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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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»Ich bin Leutnant Adam Pascoe von der Marine seiner Britannischen Majestät.«
    Die melancholischen Augen des Spaniers ruhten jetzt auf Allday.
    »Und dieser? Ich nehme an, er ist ebenfalls Offizier?« Er verzog leicht den Mund. »Von etwas niedrigerem Rang vielleicht?«
    »Ja.« Pascoe schwankte, doch seine Stimme blieb fest. »Decko ffizier.«
    Allday staunte über Pascoes Geistesge genwart, nach allem, was er durchgemacht hatte. Der Spanier schien die Lüge zu glauben. Wenn sie jetzt getrennt worden wären, hätte das jede Aussicht auf Flucht zunichte gemacht, wenn es überhaupt eine gab.
    »Gut«, lächelte
Capita
n

San Martin. »Sie sind sehr jung,
Teni
e
n
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.

Ich gehe daher wohl nicht fehl in der Annahme, daß Sie nicht auf eigene Faust handelten. Daß Sie von einem englischen Schiff kommen?« Mit der gleichen müden Bewegung wie eben hob er die Hand. »Ich weiß, Sie sind Offizier und an Ihren Eid gebunden. Das respektiere ich. Aber es muß ja einen Grund dafür geben, daß Sie hier sind.«
    Heiser sagte Pascoe: »Meine Leute,
Capita
n –

können Sie anordnen, daß sie verpflegt werden?«
    Der Spanier schien zu überlegen. »Alles zu seiner Zeit. Im Augenblick haben Sie und ich einiges zu besprechen.« Er deutete auf das Zelt. »Dort drin. Die Sonne brennt heute verflucht heiß.«
    Im Zelt war es kühl, und als sich Alldays Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah er, daß er auf einem dicken Teppich stand. Nach dem rauhen Weg war das Balsam für seine wunden, blasenbedeckten Füße.
    »Ich sehe an Ihrem Rücken«, bemerkte San Martin, »daß Sie unterwegs etwas rauh behandelt wurden.« Er zuckte die Achseln. »Es sind unwissende Wilde, aber gute Kämpfer. Mein Großvater pflegte noch Jagd auf sie zu machen, rein aus Sport.« Der Gedanke schien ihn zu amüsieren. »Aber die Zeiten ändern sich.«
    Eine Ordonnanz brachte Becher und schenkte Wein ein. San Martin nickte ihnen zu. »Setzen Sie sich doch, wenn Sie wollen. Sie sind jetzt Kriegsgefangene. Ich schlage vor, Sie genießen meine Gastfreundschaft, so gut Sie können.« Wieder lächelte er. »Ich war selbst Gefangener der Engländer und wurde vor einem Jahr ausgetauscht. Dabei lernte ich Ihr Volk verstehen, und auch die Sprache wurde mir geläufig.«
    »Ich muß darauf bestehen, Sir…« fing Pascoe an.
    Weiter kam er nicht. San Martin, mit einem Blick zum Zeltdach, schrie ihn an: »Bei mir haben Sie auf gar nichts zu bestehen,
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niente!«

Bei diesem Ausbruch rann ihm der Schweiß übers Gesicht.
    »Es kostet mich nur ein Wort, und Sie sind tot! Wie würde Ihnen das passen, eh? Diese Tiere da, die Sie draußen an der Straße und den Anlagen arbeiten sehen, sind Verbrecher; wäre die Arbeit hier nicht so wichtig, würden wir sie an die Ruderbänke der Galeeren ketten, wo sie hingehören, oder am Galgen verfaulen lassen. Zu denen könnte ich Sie stecken,
Teniente
.

Wie würde es Ihnen gefallen, an einen großen Besen gekettet zu arbeiten, Stunde um Stunde nach Trommelwirbel und Peitschenhieb zu leben – eh?« Er war immer noch außer sich. »Da hätten Sie wenig Zeit, auf etwas zu
bestehen
,

das kann ich Ihnen sagen!«
    Allday sah, daß der Soldat mit der Weinflasche heftig zitterte. Er kannte und fürchtete anscheinend die Wutanfälle seines Vorgesetzten.
    Etwas ruhiger fuhr dieser fort: »Ihr Schiff – oder vielleicht sogar Ihre Schiffe – sind in diesen Gewässern, um uns Schaden zuzufügen.« Wieder lächelte er gelassen. »Ihren Kommandanten – ob ich den wohl kenne?«
    Ohne die Antwort abzuwarten, schritt er aus dem Zelt. Eilig flüsterte Pascoe: »Er weiß nichts von dem Schoner.«
    »Zum Teufel mit dem Schoner, Mr. Pascoe. Was wollen Sie ihm sagen?«
    Ehe er antworten konnte, war der spanische Hauptmann wieder da. Vorsichtig legte er eine Hanfschlinge auf den Tisch, trat einen Schritt zurück und betrachtete sie prüfend.
    »Sie ist, wie Sie sehen, am Ende zusammengespleißt«, erklärte er sachlich. »Hier und hier –«, er tippte mit dem Finger darauf –, »sind zwei Knoten darin: der Schmerzensring. Unsere Inquisitoren fanden ihn recht nützlich, um Schuldbekenntnisse zu erhalten – in Amerika, glaube ich.« Er sah Pascoe fest ins Gesicht. »Wenn ich Ihnen den um den Kopf legen lasse, passen die Knoten genau auf Ihre Augen. Dreht man die Schlinge von hinten enger, wird der Schmerz unerträglich, das kann ich Ihnen versichern.« Er nahm die Schlinge auf und warf sie der Ordonnanz zu. »Am schlimmsten ist es natürlich, wenn

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