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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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verschüttetem Wein, aber die Soldaten forderten ihn auf, noch mehr zu trinken; schließlich hielten sie ihn aufrecht und gossen ihm Wein in den offenen Mund.
    Halbverhungert, ausgedörrt und in Angst vor dem Ungewissen Schicksal, verlor Stokes völlig den Verstand. Er taumelte, brüllte, tanzte, erbrach sich und fiel ständig hin – ein jammervoller Anblick. Doch sobald er keuchend am Boden lag, rissen sie ihn hoch und zwangen ihm noch mehr Wein auf.
    Morgens, als die Gefangenen losgebunden und auf dem rauhen Weg zusammengetrieben wurden, hatte Stokes immer noch dagelegen, wie er zuletzt hingefallen war, in einem großen Flecken ausgetrockneten Weines wie in einer Blutlache. Und sein Gesicht war eine Maske von Fliegen.
    Als Pascoe zu ihm treten wollte, stießen sie ihn weg. Keiner der Soldaten kümmerte sich darum, ob Stokes noch atmete. Als wären sie ihres Spielzeugs müde geworden und wollten nur noch weiter.
    Allday beschattete die Augen und musterte die blaue See jenseits der Hügel. Was für eine öde Gegend: Berge im Landesinneren, und hier an der Küste zerklüftetes Gelände mit Felsbrocken und Schotterrinnen. Kein Wunder, daß seine Füße so zerfetzt waren.
    Ein Peitschenknall, und wieder schlurften sie weiter. Als sie den letzten Hang hinangekeucht waren, stieß Allday atemlos hervor: »Schiffe, bei Gott!«
    Pascoe nickte. »Ja – drei Stück!« Er packte Allday beim Arm.
    »Sehen Sie doch – all diese Menschen!«
    Der Pfad, der zum Strand hinabführte und sich dort mit einem anderen, besser gebauten Weg vereinte, wimmelte von Menschen. Von fern sah es aus, als liefen sie so ziellos herum wie Ameisen, doch beim Näherkommen wurde deutlich, daß es sich um ein Arbeitskommando handelte. Hier und da waren bewaffnete Soldaten und Aufseher in Zivil zu unterscheiden, die wie Felsen in der wimmelnden Menschenflut standen.
    »Gefangene«, sagte Pascoe.
    »Ich glaube, eher Sklaven.«
    Die Wachen hatten Peitschen, und die zerlumpten Arbeiter wichen ihnen angstvoll aus.
    Allday sah sich die Schiffe genauer an. Zwei Briggs und ein gr ößeres Fahrzeug, wohl ein Transporter. Alle drei ankerten dicht unter Land; zwischen ihnen und an dem neuerbauten Pier fuhren ständig Leichter und Ruderboote hin und her. Zelte standen in sauberen Reihen am Fuß der Hügel. Auf der anderen Seite der Bucht, einem niedrigen, mit Gras und Heidekraut bewachsenen Vorland, war anscheinend eine Batterie, über der die spanische Flagge lebhaft flatterte.
    »Die Schiffe müssen schwer geladen haben«, murmelte Pascoe. Sie verstummten, als der Anführer der Reiter herangetrabt kam.
    Die Peitsche hing an seinem Bein herab, und die Schnur schleifte am Boden. Er deutete auf die Matrosen und brüllte einen Befehl.
    Zwei Reiter saßen ab und wiesen mit gezogenen Säbeln auf die erste Zeltreihe. Mit einem Peitschenschnippen wurden Pascoe und Allday von den Matrosen getrennt und zu einer anderen, kürzeren Reihe von Zelten gewiesen.
    Vor einem dieser Zelte sah Allday einen Offizier stehen, der ihnen entgegensah, die Augen mit dem Unterarm beschattend. Der Reiter brachte sie zu ihm. Gott sei Dank, dachte Allday. Der Offizier mochte zwar Spanier sein, war aber immer noch besser als diese Halbwilden.
    Der Reiter saß ab und machte dem Offizier Meldung, der nach kurzem Zögern auf sie zukam. Er war sehr schlank und trug einen weißen Uniformrock zu roter Kniehose. Als er näher kam, sah Allday, daß die elegante Uniform und die blanken Reitstiefel schon ziemlich abgewetzt waren; auch der Mann selbst sah aus, als habe er an diesem elenden Ort geraume Zeit verbracht.
    Ganz langsam ging er um die beiden herum. Sein gebräuntes Gesicht war sehr nachdenklich, doch ohne jede Gemütsbewegung.
    Als er wieder vor ihnen stand, sagte er in sorgfältigem Englisch: »Ich bin
Capitan

Don Camilo San Martin, vom Gardedragonerregiment Seiner Allerkatholischsten Majestät, des Königs von Spanien.« Er hatte ein sensibles Gesicht, zu dem der schmale, fast grausame Mund wenig paßte. »Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie mir die Ehre erweisen würden, mir Ihren Namen und Ihren, äh, Rang zu nennen.« Er hob die Hand. »Doch ehe Sie beginnen – ich warne Sie vor Lügen. Dieser Dummkopf da hat mir berichtet, wie sein Spähtrupp auf Sie gestoßen ist. Daß er Sie nach hartem Kampf überwältigen und herschaffen konnte.« Er richtete sich selbstbewußt auf.
    »Ich bin zur Zeit Befehlshaber dieses, äh, Unternehmens hier.« Langsam atmete Allday aus, als Pascoe antwortete:

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