Eine Luege macht noch keine Liebe!
resümierte sie, als sie vom Rad stieg und sich den schmerzenden Hintern rieb. Morgen würde trotz aller guten Vorsätze das Auto herhalten müssen. Sie duschte, lieh sich einen von Valeries Jogginganzügen und versuchte erneut, das am Abend zuvor angefangene Buch zu lesen, mit kaum mehr Erfolg. Schon nach wenigen Seiten fielen ihr die Augen zu und als sie erwachte, weil ihr der Rücken höllisch wehtat, schlurfte sie schlaftrunken ins Bett.
In den nächsten paar Tagen ging sie viel spazieren und erkundete das Dorf und die nähere Umgebung. Schon als sie bei Loris in der Bar gearbeitet hatte, war ihr Italienisch flüssiger geworden, als sie selbst es erwartet hätte. Kein Wunder, schließlich sprach sie tagelang kein einziges deutsches Wort und auch mit den Dorfbewohnern kam sie immer enger in Kontakt, ihre verschiedenen Einkäufe und Caféaufenthalte halfen ihr dabei, heimisch zu werden.
Als sie eines Abends wieder kurz vor Sonnenuntergang am Flussufer saß, schaltete sie ihr Handy ein und rief Valerie an.
„Hallo, hier spricht Italien.“
„Ja, hallo! Was ist mit dir denn los? Ich hab mir schon Sorgen um dich gemacht!“
„Warum? Ich sagte dir doch, ich würde mich melden!“
„Schon, mein Schatz, aber es ist schon Tage her, seit du angerufen hast. Was treibst du denn so?“
Lara berichtete von ihren Ausflügen, von ihren Fahrradtouren, von ihren Einkäufen und davon, wie nett die Menschen hier alle zu ihr waren.
„Alle fragen nach euch, ihr habt hier mächtigen Eindruck gemacht, weißt du das eigentlich, Valerie? Ich glaube fast, die sind nur so nett zu mir, weil ich eure Freundin bin!“
„Na, am Anfang vielleicht, die sind sehr höflich und zuvorkommend. Aber du wirst schon sehen, dass sie dich bald mögen werden, weil du so bist, wie du bist und nicht nur als Freundin der beiden deutschen Paradiesvögel", lachte Valerie. „Langweilst du dich auch nicht so ganz alleine?“
„Bis jetzt noch nicht. Dank deiner Bibliothek habe ich genug zu lesen und deine Prospekte über die Umgebung sagen mir ganz eindeutig, dass ich noch lange nicht alles gesehen habe.“
„Weißt du denn schon, wie lange du noch bleiben willst?“
„Aber ich bin doch gerade erst angekommen.“
„Schon. Ich dachte nur ...“
„Ist irgendwas passiert?“
„Nein, nein, ich wollte mich nur orientieren. Unsretwegen kannst du bleiben, solange du willst, es sieht nicht so aus, als ob wir dieses Jahr im Winter wegfahren könnten. Bert hat ein etwas kompliziertes Mandat angenommen und kann sich wahrscheinlich gar nicht frei machen.“
„Das ist natürlich schade für euch. Aber hör mal, Valerie, ich weiß noch nicht, wann ich wieder zurückkomme.“ Und ob ich überhaupt wieder zurückkommen möchte, ergänzte sie im Stillen bei sich. Laut sagte sie: „Wenn es euch nichts ausmacht, bleibe ich einfach noch ein Weilchen da, einverstanden?“
„Klar. Hast du etwa jemanden kennen gelernt?“
„Ich? Spinnst du? Entschuldige, aber – nein! Es gefällt mir nur so gut und ich fühle mich inzwischen unheimlich wohl und mag momentan einfach nichts anderes hören und sehen. Was tut sich bei euch? Äußert sich Andreas eigentlich irgendwie zu der ganzen Sache? Ist dir irgendwas zu Ohren gekommen?“
„Na klar, du hast seinen männlichen Stolz schließlich gehörig verletzt und er hält damit auch nicht hinterm Berg. Aber ansonsten scheint alles ruhig zu sein. Sag mal, kannst du dein Handy nicht eingeschaltet lassen? Stell doch einfach den Ton ab und schalte die Mailbox ein, dann kann ich dich wenigstens informieren, wenn sich was Neues ergeben sollte.“
„Ja, klar, danke! Er ist doch einfach ein Mistkerl, oder?“
„Hast du von ihm was anderes erwartet?“
„Du hast ihn nie richtig gemocht, oder?“
Einen Moment herrschte Schweigen. Dann antwortete Valerie mit einer Gegenfrage.
„Mal ganz ehrlich?“
„Ja, mal ganz ehrlich. Von Lügen hab ich nämlich die Nase gestrichen voll!“
„Nein, ich konnte ihn nie so richtig leiden, aber da du dich nun mal für ihn entschieden hattest, habe ich den Mund gehalten. Man soll sich da als Außenstehender lieber nicht einmischen mit seinen Unkenrufen.“
„Aber du bist meine beste Freundin! Du hättest es mir sagen müssen.“
„Einen Keil zwischen euch treiben und schuld sein am Scheitern einer Beziehung? Nein, Lara, das wollte ich nicht. Du, ich habe mich oft mit Bert darüber unterhalten und wir waren uns einig, dass wir den Mund halten. Wenn es weiter gut gegangen
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