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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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fort. »Wenn wir Feindberührung bekommen, ist das Risiko groß. Zu groß vielleicht.« Er sah Javal direkt ins Gesicht: »Und von Ihnen, Captain, muß ich ebenfalls volle Aufrichtigkeit verlangen.«
    Javal fuhr hoch. »Sir?«
    »In bezug auf Ihr Schiff. Wie stehen die Chancen der
Buzzar
d

in ihrem augenblicklichen Zustand?«
    Die anderen sahen auf die Karte nieder oder zur Decke auf. Überall hin, nur nicht Javal ins Gesicht.
    Javal wollte aufstehen, sank aber wieder in den Stuhl zurück.
    »Noch einen solchen Sturm, wenn er nicht stärker ist, kann ich zur Not abwettern, Sir. Aber Sie wollen ja eigentlich etwas anderes wissen, nicht wahr? Kämpfen kann ich mit der
Buzzar
d

nicht. Sie ist zu stark zerhämmert worden. Noch ein paar Treffer in den Rumpf – dann sinkt sie, fürchte ich.« Er starrte auf einen Punkt über Bolithos linker Epaulette. »Sie ist ein gutes Schiff, Sir, und ich würde mir kein…« Er verstummte.
    Bolitho sah, was diese Worte Javal gekostet hatten und wie tief bekümmert er war. Ruhig erwiderte er: »Ich habe selbst eine Fregatte geführt und weiß, wie Ihnen zumute ist. Aber ich bin Ihnen dankbar für Ihre Offenheit, auch weil ich weiß, was die
Buzzard
Ihnen bedeutet.« In dem gleichen ruhigen Ton fuhr er fort: »Die schwersten Geschütze der
Buzzard

müssen sofort über Bord geworfen werden. Wenn das nicht genügt, müssen Sie das Schiff aufgeben.« Er wandte die Augen nicht von Javal ab, der mit tief gesenktem Kopf dasaß. »Ich gebe Ihnen die französische Prise, die
Imm
o
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talite.

Ihre Matrosen können Sie zum größten Teil nach eigenem Ermessen auf die anderen Schiffe des Geschwaders verteilen. In Kürze werden wir jeden Mann brauchen. Wie ich höre, ist Ihr Erster Offizier verwundet?«
    Javal nickte, und Bolitho wandte sich an Gilchrist. »Sie übe rnehmen die
Buzzar
d

und segeln sie mit einer Notmannschaft nach Gibraltar. Wenn Sie vorsichtig sind, werden Sie schon hinkommen. Ich gebe Ihnen noch schriftliche Order, außerdem eine Empfehlung an den Admiral, daß Sie bei erster Gelegenheit zum Commander befördert werden sollen.«
    Gilchrist, der bisher mit offensichtlichem Mißbehagen zugehört hatte, sprang auf. »Danke, Sir. Es tut mir nur leid, daß…« Er setzte sich wieder hin, ohne seinen Satz zu beenden.
    »Wir haben drei Linienschiffe«, sprach Bolitho weiter. »Sie müssen von Männern befehligt werden, die Erfahrung besitzen.« Er warf einen kurzen Blick auf Probyn, aber der sah durch ihn hindurch. »Und Mut.«
    »Soll ich die Schwerverwundeten auf die
Buzzard

bringen lassen, Sir?« fragte Herrick.
    »Wenn Captain Javal sie nach Abwerfen der Geschütze für seetüchtig hält, dann sollten wir das tun.« Lauschend hob er den Kopf.
    »Der Wind hat nachgelassen, glaube ich. Dann also los!« Er klopfte Inch auf den Arm. »Und Sie, Commander Inch, können jetzt die Nachricht von dem, was wir herausgefunden haben, unserem neuen Freund, Sir Horatio Nelson, überbringen.«
    Sie schickten sich zum Hinausgehen an, als Herrick sagte: »Farquhar wäre bestimmt gern dabeigewesen.«
    »Aye, Thomas. Begleiten Sie die Kommandanten zu den Booten, und dann sagen Sie Pascoe, er soll dem Geschwader wegen der Verwundeten signalisieren.«
    Bolitho hatte gesehen, daß Gilchrist noch etwas auf dem Herzen hatte, und wandte sich ihm jetzt zu. »Nun? Stimmt etwas nicht? Ich dachte, Sie sind mit Ihrem Kommando zufrieden, auch wenn es nur zeitweilig ist.«
    »Das bin ich auch, Sir.« Gilchrist sah verlegen zu Boden. »Ich bin kein reicher Mann; meine beste Aussicht ist Karriere im Dienst des Königs. Jetzt haben Sie mir meine erste wirkliche Chance gegeben –«, er schien nahe am Zusammenbrechen zu sein –, »und ich kann sie nicht annehmen.«
    »Warum?« fragte Bolitho unbewegt. »Wegen Captain Probyn? Weil er Sie veranlaßt hatte, die Moral im Flaggschiff zu unterminieren?« Er sah Gilchrists Erstaunen und fuhr fort: »Ich wußte, daß an Bord etwas nicht in Ordnung war. Ein Mann, der bei der Marine Karriere machen und außerdem die Schwester seines Kommandanten heiraten will, würde auf keinen Fall so idiotisch handeln, wenn er nicht vor etwas Angst hätte.«
    »Jawohl, Sir. Das ist eine alte Geschichte. Mein Vater sollte wegen Schulden ins Gefängnis. Er war ein kranker Mann, ich wußte, er würde es nicht aushalten. Er hatte gewisse Schwächen, und niemand half ihm. Da entlieh ich mir Geld aus dem Messefond, den wir für Wein und frischen Proviant eingerichtet hatten. Ich wollte es

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