Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
Nähe von Ferrara. Ich
helfe meistens dort aus, wo es brennt. Jetzt im Winter ist ja nicht viel los,
da gibt es fast nichts zu tun für mich, aber im Sommer, da verdiene ich ganz
gut.“
„Wirklich? Ich dachte immer, Jobs
in der Hotellerie wären so schlecht bezahlt?“
„Oh, ich mache natürlich auch mal
Überstunden. Und ich habe echtes Organisationstalent, das schätzen die Leute
sehr."
Er schien leicht gekränkt und
Lara bedauerte ihre unbedachte Äußerung.
„Und was machst du da genau?“
„Na, so ein bisschen Mädchen für
alles. Meistens kümmere ich mich um verloren gegangene Kinder, doppelt belegte
Zimmer und fehlende Parkplätze. Ich habe ziemlich viel Geduld und das ist
gefragt, wenn nörgelnde Gäste sich gegenseitig auf die Zehen treten.“
Lara sah ihn forschend an. Was er
sagte, klang durchaus plausibel. Es erklärte, wie er so viel Zeit mit ihr
verbringen konnte und warum er so vollendete Umgangsformen besaß.
„Deshalb also warst du hinter
Loris‘ Theke damals gleich so fit. Ich hatte mich schon gefragt, woher du dich
mit all dem so gut auskennst.“
„Richtig. Außerdem kenne ich
Loris schon seit unserer Kindheit und als er damals mit dem Laden anfing, habe
ich ihm ein wenig geholfen. Zufrieden?“
„Ja, schon. Entschuldige bitte,
es geht mich ja eigentlich nichts an, aber…“ sie verstummte ein wenig verlegen,
„aber man macht sich eben so seine Gedanken, weißt du?“
„Ist doch logisch. Wie kommst du
eigentlich gerade heute drauf?“
„Es interessiert mich schon seit
einer Weile, warum du immer Zeit für mich hast, aber wenn ich ehrlich bin, hat
mich heute dein Mantel inspiriert. Der sieht nämlich alles andere als billig
aus.“
Er lachte.
„War er auch nicht. Ich habe eben
eine gewisse Vorliebe für solche Sachen, wie du, ganz nebenbei bemerkt, ja
auch.“
Sie nickte zustimmend.
„Und da hast du dir also
überlegt, wie ich mein Geld verdiene, wenn ich offensichtlich nichts tue, was?“
Er grinste wieder, ein
spitzbübischer Zug lag um seinen Mund.
„Kann ich verstehen. Mir geht es
ja bei dir genauso. Ich frage mich ebenfalls, wie eine junge Frau in deinem
Alter es sich leisten kann, so lange Urlaub zu machen und nichts zu arbeiten.“
Lara überlegte einen Moment und
sah dabei geistesabwesend zum Fenster hinaus. Was sollte sie ihm hierauf
antworten?
Sie hatte keine Lust, zuviel von
sich selbst preiszugeben, schließlich gingen ihn ihre Eheprobleme nicht das Geringste
an. Andererseits machte natürlich auch er sich seine Gedanken über sie und dass
irgendetwas mit ihr nicht ganz stimmte, hatte er ihr ja schon ganz zu Anfang
auf den Kopf zugesagt.
„Nun, Urlaub im eigentlichen
Sinne kann man das wohl nicht mehr nennen“, begann sie zögernd. „Ich hatte
Probleme mit meinem Chef und bin freigestellt worden“, was immerhin
einigermaßen der Wahrheit entsprach, „und von meinen Eltern hab ich ein
bisschen Geld geerbt“, was etwas untertrieben war, „Valerie verlangt keine
Miete von mir“, wenigstens hier konnte sie ganz ehrlich sein, „und darum kann
ich es mir leisten, eine Zeitlang einfach mal nichts zu tun und nur zu
überlegen, was ich in Zukunft machen will. Geld brauche ich nicht viel, also
bleibe ich einfach noch eine Weile hier.“
„Das freut mich natürlich, wie du
dir vorstellen kannst“, er schien mit ihrer Antwort vollauf zufrieden zu sein.
„Hoffentlich reicht deine Erbschaft noch länger, ich verbringe nämlich meine
Zeit gerne mit dir.“
„Ja, ich mit dir auch“, gestand
sie, überrascht über seine Offenheit. Dann schwiegen sie wieder und sahen
hinaus aufs Meer, über dem der kurze Wintertag sich langsam zur Dämmerung
neigte.
„Schade eigentlich“, meinte er
unvermittelt, „dass du dir ausgerechnet den Winter als Urlaubszeit ausgesucht
hast. Ich meine, natürlich habe ich jetzt wohl mehr Zeit für dich als ich im
Sommer hätte, aber wir könnten so viele schöne Dinge unternehmen, wenn es nur
wärmer wäre.“
„Wir unternehmen doch jetzt auch
schöne Dinge, oder nicht? Was würdest du sonst machen?“
„Stell dir nur mal vor, wir
würden nachts mit dem Boot hinausfahren und uns auf dem Meer unter den Sternen
lieben.“
„Klingt schon verlockend, aber
ich weiß gar nicht, ob ich nicht seekrank werden würde!“
„Wir könnten nachts am Strand
spazieren gehen und uns unter den Sternen lieben.“
In seiner Stimme begann
verhaltene Belustigung mitzuschwingen.
„Dann hätten wir überall Sand, wo
wir ihn überhaupt
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