Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
Frau in ihrem Leben
geht.“
„Von der Frau in seinem Leben war
ich damals aber noch weit entfernt.“
„Das glaubst du. Ich bin mir
sicher, er wusste das zu dieser Zeit schon ganz genau.“
Gaias Worte stimmten Lara
nachdenklich. War sie damals wirklich so blind, so in ihrem Selbstmitleid
versunken gewesen, dass sie nicht erkannt hatte, was bereits zu diesem Zeitpunkt
in ihm vorgegangen war?
Eine kleine Gruppe Jugendlicher
beendete schließlich ihren Plausch.
Lara blieb noch eine Weile sitzen
und aß eine Brioche. Als es Zeit wurde einzukaufen, verabschiedete sie sich von
Gaia und fuhr schließlich nach Hause.
Unterwegs fiel ihr auf, dass es
ungewöhnlich früh anfing, dunkel zu werden. Von Osten zogen mit großer
Geschwindigkeit schwere, schwarze Wolken heran, die ersten Windböen erreichten
sie bereits und zerrten an ihrem Haar. Gerade als sie damit fertig war, ihre
Einkäufe vom Auto ins Haus zu tragen, begannen die ersten Schneeflocken zu
fallen.
Was nun kam, ähnelte einem
Weltuntergang. Es wurde beinahe so dunkel wie in tiefster Nacht, ein eisiger
Sturm pfiff um das Haus, klapperte bedrohlich mit den Rollos und trieb riesige
Schneeflocken waagerecht vor sich her.
Dann fiel der Strom aus. Lara
tastete im Dunkel nach der Taschenlampe und als sie sie schließlich fand,
zündete sie alle Kerzen an, die sie in der Eile entdecken konnte. Draußen war
fast nichts zu erkennen, sie öffnete die Haustüre einen kleinen Spalt, schloss
sie aber sofort wieder, als der Wind sie ihr beinahe aus der Hand riss und ihr
eisige Schneeflocken wie spitze Nadeln ins Gesicht schleuderte. Sie ging nach
oben. Von der Balkontüre in ihrem Schlafzimmer aus konnte sie die Hauptstraße
erkennen, die Fahrzeuge bewegten sich nur noch im Schneckentempo voran und Lara
bedauerte jeden aus tiefstem Herzen, der momentan unterwegs sein musste.
Das Unwetter wütete fast zwei
Stunden lang. Als der Blizzard nachließ und einer düsteren Winterabenddämmerung
wich, traute sie ihren Augen kaum: draußen hatte sich alles in eine
Winterlandschaft verwandelt. Der Schnee mochte wohl gut knöchelhoch liegen, für
diese Gegend war das äußerst ungewöhnlich.
Das Klingeln ihres Telefons riss
sie aus ihrem Staunen. Es war Alessandro.
„Ciao Lara, wie sieht’s denn bei
dir aus?“
„So weiß wie im Hochgebirge, es
ist direkt idyllisch! Wie geht es dir? Wo bist du?“
„Ich hatte vor, dir einen Besuch
abzustatten, aber ich bin kurz hinter Ferrara im Schnee stecken geblieben und
nicht durchgekommen. Die Straßen sind fast unpassierbar und es gibt jede Menge
Unfälle, ich musste leider umkehren.“
„Aber wieso wolltest du denn
überhaupt herkommen?“, sie war fassungslos. „Ich hatte mit dir gar nicht
gerechnet!“
„Ich weiß, aber ich wollte dich
überraschen. Daraus wird nun nichts werden, cara, schade!“
„Du verrückter Kerl“, sie lachte
wider Willen und war erleichtert, dass ihm nichts passiert war. „Bleib wo du
bist, das ist besser! Von Winterreifen hat hier wahrscheinlich noch keiner etwas
gehört, ich kann mir lebhaft vorstellen, wie das auf den Straßen aussieht.“
„Schade, ich wollte dich gerne
noch sehen heute, aber das müssen wir wohl verschieben!“
„Macht ja nichts“, tröstete sie
ihn, „wir sehen uns doch schon übermorgen wieder!“
„Ich wollte dich trotzdem
besuchen. Hör mal, lass morgen dein Auto lieber stehen und verlass das Dorf so
wenig wie möglich, okay?“
„Machst du dir etwa Sorgen um
mich?“
„Natürlich tue ich das, weißt du
das denn immer noch nicht?“
Sie konnte die Wärme in seiner
Stimme sogar noch durchs Telefon hören und es tat ihr gut.
„Ich versprech’s dir“, beruhigte
sie ihn, „du brauchst dich nicht zu sorgen. Pass gut auf dich auf und mach dir
eine schöne Zeit.“
„Du auch. Ciao, amore.“
Nachdem sie aufgelegt hatte,
lächelte Lara in sich hinein. Es war gut, seine Besorgnis zu spüren, zu wissen,
er dachte an sie und vermisste sie. Er hatte sie mit einem Besuch überraschen
wollen, obwohl er angeblich keine Zeit für sie hatte und das gefiel ihr. Ein
Glück nur, dass er nicht schon früher aufgebrochen war und dadurch noch
Gelegenheit gehabt hatte, umzukehren!
Hier war es beinahe eine
Sensation, wenn man einmal ein paar Schneeflocken zu Gesicht bekam und sie
erinnerte sich an eine große Fotografie in der Pizzeria, die das verschneite
Kastell zeigte. Seit dem harten Winter 1985 war in dieser Gegend kein Schnee
mehr gefallen und niemand war darauf
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