Eine Liebe in Den Highlands: Roman
blickte in ihr Glas, das immer noch genügend
Alkohol enthielt, um die schmerzfreie Amputation eines Armes oder Beines zu
ermöglichen. »So in etwa. Jetzt erzählen Sie mir schnell von Ihrer alten
Flamme, bevor der Herr persönlich hier erscheint.« So eine vertrauliche Frage
war zwar ein Risiko, aber Jenny wollte gern das Thema wechseln, und die meisten
Frauen sprechen gern von ihren Männern.
»Wie ich schon erwähnte, bekam er nie die Gelegenheit,
zu einer Flamme zu werden. Mama erklärte mir damals, er sei gewöhnlich und ich
dürfe mich nicht auf ihn einlassen. Mit Anfang zwanzig hatte ich keine andere
Wahl. Ich fürchte, sie ist ein wahnsinniger Snob.«
Über diese Feststellung des Offensichtlichen ging
Jenny hinweg und erkundigte sich: »Und wie haben Sie den Kontakt wieder neu
geknüpft?«
»Eine Freundin von mir hält auf der anderen Seite des
Tales Alpakas. Lachlan ist eine Art fahrender Alpakascherer. Sie hat seinen
Namen einmal erwähnt, und da kam mir die Idee, es könne der gleiche Lachlan
sein, den ich damals gekannt habe. Schließlich brachte ich den Mut auf, mich
bei ihm zu melden, und habe ihm gesagt, er müsse unbedingt einmal herkommen,
wenn er wieder in der Gegend sei.« Felicity leerte ihr Glas. »Ich habe keine
Ahnung, warum er zugestimmt hat. Ich bin sicher, er ist verheiratet oder hat
eine Freundin oder so was. Entweder das oder er muss denken, dass ich eine
totale Schlampe bin, ihn einzuladen.«
»Ich bin sicher, dass er das nicht denkt.«
»Denn eigentlich bin ich, was immer meine Mutter auch
behaupten mag, keine totale Schlampe. Ich bin nur sehr allein. Und wenn ich
nicht bald etwas unternehme, um mein Leben zu ändern, dann werde ich für den
Rest meines Lebens hier festsitzen und mich um Mama kümmern können. Für den
Rest ihres Lebens und meines - denn sie ist gesund wie ein Ochse.«
»Ich verstehe«, murmelte Jenny, der etwas unbehaglich
zu Mute war. »Nun, gut, dass Sie etwas unternommen haben.«
Felicity seufzte. »Kommen Sie. Ich werde Ihnen Ihr
Zimmer zeigen. Sie können dort Ihre Sachen auspacken und so weiter und dann so
gegen sieben hinunter in den Salon kommen, um vor dem Essen noch einen Schluck
zu trinken. Lachlan kommt ungefähr um halb acht. Es wird besser sein, wenn Sie
bei seiner Ankunft anwesend sind. Dann wird Mama nicht in der Lage sein, allzu
viel Theater zu machen.«
Jennys Zimmer war groß und befand sich in einem der
kleinen Türme. Das bedeutete eine Vielzahl von Fenstern mit Panoramablick. Und
es hieß, dass es zog wie Hechtsuppe, wie ihre Mutter es formuliert hätte. Wie
gewünscht stand ein als Schreibtisch benutzbarer Tisch im Zimmer, dazu ein
hohes, altmodisches Bett, eine Kommode und ein Kleiderschrank.
»Ich habe eine der Schubladen leer geräumt, und im
Kleiderschrank ist auch etwas Platz«, erklärte Felicity. »Wir haben eine
separate Telefonleitung legen lassen, wie gewünscht.« Das fügte sie mit einem
sichtbaren Schaudern hinzu. »Mama war außer sich! Wir sind immer angehalten,
sparsam …«
»Aber die Firma hat doch gezahlt?«, unterbrach Jenny
sie.
»Oh, ja, doch Mama hasst es, Geld zu verschwenden,
selbst wenn es nicht ihr eigenes ist, es sei denn, für irgendetwas, das ihre
Billigung findet, zum Beispiel Bücher oder Antiquitäten. Nichts, was mit
Elektronik auch nur entfernt zu tun hat, gehört dazu. Trotzdem hoffe ich, dass
alles recht ist. Zum Badezimmer geht es über den Flur. Meine Mutter hat ihr
eigenes Bad, und wir anderen teilen uns das auf dem Flur.«
»Zeigen Sie mir einfach, wo es ist. Das Haus ist so groß,
ich werde mich sicher verlaufen.«
»Oh, kein Problem.« Felicity ging ihr durch den Flur
voraus. »Hier ist es. Benutzen Sie die Dusche erst gar nicht; sie funktioniert
nicht. Und in der Wanne ist es immer kalt, weil nie genug heißes Wasser da ist,
um sie ganz zu füllen. Ich lasse normalerweise einen Eimer mit heißem Wasser
voll laufen, mit dem ich mich, in der Badewanne stehend, wasche, und dann spüle
ich mich mit einem Plastikkrug ab. Meine Mutter hat einen eigenen
Heißwasserbereiter in ihrem Bad.«
»Oh. Ja, gut«, sagte Jenny und schwor sich, ihre
Arbeit so schnell wie möglich zu erledigen. Es hatten sie zwar alle, vor allem
Henry, gewarnt, dass es in Schottland viel kälter als in England sei, aber
niemand hatte erwähnt, dass sich das auch auf das Wasser bezog.
»Also, wir sehen uns dann um sieben Uhr unten im Salon?«
»Wenn ich es schaffe, ihn zu finden, ja.«
Jenny lief wieder hinunter, um ihre
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