Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
Eroberung gebrüstet. Sie
hat mit keiner Menschenseele ein privates Wort gewechselt und irgendwie traut
sich von den Jungs auch keiner an sie heran.“
„Gut so! Sie ist klug und hat
Niveau. Keine von den üblichen Touristinnen, die im Urlaub ein schnelles
Abenteuer suchen. Das gefällt mir!“
Er nahm einen Schluck aus seinem
Glas.
„Und was hast du jetzt vor?“
„Mit ihr?“
„Ja, mit ihr. Geht mich zwar
nichts an, aber ich mag sie und ...“
„Geht dich wirklich nichts an“,
bestätigte Alessandro kurz angebunden. „Aber ich erzähl‘s dir trotzdem: ich
werde sie verführen, dann eiskalt abservieren und ihr das Herz brechen“,
erklärte er todernst.
Loris starrte ihn entgeistert mit
offenem Mund an.
„Du meinst das doch nicht ernst,
oder?“
„Natürlich nicht, sei kein
Dummkopf. Ich möchte sie einfach nur kennen lernen. Sie ist sympathisch,
interessant und sie hat etwas. Und ich bin ein Mann. So simpel ist das. Bist du
nun zufrieden?“
Loris' Blick blieb zweifelnd.
„Vielleicht solltest du sie
lieber in Ruhe lassen!“
Alessandro lehnte sich mit einem
amüsierten Lächeln in den Augenwinkeln zurück. „Mir scheint, sie hat bereits
einen Beschützer, was?“
„Ach, Unsinn. Aber sie wirkt so ...“
er suchte nach dem richtigen Wort, um auszudrücken, was Lara in ihm ausgelöst
hatte. Das mit dem Beschützer war gar nicht so verkehrt.
„Verletzlich?“, half Alessandro
ihm weiter, „ja, da ist etwas in ihren Augen, ich hab’s auch schon gesehen.“
Nachdenklich starrte er vor sich
hin und ihm war durchaus bewusst, dass Loris ihn forschend beobachtete.
Die beiden Männer kannten sich
schon sehr lange und Loris hatte den über zehn Jahre Älteren immer bewundert
und respektiert.
Alessandro hatte sich, soweit er
sich erinnerte, noch nie etwas gefallen lassen. Nicht, dass er ein Großmaul
war, im Gegenteil. Aber wenn es hart auf hart ging, und das konnte unter den
Fischern hier im Dorf schon mal passieren, dann ging er keiner
Auseinandersetzung aus dem Weg und behielt stets die Oberhand. Und dafür reichten
meistens seine scharf geschliffenen, wohl platzierten Worte vollkommen aus.
Abgesehen davon, dass er sich immer schon Respekt zu verschaffen gewusst hatte,
gingen ihm die anderen Jungs sowieso lieber aus dem Weg. Sie wussten alle, dass
mit ihm nicht gut Kirschen essen war und dass man lieber darauf achtete, ihm
nicht in die Quere zu kommen.
Sollte Alessandro sich also
entschlossen haben, Lara den Hof zu machen, dann war sie für alle hier ohne
Einschränkung tabu.
„He, Alessandro, alle hier wissen,
dass keiner dir das Wasser reichen kann und du bist viel intelligenter als
ich“, begann er etwas unbeholfen, „aber ich finde wirklich, du solltest mit ihr
nicht spielen. Sie ist nicht so eine und sie hat es bestimmt nicht verdient,
dass du dir deinen Spaß mit ihr machst!“
Nun beugte Alessandro sich vor
und sah ihm gerade in die Augen. Sein klarer, durchdringender Blick verursachte
Loris deutliches Unbehagen und er wünschte sich, er wäre nicht so vorlaut
gewesen. Aber andererseits fühlte er sich irgendwie für Lara verantwortlich und
er betrachtete es als seine Pflicht, sie in Schutz zu nehmen. Oder es zumindest
zu versuchen. Entschlossen presste er die Lippen aufeinander und erwiderte
Alessandros brennenden Blick.
„Willst du sie für dich?“
„Nein, das habe ich dir doch
schon gesagt!“
„Dann ist ja alles klar, oder?“
„Ich finde nur, du solltest ihr
nicht weh tun“, so schnell wollte er nun doch nicht aufgeben.
„Loris, wie lange kennst du mich
nun schon, hm?“
„Ein paar Jahre. Wieso?“
„Hast du in der ganzen Zeit
jemals erlebt, dass ich mich mit Touristinnen einlasse?“
„Nein, nie!“
„Mit ihr ist das etwas anderes.
Sie interessiert mich und ich möchte mit ihr Freundschaft schließen. Ich lege
keinen Wert darauf, irgendwelche billigen Spielchen zu spielen, sondern ich
möchte sie einfach nur besser kennen lernen. Bist du nun zufrieden?“
„Ist ja gut, tut mir leid, dass
ich mich da eingemischt hab! Aber ich mag sie eben“, besser konnte er seine
Beweggründe nicht erklären.
„Abgesehen davon, mein Freund,
ehrt es dich sehr, wie du dich um sie kümmerst“, ein freundschaftliches Lächeln
umspielte seinen Mund, als er dem Jüngeren anerkennend zunickte.
„Entschuldige“, Loris unterbrach
ihn, weil Chiara nach ihm rief. „Tut mir leid, ich muss wieder was tun.“
Er ging und Alessandro blieb noch
eine Weile alleine
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