Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
er
sie unvermittelt aus ihren Gedanken riss.
„Da vorne ist eine Bar, wir
trinken etwas, wenn du Lust hast.“
Sie stimmte zu und so hielten sie
an einem kleinen Caffè an und setzten sich an einen windgeschützten Tisch nahe
der Hausmauer in die untergehende Sonne. Alessandro bestellte einen caffè
macchiato, Lara einen Cappuccino.
„Das ist typisch deutsch“,
kommentierte er mit einem Grinsen.
„Was?“
„Um diese Uhrzeit einen
Cappuccino zu trinken. Hier bei uns trinkt man ihn nie nach der Mittagszeit.
Die Milch ist zu schwer, das passt eher für ein Frühstück.“
„Ich mag ihn eben“, verteidigte
sie sich. „Da ist mir die Uhrzeit egal.“
„Macht ja auch nichts“,
beschwichtigte er sie, „das war nicht als Kritik gemeint.“
„Weißt du, woran ich mich hier
erst noch gewöhnen muss?“
„Nein, woran denn?“
„Dass ihr solche Lokale ‚Bar‘
nennt. Bei uns versteht man unter einer Bar etwas völlig anderes, das hat eher
einen unseriösen Beigeschmack.“
Er lachte.
„Wie ein Nightclub?“
Er sprach das Wort ‚Club‘ typisch
italienisch aus: es klang wie ‚Cleba‘.
„Ja, das meine ich.“
„Nein, das ist hier nicht so.
Unsere Bars haben mit dieser Form von Nachtleben nichts zu tun.“
„Ja, das habe ich inzwischen auch
herausgefunden. Für euch Männer ist das eher so etwas wie euer zweites
Wohnzimmer.“
Er schnaubte, enthielt sich aber
eines Kommentars.
Lara lehnte den Kopf zurück und
ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. So konnte er ungeniert ihre feinen,
gleichmäßigen Züge studieren.
Sie war keine rassige Schönheit,
wie man sie manchmal in südlichen Ländern antraf, sie hatte eher eine
unterkühlte Attraktivität, die sich erst auf den zweiten Blick erschloss, wenn
man ihr in die großen, graugrünen Augen mit den langen, dichten Wimpern sah.
Ihr kleiner, aber voller Mund mit den weichen Lippen strahlte eine unterdrückte
Sinnlichkeit aus und ihr zurückgebogener, schlanker Hals, dessen zarten Linien er
gerne bis weit unter den Kragen ihres Pullovers gefolgt wäre, deutete an, wie
sie aussehen würde, wenn sie sich einem Mann rückhaltlos hingab. Wenn sie sich
ihm rückhaltlos hingab? Er gestand sich ein, dass er darauf brannte, dies zu
erfahren. Wie würde sie sein? Strafte sie im richtigen Moment ihr eigenes,
abweisendes Verhalten Lügen? Oder entsprangen seine Vorstellungen, wie sie sich
in diesem intimsten aller Momente verhalten würde, nur seiner Phantasie? Er war
entschlossen, es herauszufinden.
„Hier könnte ich stundenlang
sitzen“, murmelte sie verträumt. „Man hört nur den Wind, ein paar Vögel und
sonst nichts. Das ist wunderbar.“
Wie zum Hohn knatterte genau in
diesem Moment mit ohrenbetäubendem Lärm ein Mofa an ihnen vorbei und zerriss
den Zauber des Augenblicks.
„Soviel zur himmlischen Ruhe“,
meinte er ironisch.
Besser so, dachte er. Wäre dieser
intensive Moment nicht so unvermittelt unterbrochen worden, hätte er vielleicht
seine guten Vorsätze über Bord geworfen. Seine körperliche Reaktion auf solche
intimen Gedankenspiele war ihm nun schon hinreichend bekannt und kostete ihn schon
jetzt ein ziemliches Maß an Selbstbeherrschung.
Irritiert öffnete sie die Augen
und ihre Blicke trafen sich. Wieder fiel ihm einen Moment lang die
Verletzbarkeit auf, die über ihrem Gesicht lag, ehe sich ihr Blick wieder
verschloss.
„Was ist los mit dir, eh?“
Vielleicht konnte er sie damit
aus ihrer Abwehr locken, indem er es erst einmal mit dem geraden Weg versuchte.
Vielleicht gab sie ihm ja auf eine klare Frage eine klare Antwort. Allerdings
schätzte er seine Chancen eher gering ein.
„Was meinst du?“ Sie sah ihn
nicht an, sondern lehnte den Kopf wieder zurück.
„Warum bist du wirklich hier? Du
machst doch nicht einfach nur Urlaub, oder? Geht es um eine unglückliche Liebe
oder dergleichen?“
Ihre Miene verhärtete sich.
„Ich will nicht darüber reden.
Kannst du das akzeptieren?“
„Natürlich. Aber du musst
zugeben, dass es einen Versuch wert war, oder nicht?“
Nun sah sie ihm ins Gesicht.
„Was willst du von mir? Warum
stellst du mir Fragen über Dinge, die dich nichts angehen?“
„Das sagte ich dir bereits: ich
möchte, dass wir beide Freunde werden und das fängt normalerweise damit an,
über sich zu reden.“
„Bei mir nicht“, ihre Antwort war
eindeutig.
„Schon gut“, lenkte er ein. „Aber
wie du weißt, interessiere ich mich sehr für dich. Also habe ich gefragt. Von
selber erzählst du
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