Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition)
Frauen darüber, sich für gleiche Bildungsmöglichkeiten, für politische und rechtliche Gleichstellung der Geschlechter sowie für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit einzusetzen. Wenn es aber um ihre Rolle in der Gesellschaft oder um das »Wesen der Frau«, um »Weiblichkeit« geht, neigen Frauen bis heute dazu, sich den Werten der Männer und deren Weiblichkeits- und Männlichkeitsvorstellungen anzupassen.
Unsere mühsam errungene »Demokratie« blieb deswegen über lange Zeit eine Demokratie der Männer und ist es noch heute weitgehend. Zwischen Männern besteht – trotz aller Rivalitätskämpfe – offenbar eine starke homoerotische Bindung, die den Frauen fehlt. Macht und Erfolg machten erotisch, so heißt es im Volksmund. Ohne gemeinsamen Kampf um gesellschaftliche Macht gibt es offenbar wenig erotische Ausstrahlung, was auch heißt, wenig kraft- und lustvolle Bindung der Frauen untereinander.
Erst nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, der Niederlage einer ungebrochen hierarchisch geordneten Männerherrschaft, erhielten die deutschen Frauen das Wahlrecht. In Frankreich bekamen sie es 1944, zu einer Zeit, als auch dort die Niederlage einer Männergesellschaft unübersehbar geworden war. In der Schweiz, wo die Männer nie einen Krieg verloren haben, wurde das Frauenwahlrecht erst 1971 eingeführt, einige Kantone blieben noch bis vor kurzem davon ausgeschlossen.
Zur Unfähigkeit, die Frauenfrage zu lösen, trägt die Tradierung alter Vorurteile, die schon in der Kindheit verinnerlicht wurden, Grundsätzliches bei. Eine Erziehung, geprägt von gesellschaftlichen Vorstellungen über quasi angeborene »männliche« und »weibliche« Eigenschaften, produziert das geschlechtsspezifische Rollenverhalten und die bewussten bzw. unbewussten Methoden einer gesellschaftlichen »Arbeitsteilung« zwischen den Geschlechtern. Um sich zu befreien, geht es für Frauen deshalb darum, sich von tradierten Rollenvorstellungen und einer eingefahrenen Arbeitsteilung zu lösen. Mit der Übernahme der Opferrolle machen sie sich selber vor, für immer machtlos und für immer unschuldig zu sein.
Die neue Frau
Ich stelle einige Punkte zusammen, um anschaulich zu machen, was das ist: die neue Frau.
1. Eine selbständige, meist berufstätige Frau, die ihren Selbstwert nicht mehr von der Bestätigung durch den Mann und durch die von Männern vertretene Gesellschaft abhängig macht.
2. Eine Frau, die aufhört, ihre Weiblichkeit ausschließlich durch die Rolle der Ehefrau und Mutter bestimmen zu lassen.
3. Eine Frau, die sich zu den seit Jahrhunderten von Männern gemachten gesellschaftlichen und familiären Werten kritisch verhält, also auch zu dem, was bisher unter »männlich« und unter »weiblich« verstanden wurde.
4. Diese neue Frau existiert, auch wenn das nach wie vor bestehende Patriarchat ihr Bestehen zu leugnen versucht.
Die Kritik an bisherigen Frauen- und Männerbildern macht sich in breiten Schichten der weiblichen Bevölkerung bemerkbar. Verhaltensweisen, Leitbilder und Lebensziele vieler Frauen haben sich geändert, wie das auch bei dem Streik der Frauen, der vor einiger Zeit in der Schweiz stattfand, deutlich sichtbar wurde. Auch eine nicht unbedeutende Zahl intelligenter Männer hat die Kritik der Frauen als berechtigt erkannt und sie sich zu eigen gemacht.
Was sind männliche, was weibliche Werte? Unter männlichen Werten verstand man bisher: Gefühlsabwehr, Durchsetzungsfähigkeit, Härte, Erfolg, Leistung, rigide Ordnung und Gesetzestreue, hierarchisches und »rationales« Denken, starkes Selbstwertgefühl und Chauvinismus. Von Frauen hingegen forderte man: Gefühle, Aufopferungs- und Hingabefähigkeit, Mütterlichkeit, vor allem Liebe für die Schwachen dieser Welt – die armen Ehemänner einbezogen –, aber nicht für Minderheiten, die gesellschaftlich abgelehnt werden oder Sündenbockfunktion haben. Zur begehrten Weiblichkeit, gesehen mit den Augen der Männer, gehört auch die Anpassung an bestehende Rollenbilder, Schönheit, »weibliche Attraktivität«, da diese ja den narzisstischen und beruflichen Wert des jeweiligen Gatten oder Geliebten steigert.
Machen wir uns nun klar, wozu diese Einteilung in »männliche« und »weibliche« Werte geführt hat. In der Familie kam es zur tyrannischen Infantilisierung vieler Männer und zu einer Vorwurfshaltung vieler Frauen, die mit Aufopferungssucht verbunden ist. Die Gesellschaft wurde von Männern, d.h. von »männlichen Werten« beherrscht, die Meinung der
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