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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Zögern, wenn die Gelegenheit günstig ist.«
    Während sie hinauseilten, wies er Herrick eindringlich an: »Geben Sie es durch, Thomas: zwanzig Freiwillige und ein Boot für mein Übersetzen auf die
Buzzard
,

so schnell wie möglich. Lassen Sie Allday das machen, wenn Sie wollen.« Er sah auf: Herrick zog immer noch ein verzweifeltes Gesicht. »Nun?«
    »Müssen Sie unbedingt mit, Sir? Lassen Sie doch mich die Sache übernehmen.«
    Bolitho sah ihn forschend an. Herrick hatte wohl mehr Angst davor, das Geschwader befehligen zu müssen, als vor der Aktion, ja sogar vor der Todesgefahr.
    »Nein. Javal ist ein harter Mann. Und zwei Kommandanten auf einem Schiff – das tut nie gut. Unbesorgt, alter Freund, ich habe nicht die Absicht, mich umbringen zu lassen oder in einem spanischen Gefängnis zu verfaulen. Aber wir müssen einen Anfang machen. Müssen unseren Leuten zeigen, daß wir nicht nur den täglichen Dienstbetrieb, sondern auch einen Sondereinsatz kommandieren können.«
    Impulsiv faßte er Herricks Arm; der war starr wie ein Teakholzbrett. »Dies gilt für uns beide, das wissen Sie doch auch.«
    Herrick seufzte tief auf. »Ich sage mir immer wieder, daß ich mich über Ihre Einfälle nicht wundern darf. Seit ich mich erinnern kann…« Er schüttelte den Kopf. »Ich gebe Allday sofort Bescheid.« Er wandte sich rasch um, und seine plötzliche Entschlossenheit wirkte beinahe rührend. »Aber ich werde sehr froh sein, wenn Sie wieder an Bord sind.«
    Lächelnd ging Bolitho in seine Schlafkajüte und suchte dort in der großen Seekiste nach seinen Pistolen. Als er vor dem offenen Deckel kniete, holte das Schiff stark über; das scharfe Klappern von Blöcken und Taljen verriet, daß der Wind auffrischte. Er schaute auf und sah sich in dem kleinen Wandspiegel – rebellisch hing die schwarze Haarsträhne übers rechte Auge, wo die alte Narbe war. Und der dumpfe Schmerz in der rechten Schulter wurde auf einmal stechend. Es war tatsächlich, als solle er daran erinnert werden, was im Bruchteil einer Sekunde passieren konnte; an den kleinen Schritt zwischen dem Leben und dem Nichts.
    Klirrend trat Allday in die Kajüte nebenan; der Griff des Entersäbels glitzerte unter seinem blauen Jackett. Er nahm bereits Bolithos Degen vom Gestell. »Division angetreten, Sir«, grinste er.
    »Lauter alte Kämpfer. Hab sie selbst ausgesucht.«
    Bolitho ließ sich den Degen umschnallen. »Keine Freiwilligen?«
    fragte er milde erstaunt.
    Allday grinste nur um so breiter. »Aber natürlich, Sir. Hab ihnen nur vorher kurz meinen Standpunkt klargemacht, sozusagen.«
    Bolitho schüttelte den Kopf und ging hinaus, ohne sich umzusehen.
    Ein Kutter dümpelte bereits unter den Großrüsten, auf seinen Bänken drängten sich die ausgesuchten Matrosen mit ihren Waffen zwischen die Rudergasten.
    Bolitho sah sich auf dem Achterdeck um, wo die Männer an den Brassen und oben auf den Rahen Vorbereitungen trafen, um sofort mehr Segel zu setzen, sobald der Kutter zurückkehrte.
    Herrick stand bei der Ehrenwache an der Fallreepspforte. Er sah wieder ganz gelassen aus.
    Bolitho wollte ihm noch etwas Tröstliches sagen, etwa daß er gut auf die
Lysande
r

aufpassen solle, bis er wieder zurück sei. Aber die
Lysander

war Herricks Schiff, nicht seins.
    Also sagte er nur leichthin: »Bis bald, Captain Herrick.« Dann kletterte er durch die Pforte in das wartende Boot hinunter. Als er in der Flicht saß und wieder bei Atem war, hatte der Kutter schon abgelegt, die Riemen hatten ihren Takt gefunden und zogen gleichmäßig durch die kabbelige See.
    Da erst bemerkte Bolitho, daß Pascoe ebenfalls im Boot saß. Seine dunklen Augen blitzten vor Erregung, und er winkte jemandem an Bord zu.
    Wütend flüsterte Allday ihm ins Ohr: »Ich wußte, daß Sie ihn zurücklassen wollten, Sir. Hat ja keinen Sinn, alle Eier in
eine
n

Korb zu tun, sozusagen.« Er wandte sich um, so daß die Rudergasten sein Gesicht nicht sehen konnten. »Aber Mr. Gilchrist hat ihn eingeteilt.«
    Bolitho nickte. Wenn er noch irgendwelche Zweifel über Herricks Ersten Offizier gehabt hatte – jetzt nicht mehr. Dadurch, daß er Pascoe zu dieser Aktion einteilte, hatte er zweierlei erreicht.
    Erstens konnte er behaupten, daß Bolitho seinen Neffen mitgenommen hätte, wäre eine Bevorzugung. Er würde seinen vollen Anteil am Ruhm ernten, wenn alles klappte. Und wenn nicht? Er sah den Jungen an. So aufgeregt war er selbst oft gewesen mit achtzehn Jahren. Wenn es aber nicht klappte, dann würde

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