Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
der Theke mit Chiara plaudern. Sie wandte sich wieder zu Alessandro
und wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Hast du keine Lust,
weiterzuspielen? Du warst gerade so gut in Fahrt!“
„Ich kann das hier eigentlich
überhaupt nicht, Maurizio hat’s mir ein bisschen erklärt, aber diese Form von
Billard hab ich vorher noch nie gespielt.“
„Billard alla Goriziana? Dann
machen wir eben mit dem Unterricht weiter. Aber wir fangen wohl am besten ganz
von vorne damit an.“
Zuerst erklärte er ihr grob die
Regeln.
„Bei diesem Spiel geht es darum,
möglichst viele Punkte zu sammeln, die werden dann dort drüben“, er deutete auf
eine digitale Anzeigentafel an der Wand, „eingetippt und gespeichert. Du
spielst mit deiner Kugel die gegnerische und die muss dann die in der Mitte
stehenden Männchen umwerfen. Jedes Männchen, das du triffst, bringt dir Punkte
und wenn du über Bande spielst, bevor du die gegnerische Kugel triffst, gibt’s
pro Männchen die doppelten Punkte. Die heißen übrigens ‚birilli’…“
„Was? Wie heißen die?“
Lara brach in Gelächter aus, während
Alessandro schmunzelte.
„Beim Unterricht bitte etwas mehr
Respekt, ja?“
„Ja, Herr Lehrer“, sie prustete
immer noch. „Wie geht’s jetzt weiter?“
„Jetzt spielen wir und alles
andere erkläre ich dir dann nach und nach. Ich fange jetzt einfach mal an, damit
du siehst, wie es geht!“
Konzentriert beugte er sich über
den Tisch und visierte seine Kugel an. Während er spielte, beobachtete Lara ihn
skeptisch.
Was war das eben für eine
Vorstellung gewesen? Er hatte wohl Maurizio einfach weggeschickt und der hatte es
sich offensichtlich gefallen lassen.
Alessandro trug Jeans, ein
schwarzes Hemd und einen blauen Lederblouson, dessen Ärmel er lässig bis fast
zu den Ellenbogen hochgeschoben hatte. Er bewegte sich mit einer katzenhaften
Geschmeidigkeit und Lara ertappte sich plötzlich dabei, dass sie seine ihr
zugewandte Kehrseite fixierte. Hastig senkte sie den Blick und spielte an ihrem
Queue herum. Gerade noch rechtzeitig, denn eine Sekunde später wandte er sich
zu ihr um.
„Du bist dran. Ich hab keine
Punkte gemacht und dir deine Kugel auch noch schön hingelegt.“
„Na“, meinte sie skeptisch, „dann
wollen wir mal sehen, was ich gelernt habe …“
„Du musst öfter spielen, dann
kriegst du Übung“, riet er.
„Ich weiß“, meinte sie, während
sie sich hinunterbeugte und die weiße Kugel ins Visier nahm, „aber bisher hatte
ich dazu kaum Zeit und Gelegenheit.“
„Wenn du noch länger hier
bleibst, dann könnte sich das ja schnell ändern. Versuch mal, die weiße Kugel
hier zu treffen und spiel nicht zu heftig.“
Sie schoss trotzdem daneben und
er kam an die Reihe.
So sehr sie sich auch bemühte,
sie hatte keine Chance. Er punktete, sie spielte Fouls – auch das gab es
erstaunlicherweise bei diesem Spiel, und zwar dann, wenn sie die Kegel mit
ihrer eigenen Kugel umschoss - und schenkte ihm damit noch mehr Punkte, und so
beendete er die Partie ziemlich schnell.
„Komm, wir trinken was“, schlug
er vor und sie setzten sich an einen der Tische am Fenster, der gerade frei
geworden war.
Lara kam sich unbeholfen und
linkisch vor, das war ihr schon lange nicht mehr passiert. Stell dich nicht so
dumm an, was soll denn das, kritisierte sie sich in Gedanken. Aber sie fühlte
sich zu befangen, um einfach mit ihm drauflos zu plaudern, also beschloss sie,
den Stier bei den Hörnern zu packen.
„Alessandro, hör mal, ich hab
erfahren, dass an diesem Abend vor ein paar Tagen dein Geburtstag war, also
nachträglich noch alles Gute! Und dann wollte ich dir noch mal sagen, dass es
mir unheimlich leid tut wegen ...“
Er unterbrach sie ein wenig
schroff, wie sie fand.
„Antonio hat also geplaudert,
was? Komm, lass das, wir wollten doch nicht mehr darüber reden, oder?“
„Schon, aber warum hast du mir
nichts gesagt?“
„Es war mir nicht so wichtig. Sag
mal", wechselte er das Thema, „wie lange bleibst du denn noch hier?“
„Keine Ahnung“, sie nippte an dem
Prosecco, den er ihr bestellt hatte. „Warum?“
„Nur so. Wenn du noch ein paar
Tage bleibst und mitkommen möchtest, könnten wir ja mal einen kleinen Ausflug
machen, irgendwohin, wo du noch nicht gewesen bist.“
„Das würde ich gerne. Aber ist
dir nicht die Lust daran vergangen, mich in deinem Auto mitzunehmen?“
„Lara, jetzt hör aber auf“ er
beugte sich vor und sah sie ernst an. Seine dunkelblauen Augen schienen tief
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