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Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition)

Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition)

Titel: Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margarete Mitscherlich
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Frauen war so gut wie gar nicht gefragt. Entsprechend entstand eine Hierarchie der Überordnung und Unterordnung, der eine Verschiebung von Aggressionen auf Minderheiten oder »Feinde« korrespondiert, d.h. hin zu paranoiden Projektionen in Feindbildern, die als wesentliche Grundlage für die Entstehung von kriegerischen Konflikten angesehen werden müssen.
    Die Angst der Frau vor Liebesverlust
    Rationalität und Erfolg um ihrer selbst willen führten zu einem Fortschrittsdenken. Ihre Folge waren und sind Kernkraftwerke, atomare Waffen und Umweltzerstörung. Diese »Werte« unterstützen das narzisstische Männlichkeitsgehabe, hinter dem die Impotenzangst des Mannes lauert und ihn deshalb in besonderem Ausmaß von der Bewunderung durch Frauen abhängig macht. Gleichzeitig legt der durchschnittliche Mann weit größeren Wert auf die Anerkennung und das Urteil in der ihn umgebenden Männerwelt, da diese in seinen Augen ja sowieso weit oberhalb der der Frauen rangiert. Bleibt dem Mann aber die Bewunderung der Frauen versagt, wird er leicht gewalttätig oder zu einem aggressiven Frauenverächter.
    Frauen, wenn sie sich aus der Gesellschaft heraushalten lassen, neigen dazu, sich unkritisch mit den Idealisierungen durch die Männer zu identifizieren, die eindeutigen Zwecken dienen. Indem sie deren Idealisierung ihrer Mütterlichkeit und Aufopferung für die Familie teilen, tragen sie zur Verewigung der gesellschaftlichen Macht der Männer bei, d.h. zu deren destruktiver Politik und deren »wertfreier« Wissenschaft, aber nicht nur das, sie tragen auch zu ihrer eigenen kontinuierlichen Entwertung als Frau bei.
    Die von Männern – auch von Frauen – so viel gerühmte weibliche Friedfertigkeit und Mütterlichkeit, die es in dieser Unkompliziertheit natürlich sowieso nicht gibt, ist nun einmal kein Allheilmittel gegen männliche Gewalt oder gegen männliche Selbstidealisierung. Sie fördert nicht nur die männliche Selbstverborgenheit, sondern auch diejenige der Frauen. Wie schwer es aber ist, sich dem Trend einer Gesellschaft und deren von uns verinnerlichten Werten zu widersetzen, darüber sollte man sich als Frau keinen Illusionen hingeben. Denn Frauen, die sich offen um Einfluss, Verantwortung und Macht, um eine neue Definition von Weiblichkeit oder von männlichen und weiblichen »Tugenden« bemühen – sei es im Beruf, in der Politik, in der Familie oder zwischen den Geschlechtern –, leben gefährlich. Sie werden nicht nur von Männern, sondern oft auch von ihresgleichen abgelehnt und verfolgt. Leicht wird es Frauen gewiss nicht gemacht, aus dem ihnen aufgezwungenen, aber auch von ihnen selber verinnerlichten Opferdasein auszusteigen.
    Im Patriarchat ist die Frau ein Mangelwesen, kein dem Mann entsprechender vollwertiger Mensch. Psychoanalytisch wird sie durch den Nicht-Besitz des Phallus definiert und ihre Kreativität auf Biologie reduziert. Aber berechtigter noch als der institutionalisierten Psychoanalyse kann man der Aufklärung diesseits und jenseits der Entdeckung des Unbewussten vorwerfen, dass sie fast ausschließlich eine Sache von Männern war. Ein Frauenzimmer sei weder fähig noch berechtigt, »Bürger oder Gesetzgeber« zu heißen, befand schon Immanuel Kant kategorisch. Die bürgerliche Gesellschaft war ein durch und durch männliches Gebilde: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit hieß es. Wer versuchte, entsprechende Rechte für Frauen durchzusetzen, endete, wie an manchen Beispielen von Frauenschicksalen in der Französischen Revolution leicht darzustellen ist, auf dem Schafott. Aufklärung von Frauen, aktive Teilnahme an Politik und Geschichte machen sie nur »männlich« oder zu einer Art Megäre, heißt es dann. »Da werden Weiber zu Hyänen und treiben mit Entsetzen Scherz; noch zuckend, mit des Panthers Zähnen zerreißen sie des Feindes Herz«, so schrieb Schiller in seinem Lied an die Glocke über Frauen, die an der Französischen Revolution teilnahmen.
    An Unterdrückung haben sich allzu viele Frauen gewöhnt, an »Liebesverlust« nur wenige. Von Frauen wird zudem gern behauptet, sie seien nur scheinbar die Unterdrückten, faktisch aber die Beherrschenden. »Die Frau ist der Hals des Mannes«, lautet ein bekanntes Sprichwort. Von ihr hänge es ab, wem oder was er sich zuwendet. Sie solle zumindest nach außen hin vom Mann abhängig bleiben, dann hätte sie immer noch genügend Macht, ihn indirekt zu beherrschen, eine Macht, die sich verbergen ließe und deshalb von der Gesellschaft

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