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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Der einzige Ausweg
    Bolitho zog sich den Dreispitz fester in die Stirn. Die schwere, vierunddreißig Fuß lange Barkasse der
Lysande
r

stampfte in den kabbeligen Wellen; Gischt durchweichte die Insassen. Er spähte nach achtern, doch das Schiff war bereits im Dunkel verschwunden; er konnte gerade noch die weißen Schaumstreifen an den Riemen der beiden Kutter sehen, die mit ihm auf gleicher Höhe lagen. Trotz der sorgfältigen Vorbereitungen, obwohl die Eichenriemen mit öligen Lappen umwickelt und alle Waffen gut verstaut waren, kamen ihm die Geräusche schrecklich laut vor.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit jetzt nach vorn. Dort konnte er eben noch den Umriß der Gig ausmachen und gelegentlich ein phosphoreszierendes Aufspritzen, wenn ein Matrose im Bug mit dem Lot die Wassertiefe kontrollierte.
    Das Kommando in der Gig führte Plowman, Erster Steue rmannsmaat der
Lysander
,

vom Master selbst empfohlen. Wenn Grubb nicht selbst mitmachte, dann war Plowman der Nächstbeste, dachte Bolitho. Grubb hatte ihm mit seinem tiefen Brummen anvertraut, Plowman hätte in Friedenszeiten auf einem walisischen Handelsschiff diese Küste befahren. »Das behauptet er wenigstens, Sir. Aber ich schätze, er hat mit den Arabern ‘n bißchen schwarzes Elfenbein gehandelt.«
    Sklavenhändler oder nicht – jedenfalls führte Plowman die Flottille der überladenen Boote ohne die geringste Unsicherheit geradewegs auf die Küste zu.
    Seltsam: je wichtiger die Arbeit, um so fragwürdiger ist der Mann, den man dazu am nötigsten braucht, überlegte Bolitho. Gilchrist, der neben ihm saß, konnte offenbar seinen knochigen Körper nicht ruhig halten, er klemmte den Degen zwischen die Knie und keuchte nervös.
    Bolitho versuchte, nicht an die Möglichkeit einer Katastrophe zu denken; nicht an die Musketen und Säbel, die vielleicht da drüben in der Finsternis schon darauf warteten, ihn und seine Männer noch in der Brandung niederzumachen. Wahrscheinlich dachte Gilchrist mehr oder weniger dasselbe.
    In einem Kutter war ein Rudergast aus dem Takt gekommen; nervös rief Steere, der Fünfte Offizier: »Aufpassen da! Zu – gleich!«
    Die Boote waren überladen mit Matrosen und Seesoldaten, und das Pullen kostete eine Menge Kraft. Da war es nicht zu vermeiden, daß die Riemen quietschten, die Männer keuchten und fluchten.
    »Die Gig hat beigedreht, Sir«, rief der Bugmann.
    Bolitho beugte sich vor: jetzt sah er, daß die langen weißlichen Streifen nicht mehr von Plowmans Riemen kamen, sondern von der Brandung stammten.
    »Auf Riemen, alle Mann!« Der Bootssteuerer der Barkasse packte seine Ruderpinne fester. »Achtung im Boot!«
    »Verdammt, ich sehe überhaupt nichts«, fluchte Gilchrist.
    Beide Kutter stampften heftig. Die hellen Bootskörper, leuchtend in der Finsternis, wurden von der Strömung abgetrieben.
    Stahl klirrte, Stiefel scharrten: die Marine-Infanteristen machten sich zum Aussteigen fertig. Jetzt brauchte nur einer seine Muskete irrtümlich abzufeuern oder gegen den Matrosen zu fallen, der die Reißleine der auf einem Dreifuß montierten Drehbasse hielt, und mit aller Heimlichkeit war es vorbei.
    Bolitho hielt den Atem an, als Plowmans Gig aus der Finsternis auftauchte, an die Barkasse stieß und kaum dabei erzitterte. Hände streckten sich aus und hielten die Boote fest, dumpf polternd tauchte Plowman in der Achterplicht auf und murmelte: »Das ist ‘n ganz ordentlicher Strand, Sir.« Weiß glänzten seine Zähne, und er atmete so ruhig, als mache ihm die Sache Spaß. Vielleicht dachte er an die Zeiten, als er mit seiner Crew hier lebende Fracht übernommen hatte. »Nicht sehr breit, aber so, wie das Wasser aussieht, sind wir hier sicherer, als wenn wir noch weiter suchen.«
    »Recht so.«
    Bolitho versuchte, nicht an die Zeit zu denken. Es war wie ein inneres Stundenglas, in dem der Sand gnadenlos abrann.
    »Dann fahre ich also vor«, sagte Plowman und wandte sich um; doch Bolitho hielt ihn an. »Sobald wir an Land sind, übernehmen Sie die Wache bei den Booten, Mr. Plowman. Sie haben Ihre Sache sehr gut gemacht. Ich werde dafür sorgen, daß es Ihnen nicht vergessen wird.«
    Plowman protestierte: »Einer von meinen Leuten kann doch die Boote bewachen, Sir!«
    »Nein. Wir brauchen Sie später noch. Ich will nicht, daß mir der Mann, der Mr. Grubbs rechte Hand ist, in Spanien verlorengeht. Der Master würde mir das nie verzeihen!«
    Ein paar Männer lachten leise, und Plowman seufzte: »Da haben Sie vielleicht

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