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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Segelkürzen!‹ Den letzten, der oben ist, schreiben Sie auf!«
    Dann wandte er sich zu Herrick um. »Lagebesprechung, Sir?« Es klang irgendwie herausfordernd.
    Herrick nickte. »Aye, Mr. Gilchrist.« Und nach kurzem Zögern: »Geben Sie Signal: ›Kommandanten an Bord‹!«
    Bolitho wandte den Blick ab. Herrick hätte Gilchrist zurechtstauchen sollen, um ihm seine Arroganz ein für allemal auszutreiben.
    Eilig rannten die Matrosen von ihren Arbeiten an und unter Deck herbei und sahen sich kaum an, während sie auf ihre Stationen rannten. Bolitho sah Pascoe, der sich im Laufen den Rock zuknöpfte, aufs Achterdeck eilen und vor Gilchrist den Hut lüften. Dieser wies ihn an: »Seien Sie schärfer zu Ihren Leuten, Mr. Pascoe!«
    Pascoe sah ihn fragend an, seine Augen glitzerten im Sonnenlicht. Schließlich nickte er. »Jawohl, Mr. Gilchrist, das will ich sein.«
    »Das bitte ich mir auch aus, zum Donnerwetter!« sagte Gilchrist so laut, daß mehrere Matrosen stehenblieben und hinaufschauten.
    »Auf meinem Schiff gibt es keine Günstlinge!«
    Pascoe blickte kurz zur Kampanje hinauf, wo Bolitho noch stand, und drehte sich dann auf dem Absatz um; seine Leute scharten sich um Pascoe wie ein Schutzwall. Bolitho sah sich nach Herrick um, doch der stand an der Luvseite, weit entfernt von allem.
    Es dauerte eine Weile, bis die Spannung aus Bolitho wich. Gilchrist zeigte seine Absichten offen, aber zu früh. Er hatte seine Erwartung klar zum Ausdruck gebracht, daß der Kommodore die Autorität eines vorgesetzten Offiziers auch gegen den eigenen Neffen unterstützte. Gilchrist war ein bemerkenswerter Mann. In ihm steckte viel mehr, als der arglose Herrick sich träumen ließ. Normalerweise hätte kein Leutnant es gewagt, mit seinem Kommandanten, den er erst kurze Zeit kannte, so zu sprechen, wie Gilchrist vorhin. Und keine noch so wichtige private Beziehung konnte einen Leutnant vor einem Flaggoffizier retten, selbst vor einem Kommodore nicht, wenn der sich entschloß, in eigener Sache aufzutrumpfen. Bolitho war noch nie mit Gilchrist gefahren. Der Erste Offizier der
L
ysander

wußte andererseits eine ganze Menge über seinen Kommodore. Offenbar auch genug, um davon überzeugt zu sein, daß Bolitho nie einen Verwandten oder persönlichen Freund begünstigen würde. Doch warum ließ er sich das alles anmerken?
    Bolitho schritt zur anderen Seite des Decks und spürte eine Hitzewelle im Gesicht, als das Großsegel aufgegeit wurde und die Sonne sich wie eine erstickende Faust auf die Decksplanken senkte.
    Was gab Gilchrist so viel Selbstvertrauen? Er schaute nach den beiden anderen Zweideckern aus, die in ungerader Formation, aber unaufhaltsam aufschlossen. Farquhar vielleicht? War der so wild auf die Beförderung zum Flaggkapitän, daß er sich einen Verbündeten gewonnen hatte? Farquhar besaß bestimmt Verbindungen und auch Geld genug, um einen Mann in Versuchung zu führen. Oder war es Probyn? Unwahrscheinlich. Danach sah Probyn nicht aus. Der konnte von Glück sagen, daß er überhaupt ein Schiff in diesem Geschwader bekommen hatte, und würde sich schwer hüten, mit einer Intrige seinen guten Namen zu riskieren. Herrick? Ausgeschlossen.
    Allday erschien auf der Kampanje und tippte grüßend mit den Handknöcheln an die Stirn. »Es dauert mindestens noch eine Stunde, bis
Buzzar
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beim Geschwader ist, Sir.« Bedeutsam blickte er zum offenen Skylight. »Ihr Steward hat Wein in der Bilge kalt gestellt.«
    Bolitho hörte ihn kaum. »Hoffentlich bringt Javal gute Nachrichten.«
    Allday musterte ihn betroffen. Es sah dem Kommodore gar nicht ähnlich, seine Gedanken so offen auszusprechen; also mußte er Sorgen haben. Der Grund dafür konnte Alldays Überzeugung nach keinesfalls beim Geschwader liegen, denn in seinen Augen war Bolitho beinahe allmächtig. Auch an dieser schwarzhäutigen Catherine Pareja in London konnte es nicht liegen. Es hatte zwar allerhand Gerede gegeben, aber das war vermutlich nur blasser Neid.
    Sie war ja weiß Gott eine gutaussehende Frau und kümmerte sich einen Schmarren um das Gerede der Leute. Und eins stand fest: daß Bolitho seine letzte Verwundung überstanden hatte, war ihr Verdienst. Doch diese Affäre war aus und vorbei. Die beiden würden sich kaum wiedersehen.
    Also woran lag es sonst? An Leutnant Pascoe? Allday grinste.
    Ein munterer junger Teufel. Seinem Onkel sehr ähnlich und auch manchem der Porträts, die Allday in dem alten Hause in Falmouth gesehen hatte.
    Er fuhr zusammen, denn Bolitho

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