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Eine Liebe in Den Highlands: Roman

Eine Liebe in Den Highlands: Roman

Titel: Eine Liebe in Den Highlands: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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lehnte
sich einen Augenblick an die Tür und war zum ersten Mal dankbar für die Kälte.
Davon abgesehen trug sie immer noch ihre Jeans.
    »Das ist genau der richtige Zeitpunkt, um aus dem
Fenster zu klettern«, murmelte sie, »und in die Berge zu flüchten. Dann brauche
ich mich nicht umzuziehen, mich in einen halbwegs salonfähigen Zustand zu
versetzen und all den Leuten gegenüberzutreten, die reichlich Zeit hatten, sich
zurechtzumachen.«
    Sie trat vor den Spiegel, um sich einen Überblick über
das Ausmaß der vor ihr liegenden Aufgabe zu verschaffen, und schloss die Augen.
Mit einem einzigen schnellen Blick hatte sie ihr tiefrotes Gesicht erfasst, ihr
Haar, das ihr in der Stirn klebte und dringend gewaschen werden musste, sowie
die Tatsache, dass entweder der Lidschatten vom Morgen verschmiert war oder
unheilbare Müdigkeit (im Endstadium) tiefe Schatten unter ihre Augen geworfen
hatte. Es musste wohl Müdigkeit sein - sie hatte doch sicher keine Zeit gehabt,
Make-up aufzulegen, oder? Jenny seufzte. Der Morgen lag eine halbe Ewigkeit
zurück; wie konnte sie sich da erinnern, wozu sie Zeit gehabt hatte und wozu
nicht?
    Den ganzen Tag lang hatte sie Gemüse geputzt, das
Dessert zubereitet, sauber gemacht, Blumen und Platzdeckchen arrangiert, Schüsseln
und Schalen gesucht, Sprünge kaschiert, Porzellan zusammengestellt und den
Tisch immer wieder aufs Neue gedeckt, und mittlerweile scherte es sie nicht
mehr, ob das Rindfleisch die Beschaffenheit von Stiefelleder hatte, ob die
Kartoffeln eher matschig oder kross waren oder Klumpen von der Größe von
Torfkohlen in der Soße schwammen. Sie war nicht klumpig gewesen, als sie sie in
der Küche hatte stehen lassen, aber wie sie ihr Glück kannte, hatten die
Klumpen bestimmt nur darauf gewartet, dass sie zu rühren aufhörte und wegging,
bevor sie sich entwickelten.
    Zumindest der geräucherte Lachs, der zum Aperitif
gereicht werden sollte, konnte nicht verderben, was immerhin ein Trost war.
    »Und jetzt musst du dich umziehen und nach unten
gehen, Jenny«, befahl sie sich entschlossen.
    Henry, der an ihre Tür klopfte, bestätigte das. »Nun
mach schon, Jenny! Die Leute sind bereits da! Du kannst nicht den ganzen Abend
damit zubringen, dich herauszuputzen.«
    »Warum nicht? Du hattest eine gute halbe Stunde Zeit
dafür.«
    »Sei nicht so kindisch. Lady Dalmain braucht dich.«
»Geh du schon mal runter. Ich beeile mich.« Sie stieß ein lautes, frustriertes
Heulen aus und blieb mit voller Absicht im Raum stehen, ohne irgendetwas zu
tun. Henry war den Tag über unterwegs gewesen und hatte keinen Beitrag zu den
Vorbereitungen für die Party geleistet, abgesehen von einigen unpraktischen
Vorschlägen und einer flüchtigen Beschäftigung mit den Blumenarrangements.
Felicity war zwar hilfsbereiter gewesen, hatte aber auch nicht viel getan,
sondern war den ganzen Tag über mit Schlamm im Gesicht und Lockenwicklern in
den Haaren durchs Haus geirrt oder hatte sich die Nägel immer wieder neu
lackiert. Es war ein wichtiger Tag für sie, das begriff Jenny, aber trotzdem
konnte sie nicht ganz den Wunsch unterdrücken, Felicity hätte nicht gar so
lange gebraucht, um sich zurechtzumachen.
    Lady Dalmain hatte so oft ihre Meinung darüber
geändert, welcher Gast welchen Teller, welches Glas oder welches Besteck
bekommen sollte, dass Jenny zu guter Letzt erklärt hatte: »Da wünscht man sich
doch, Sie hätten statt all dieser wunderschönen Antiquitäten einfach ein ganz
gewöhnliches Nullachtfünfzehn-Porzellan, Gläser aus Pressglas und Besteck aus
rostfreiem Stahl, nicht wahr? Soll ich im Hotel anrufen und mich erkundigen,
was wir uns dort ausleihen können?«
    Manchmal muss man eben grausam sein, um nett zu sein,
dachte sie, während Lady Dalmain, die das blanke Entsetzen ob dieses Vorschlags
beinahe in eine Ohnmacht stürzte, in Richtung Badezimmer entschwand.
    Jetzt zwang Jenny sich, sich der ewigen Frage zu
stellen: Sollte sie sich das Haar waschen oder nicht? Nötig hatte es das; daran
bestand kein Zweifel. Dafür hatten Schweiß, Dampf und Nervosität gesorgt, doch
konnte sie das Haar in weniger als einer Stunde trocken und zu irgendeiner Art
von Frisur gefönt bekommen?
    Sie bürstete es. Es war ziemlich lang geworden, seit
sie von zu Hause weggegangen war, und sie hielt es sich im Nacken zusammen.
Wenn ich es aufstecke, dachte sie, sieht man nicht so sehr, dass es schmutzig
ist. Ich kann in Felicitys Zimmer nach Haarnadeln und Clips suchen und in
maximal fünfzehn Minuten

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