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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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die Augen in den Höhlen zerdrückt werden.« Er gab dem Soldaten einen kurzen Befehl, und dieser rannte hinaus.
    »Zerplatzen wie Weinbeeren.«
    Heiser rief Allday aus: »Sie werden doch nicht unsere Jungs damit martern lassen!«
    San Martins Gesicht war vor Erregung verzerrt. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sind Kriegsgefangene. Als solche werden Sie behandelt, solange Sie mir unterstehen.« Schwer atmend setzte er sich hin. »Jetzt trinken Sie Ihren Wein.«
    Plötzlich ertönte draußen vor dem Zelt ein furchtbarer Schrei. Allday ließ seinen Becher fallen. Pascoe stürzte zum Eingang, doch da hatte San Martin wie durch
Zaube
r

zwei Pistolen in den Händen.
    »Stehenbleiben! Das ist keiner von Ihren elenden Matrosen, nur ein Strafgefangener. Aber wenn Ihre Leute gesehen haben, wie er leiden muß, wird der Effekt derselbe sein.«
    Mit Augen, die so unbeweglich waren wie seine beiden Pistolen, musterte San Martin Pascoes schreckverzerrtes Gesicht. Die Schreie dauerten an – stundenlang, wie es ihnen vorkam; doch als sie verstummten, hing der höllische Laut noch lange im Zelt.
    San Martin steckte die Pistolen in den Gürtel zurück und sagte: »Seeleute sind redselig. Ich gehe jetzt. Versuchen Sie nicht, das Zelt zu verlassen, es würde Sie das Leben kosten.« Er nahm seinen Hut auf und schlug den Staub aus dem gelben Federbusch. »Wenn ich mit Ihren Matrosen gesprochen habe, werde ich über Ihre Schiffe Bescheid wissen – und wahrscheinlich über vieles mehr.« Er ging hinaus, und es wurde totenstill im Zelt.
    Dann sank Pascoe auf den Teppich und würgte schmerzhaft. »Er hat recht«, stammelte er.
    Allday sah seine Verzweiflung, das Zittern seiner wunden Schultern, das Pascoe vergeblich zu beherrschen suchte. »Nur ein Narr würde schweigen, wenn er diese Folter mitangesehen hat«, sagte er. Nach einer knappen Stunde kam der spanische Hauptmann zurück. Er setzte sich auf eine messingbeschlagene Kiste und sagte gelassen: »Einer Ihrer Leute war durchaus gewillt, mit mir zu sprechen.« Er lächelte melancholisch. »Machen Sie kein so bestürztes Gesicht,
Teniente
.

Auch meine Leute würden zu Verrätern, wenn sie in der gleichen Lage wären.« Dann wurde er dienstlich. »Ihre Schiffe sind seit über einer Woche in diesen Gewässern, ja? Sie wollen die Franzosen, unsere Verbündeten, ausspionieren. Diese Dinge gehen mich nichts an. Ich habe lediglich dafür zu sorgen, daß diese Hunde hier in der Bucht ordentliche Verteidigungsanlagen bauen.« Er tippte sich mit dem Rand des Weinbechers ans Kinn. »Eine Information habe ich jedoch bekommen, die an geeigneter Stelle von Wichtigkeit sein kann: Ihre Schiffe haben ein spanisches Fahrzeug gekapert.« Wütend verzog er den Mund. »Diese Idioten, die Sie hergebracht haben, waren so trunken von ihrem läppischen Sieg, daß sie sich ein Schiff unter ihren Nasen wegstehlen ließen!«
    Allday dachte an den Knotenstrick, und der Reiter mit der Peitsche tat ihm beinahe leid. Wie zur Bestätigung zischte San Martin: »Aber das wird nicht wieder vorkommen.«
    Mühsam beherrschte er sich. »Egal. Für Sie ist der Krieg vorbei. Sie werden an einen, äh, sicheren Ort transportiert, wo Sie Ihrem Rang gemäß untergebracht werden können. Zunächst lasse ich Ihnen etwas zu essen bringen«, schloß er gleichgültig. Jetzt, da er über die Gefangenen entschieden hatte, interessierten ihn Schiffe, eigene oder feindliche, offenbar überhaupt nicht mehr.
    Sie wurden von zwei Bewaffneten zu einem nahe gelegenen Zelt eskortiert, und kurze Zeit später brachte die Ordonnanz des Hauptmanns einen Korb mit Brot und Früchten, sowie einen Krug sauren Weines.
    Bitter sagte Pascoe: »Dann ist es aus mit uns, Allday. Es wird lange dauern, bis wir England wiedersehen.« Er wandte den Kopf ab. »Wenn überhaupt.«
    Vorsichtig, damit die Wachen ihn nicht sahen, trat Allday an die Zeltklappe. »Bis jetzt ist noch gar nichts aus«, sagte er grimmig.
    »Für eins können wir dankbar sein: dieses Schwabbermaul, mit dem der Don gesprochen hat, war einer von Javals Leuten. Nur die hatten wir ja im Kommando.«
    Pascoe sah auf. »Was macht das für einen Unterschied?«
    Allday trat von der Klappe zurück und goß Wein ein. »Von der
Lysander

hätte jeder gewußt, daß Sie der Neffe des Kommodore sind.« Jetzt war Pascoe betroffen, und Allday nickte. »Überlegen Sie mal, was der Don daraus gemacht hätte. Die hätten mit Ihnen als Geisel allerhand aushandeln können.«
    Pascoe starrte ihn an. »Daran

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