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Eine Liebe in Den Highlands: Roman

Eine Liebe in Den Highlands: Roman

Titel: Eine Liebe in Den Highlands: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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sie
augenblicklich verstummen würden, sobald die Fremde eintrat. So wusste sie
wenigstens, dass sie jetzt der Gegenstand der Unterhaltung war. Aber sie holte
einfach tief Luft und ging hinein.
    »Ach, hallo«, rief Felicity und sprang auf. »Da kann
ich Sie gleich meiner Mutter vorstellen. Mama, dies ist Genevieve Porter.
Jenny, das ist meine Mutter, Lady Dalmain.«
    Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend wandte
Jenny sich zu der Matriarchin um.

Kapitel
3
     
     
    Die Frau, die sich jetzt erhob, trug ein Tweedkostüm
mit Seidenbluse. Sie musste früher ganz gut ausgesehen haben, aber inzwischen
waren ihre Lippen und Augen vor Bitterkeit und Unzufriedenheit
zusammengekniffen. Ihr ergrauendes Haar trug sie in einem Knoten im Nacken.
Eine dicke Goldkette passte nicht recht zu der Crepe de Chine, umso besser
dagegen zu den schweren Goldohrringen - die Familie stand offenbar auf Juwelen,
dachte Jenny. Lady Dalmain, die sich kerzengerade hielt, streckte ihr
majestätisch die Hand entgegen. Sie war bedeckt von Ringen und wie geschaffen
dafür, um jeden, der sie zu ergreifen wagte, auf sichere Distanz zu halten.
    Vielleicht lag es an dem Whisky, den sie bereits
getrunken hatte, vielleicht aber auch daran, dass die Situation so theatralisch
wirkte, jedenfalls fand Jenny langsam Gefallen daran, wie abartig das Ganze
auch sein mochte.
    Ein gewaltiger Hirsch, dessen Kopf aus der Wand hinter
Lady Dalmain hervorbrach, schien leicht zu blinzeln, und andere schlecht
ausgestopfte Tiere starrten gläsern ins Nichts. Verblasste Gobelins mit
Kriegern in Schottenröcken und Jungfrauen, die der Ohnmacht nahe waren, hingen
traurig an den eichengetäfelten Wänden. Auf den kleinen Tischen, die hier und
dort standen, machten sich Holzlampen mit Kristallglasanhängern den Platz mit
Porzellanfiguren Flora MacDonalds und diverser Highlander mit Löwen zu ihren
Füßen streitig. Verewigt in Sepia, starrten zahlreiche Generationen der Familie
grimmig aus reich verzierten Rahmen auf sie herab. Es gab genug in die Enge
getriebene Hirsche, Jagdhunde und Hochlandrinder in Silber, um damit einen
kleinen Zoo zu bestücken. Jenny konnte sogar einen aus einem Elefantenfuß
gearbeiteten Papierkorb entdecken. Felicity war neurotisch und ihre Mutter
offensichtlich ein Monstrum, aber trotzdem hatte die ganze Situation auch eine
komische Seite. Ihre Mutter, Henry und dessen Freunde würden auf eine
detaillierte Beschreibung brennen. Und Henrys Mutter wäre gewaltig beeindruckt
gewesen.
    Dann sah Jenny plötzlich, welche Mühe Felicity hatte,
nicht an den Nägeln zu kauen, und fühlte sich plötzlich schuldig, weil sie sich
über all das lustig machte. Sie, Jenny, konnte ja leicht darüber lachen, wie
furchtbar alles in diesem Haus war, sie konnte einfach heimfahren zu Henry, in
dessen hübsche Wohnung, wenn sie ihre Arbeit erledigt hatte. Für sie war bis
Weihnachten in Schottland definitiv alles beendet. Felicity aber musste hier
leben.
    Jenny ergriff vorsichtig die ausgestreckte Hand ihrer
Gastgeberin, denn sie hatte nicht vor, sich an den antiken Diamanten zu
verletzen.
    »Guten Abend, Miss Porter«, sagte Lady Dalmain mit
tiefer, überraschend melodiöser Stimme. »Sind Sie möglicherweise mit den
Porters von Wilmsbury verwandt? Eine sehr alte Familie.«
    »Nein, ich denke, wir gehören zu den Porters von
Billinesgate.« Dann biss sie sich auf die Lippen; dies war nicht die richtige
Gelegenheit für einen Scherz. Sie stellte sich vor, wie Henry ihr einen
tadelnden Blick zuwarf; seine Mutter nahm sie seiner Meinung nach auch nicht
immer ernst genug.
    Aber Lady Dalmain nickte nur weise, und einen
Augenblick lang fragte sich Jenny, ob es vielleicht wirklich so etwas wie eine
Familie der Porters von Billingsgate gab.
    »Meine Tochter haben Sie ja schon kennen gelernt«,
fuhr Lady Dalmain fort. »Aber mein ältester Sohn, Philip, ist leider
aufgehalten worden. Er wird uns später Gesellschaft leisten.«
    Felicity gab einen Laut von sich, der darauf
hindeutete, dass Philips »Aufenthalt« vielleicht taktische Gründe hatte,
äußerte sich aber nicht dazu.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte Lady Dalmain; den
Zwischenruf ihrer Tochter hatte sie entweder nicht gehört, oder sie nahm keine
Notiz davon. »Felicity, reich Miss Porter ein Glas Sherry!«
    »Oh, bitte, nennen Sie mich Jenny.«
    »Vielleicht zieht sie auch einen Whisky vor?«, meinte
Felicity.
    »Bei uns heißt es nicht: ›ein Whisky‹, Felicity. Falls
Miss Porter Whisky bevorzugt, kann

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