dennoch würde sie sich das eine oder andere denken können. Schließlich war sie die Tochter eines Kapitäns und Enkelin eines Admirals. Nancy würde Bescheid wissen.
    ›… Du wirst Dich an Francis Inch erinnern‹, schrieb er weiter, ›seit er Sir Horatio Nelson gesehen hat, fühlt er sich dreimal so groß und dreimal so bedeutend. Er war mächtig beeindruckt; ich habe allerdings den Verdacht, er hat sich
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als eine Art Riesen vorgestellt und nicht als einen eher kleinen, schmächtigen Mann mit nur einem Arm und dem Temperament

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