Eine Luege macht noch keine Liebe!
schüttelte die leichte Beklommenheit ab und stieg aus dem Auto. Das hier musste sie noch hinter sich bringen, dann war wieder ein gewaltiger Schritt auf dem neuen Weg getan, den sie eingeschlagen hatte.
Sie läutete, da sie sich scheute, den Schlüssel zu benutzen, den sie immer noch besaß. Es dauerte nicht lange und Andreas öffnete ihr die Tür. Wortlos ließ er sie eintreten. Der bekannte Geruch ihres früheren Heims nahm sie für einen Moment gefangen, dann straffte sie die Schultern. Er ging ihr voran ins Wohnzimmer.
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte er höflich.
„Nein“, lehnte sie ab. „Ich möchte lieber gleich anfangen.“
„Wie du willst.“
Sie gingen ins obere Stockwerk, in dem sich Bad, Schlafzimmer und Gästezimmer befanden.
„Und wie hast du dir das nun vorgestellt?“
„Sobald die Feiertage vorbei sind, lasse ich eine Spedition kommen. Sie sollen alles einpacken, was ich mitnehmen möchte und so lange einlagern, bis ich weiß, wo ich wohnen werde. Dann lasse ich es mir schicken.“
„Du hast nicht vor, dabei zu sein?“
„Eigentlich nicht. Warum fragst du?“
„Du stellst dir das ganz schön einfach vor, was?“, er klang gereizt. „Lässt mich hier mit der ganzen Arbeit allein und verdrückst dich. Das kannst du mit mir nicht machen, verstanden?“
Sie starrte ihn an und unterdrückte ihren aufkeimenden Ärger über seine Reaktion. Er hatte Recht, so einfach, wie sie gedacht hatte, würde es nicht funktionieren. Zu dumm, dass sie nicht schon früher daran gedacht hatte, sich bei einem Umzugsunternehmen zu erkundigen, wie eine solche Aktion organisiert werden sollte! Bis Sylvester hatte sie noch zwei Tage Zeit, genug also, sich wenigstens zu informieren, wie schnell sie jemanden bekommen konnte, der ihre Sachen mitnahm.
„Na gut“, lenkte sie ein, „ich kümmere mich darum, dass es so schnell wie möglich passiert. So lange bleibe ich hier und helfe dabei mit. Bist du damit einverstanden?“
„Klingt schon besser“, murrte er. „Und jetzt sag mir, was du von den Möbeln haben willst.“
Lara überlegte kurz. Sie hatten das meiste gemeinsam gekauft und bezahlt, allerdings hatte das Wenigste davon jemals hundertprozentig ihrem Geschmack entsprochen. Als sie vorhin das Haus zum ersten Mal nach dieser langen Zeit wieder betreten hatte, war ihr die Kälte aufgefallen, die über allem lag; eine Kälte, die ihr inzwischen charakteristisch für ihr vergangenes Leben erschien.
Andreas hatte eine Vorliebe für edle, durchgestylte Designermöbel, er liebte Chrom und Edelstahl, Leder und Glas und genauso sah auch die Einrichtung aus: weiße Böden bestimmten das Bild, kühle Farben dominierten die Vorhänge und Teppiche und klare, gerade Linien waren oberstes Gebot gewesen bei der Wahl der Sitzmöbel. Das schwarze Ledersofa mit den Edelstahllehnen wollte sie ebenso wenig haben wie die Essgarnitur mit dem Tisch aus Wurzelholz und den grauen Lederstühlen.
Wenn sie ehrlich war, dann fiel ihr auf Anhieb nichts ein, auf das sie genug Wert legte, um es mitnehmen zu wollen, außer ein paar älteren Möbelstücken im Gästezimmer. Da Andreas diesen Raum so gut wie gar nicht nutzte, hatte sie sich durchsetzen können und einen alten Polstersessel, einen Sekretär und eine alte Vitrine behalten dürfen.
„Ich nehme nur die Möbel aus dem Gästezimmer mit“, hörte sie sich sagen. „Alles andere kannst du behalten. Ansonsten möchte ich ein paar Bilder, meine Vasen und Gläser und meine anderen persönlichen Sachen natürlich. Und mein Porzellan.“
Daran hing sie, sie hatte es sich gekauft, lange ehe sie mit dem Studium fertig war. Auch ihre Töpfe stammten noch aus dieser Zeit und sie wollte wenigstens ein paar vertraute Gegenstände in ihr neues Leben hinüber retten.
„Einverstanden“, er klang erleichtert.
Natürlich bist du einverstanden, dachte sie, damit sparst du dir ein Vermögen! Aber es war ihr egal.
Sie würde die notwendigsten Dinge eben neu anschaffen. Und diese Dinge würden nur einen Bruchteil von dem kosten, was sie hierfür ausgegeben hatten und abgesehen davon, würde sie nur solche aussuchen, die ihr auch wirklich gefielen! Erstaunlich, wie sehr sich ihr Geschmack in so kurzer Zeit gewandelt hatte, doch halt – erinnerte sie sich: sie hatte seine Vorlieben eigentlich noch nie geteilt, sondern sich ihnen nur angepasst.
„Dann hätten wir das Wichtigste ja geklärt, nicht wahr?“ Es drängte sie, ihn und dieses Haus so schnell wie möglich zu
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