Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
sitzen.
Was er über Lara erfahren hatte,
bestätigte seinen ersten Eindruck von ihr. Sie war abweisend und kühl und – wie
er nun wusste – nicht nur ihm gegenüber. Vielleicht ihm gegenüber noch am
wenigsten. Schließlich hatte sie sich von ihm nun schon zum zweiten Mal zu
einer gemeinsamen Unternehmung überreden lassen.
Es hatte ihn interessiert,
welchen Stellenwert er ihrer Zusage beimessen konnte und da sie Loris zufolge
mit niemandem sonst etwas unternahm und keine anderen Verabredungen traf,
konnte er sich gewisse Chancen ausrechnen, sie aus ihrer Reserve zu locken.
Das würde allerdings nicht
einfach werden, vermutete er. Aber möglicherweise blieb ihm genug Zeit, es
wenigstens zu versuchen. Dass sie kein Hotelzimmer gebucht hatte, sondern das
Haus einer Freundin bewohnte, konnte bedeuten, dass sie noch eine Weile blieb.
Er hatte also vielleicht durchaus die Möglichkeit, näher an sie heranzukommen
als nur auf Armeslänge. Er lächelte in sich hinein. Was war sie für ein
Kaliber!
Natürlich hatte er Loris nicht
auf die Nase gebunden, dass sein Interesse an ihr weit über eine platonische
Freundschaft hinausging. Das war ausschließlich seine Sache. Er stellte sich
einen Moment lang vor, wie es wohl sein würde, sie in den Armen zu halten, sie
zu berühren, zu streicheln, zu verführen, doch als er seine physische Reaktion
auf diese Vorstellung spürte, verbot er sich diesen Gedanken mit einem
grimmigen Lächeln sofort wieder. Immer langsam, ermahnte er sich, bisher hat
sie dir keinen Anlass zu verfrühtem Optimismus gegeben!
Immerhin, als er auf der Party
neben ihr gesessen hatte, da hatte sie ihn kurz – ganz kurz nur – mit diesem
ganz bestimmten Blick angesehen. Er kannte diesen Blick. Wenn eine Frau einen
Mann mit dieser Intensität ansah und wenn auch nur einen kurzen Moment, dann
nahm sie ihn auf eine andere Weise wahr, als nur nebenbei. Sicher, es konnte
die Atmosphäre gewesen sein, die entspannte Stimmung, der Wein, die Musik – und
trotzdem war dieser Blick Realität gewesen. Als erfahrener Frauenkenner hatte
er sich daraufhin sofort zurückgezogen, er wollte nicht, dass sie verschreckt
wieder auf Distanz zu ihm ging. Schließlich war sie nicht der Typ Frau, der
sich einem Wildfremden an den Hals warf, nicht einmal, wenn sie bester Laune
war. Also hatte er nichts weiter unternommen. Aber er war völlig sicher, dass
er das Eis brechen würde, das sie umgab. Wenn ihm die Zeit dazu blieb.
Eigentlich hatte Lara sich
vorgenommen, ihn zu versetzen. Wie kam sie nur dazu, sich mit ihm zu
verabreden? Seine beinahe schon arrogante Selbstsicherheit war unübertroffen,
murrte sie in sich hinein und konnte doch nicht verhindern, dass sie kurz vor
der vereinbarten Zeit in ihr Auto stieg und sich auf den Weg nach Goro machte.
Zu ihrem eigenen Verdruss hatte sie sich auch noch sorgfältig zurechtgemacht,
als ob es nicht schon gereicht hätte, dass sie überhaupt schwach wurde und die
Verabredung einhielt. Immerhin schaffte sie es wenigstens, ein paar Minuten zu
spät zu kommen, dachte sie mit mäßiger Befriedigung. Zugleich befürchtete sie
aber, er könnte vielleicht nicht auf sie warten, aber als sie ihr Auto auf dem
Parkplatz neben dem seinen abstellte, erwiesen sich ihre Zweifel als
unbegründet.
Er erwartete sie an der Theke.
„Möchtest du noch etwas trinken
oder wollen wir gleich losfahren?“
„Danke, ich möchte nichts. Wegen
mir können wir fahren.“
Geflissentlich übersah sie Sanias
neugierigen Blick. Wahrscheinlich wusste bald jeder hier, dass sie nun schon
das zweite Mal gemeinsam mit Alessandro die Bar verließ, dachte sie missmutig.
„Wir machen eine kleine
Delta-Tour, einverstanden? Ich muss nur vorher noch kurz etwas abholen.“
„Einverstanden, warum nicht?“
Es ärgerte sie, dass sie sich in
seiner Nähe schon wieder unbeholfen und linkisch vorkam. Seine gelassene,
selbstverständliche Art machte ihrer Unbefangenheit schwer zu schaffen und
trotz ihrer sprachlichen Fortschritte fühlte sie sich in seiner Gegenwart
meistens wie auf den Mund gefallen.
Alessandro fuhr um den Hafen
herum und nahm eine kleine, schmale Straße, die – wie es Lara schien – ganz ans
Ende des Dorfes führte. Vor dem letzten Haus hielt er an und stellte den Motor
ab. Hinter dem Haus endete die Teerdecke und es führte nur noch ein Schotterweg
weiter.
„Steig aus und komm einen Moment
mit“, forderte er sie auf.
„Wo sind wir hier?“
Lara sah sich neugierig um. Im
Gegensatz zu
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