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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ist!«
    Bolitho hörte das alles. Das geschäftige Klappern der Rammstökke und Handspeichen und die schrillen Pfiffe beim Ausrennen der Geschütze – auf der einen Seite schimmernd wie Zähne, auf der anderen nur purpurne Schatten.
    Bolitho dachte an Pascoe und seine schweren Kanonen, drei Decks tief unter seinen Füßen. Er hätte ihn lieber bei sich gehabt; aber im unteren Deck war er vielleicht weniger gefährdet.
    »Ausgerannt, Sir.«
    Bolitho nahm Midshipman Saxby ein Teleskop aus der Hand. Beinahe wäre es auf die Planken gefallen, denn der Junge zitterte furchtbar und versuchte, es nicht sehen zu lassen. Bolitho stieg die Kampanjeleiter hinauf und richtete das Glas achteraus.
    »Signal an
Nicator,

Mr. Glasson«, sagte er scharf.
»Meh
r

Segel
setzen

    »Wir dürfen keine große Lücke in unserer Formation entstehen lassen«, erläuterte er, als er wieder auf dem Achterdeck war. Da fiel ihm Saxby wieder ein, und er sagte zu ihm: »Nehmen Sie das Glas, mein Junge, und gehen Sie nach achtern zu den MarineInfanteristen. Behalten Sie bis auf weiteren Befehl die
Nicato
r

im Auge!«
    Herrick tupfte sein Gesicht mit dem Taschentuch ab. »Machen Sie sich Sorgen um den jungen Saxby, Sir?«
    »Nein, Thomas.« Er dämpfte die Stimme. »Um Probyn.«
    »
Nicato
r

hat bestätigt.« Glasson gab sich jetzt sehr eifrig.
    Bolitho nickte und stieg, sich mit einer Hand auf die bloße Schulter eines Matrosen stützend, auf einen Neunpfünder. Backbord voraus von der
Lysander

formierten sich die französischen Kriegsschiffe, um das lockere Geleit ihrer Transporter zu schützen.
    Er zählte sorgfältig: vier Linienschiffe. Zahlenmäßig überlegen, aber nicht allzusehr. Hinter den sich überlappenden Rümpfen der Transporter sah er die Rahsegel einer Fregatte; wie ein Schäferhund beim Auftauchen eines Fuchses die Lämmer zusammentreibt, so saß sie den lebenswichtigen Versorgungsschiffen auf den Fersen. Veitch stand bereit, aber Bolitho sah ihn gar nicht. Höchstens noch eine Stunde, dann mußte der französische Admiral wissen, daß keine weiteren britischen Schiffe in unmittelbarer Nähe waren. Was dann? Vernichtung des kleinen Geschwaders? Oder segelte der Admiral gleich weiter nach Alexandria, für den Fall, daß er dort nötiger gebraucht wurde?
    Bolitho sah zwischen den feindlichen Formationen etwas Rotes schimmern – das Versorgungsschiff aus Korfu. Begreiflich, daß Veitch es gleich wiedererkannt hatte. Er hatte reichlich Gelegenheit gehabt, es sich genau anzusehen, ebenso wie die anderen verstreuten Transporter, als er damals den Berghang in Brand gesetzt hatte, um die
Osiri
s

vor den Kanonen zu schützen. Aber dieses Schiff würde noch mehr solch schwerer Kanonen geladen haben. Die brauchte Admiral Brueys, sonst konnte er es nicht riskieren, innerhalb der engen Hafeneinfahrt von Alexandria zu ankern. Er brauchte ihren Schutz für seine Schiffe und das Ausladen so vieler Soldaten und Kriegsgüter. Ohne sie mußte er in der Bucht von Abukir ankern, wie Herrick gesagt hatte. Und wenn Nelson Glück hatte, würde er ihn dort finden. Und dann – ja, das Weitere war dann seine Sache.
    Schweren Herzens blickte Bolitho über das Deck der
Lysander.
    Und was ist dann mit uns? Wir haben unser Bestes getan.
    Mehrmals krachte es dumpf, und von dem französischen Zwe idecker trieben Rauchwolken davon. Mehrere Kugeln peitschten niedrig durch die Wellen wie fliegende Fische, aber alle schlugen ziemlich weit weg von der
Lysander

ein.
    Das war nur Wut. Ein Zeichen, daß die Franzosen zum Kampf bereit und nach den langen Vorbereitungen hinter ihren Sperren und Hafenbatterien sogar begierig darauf.
    »Buggeschütz, Mr. Veitch!« befahl Herrick. »Auf die Entfernung einschießen – zwei, drei Kugeln!«
    Beim Krachen des Backbordgeschützes ertönten ein paar Hurras von denen, die vorhin die Kraftdemonstration des Gegners nicht gesehen hatten.
    Unter dem Achterdeck wickelten die Kanoniere bereits ihre Halstücher um die Ohren und legten Säbel und Enterbeile zurecht.
    »Halbe Kabellänge zu kurz!« sagte Glasson. Doch niemand antwortete ihm.
    Das vorderste französische Schiff kam stetig von Backbord auf die
Lysande
r

zu. Es segelte so hart am Wind wie möglich; jedes Segel an den dichtgebraßten Rahen war deutlich sichtbar.
    Bolitho beobachtete genau, schätzte Zeit und Entfernung ab.
    Kam es zur Kollision, oder würde er die feindliche Formation durchbrechen? Er mußte unbedingt zwischen die feindlichen Versorgungsschiffe

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