Eine magische Nacht. Roman
sich Lügen auf Lügen türmen. Ich werde dabei ins Schleudern geraten. Wie sollte es anders sein?«
»Willst du damit sagen, dass du die Gabe bedauerst?«
»In gewisser Weise, ja.« Sie riskierte es, ihn anzuschauen. »Ist das sehr egoistisch?«
»Du fragst
mich,
ob das egoistisch ist?« Er lächelte ironisch. »Schau dir doch nur meine Bilanz an.«
Plötzlich sah Kane sich über die Schulter um. Ein paar Schritte lang drängte er sie zur Eile, wobei seine Aufmerksamkeit sich aber offensichtlich auf die Schatten richtete.
»Was ist los?«, fragte Janelle.
»Da ist jemand«, murmelte er leise und hob dann die Stimme. »Hallo? Warum kommst du nicht raus und sprichst mit uns. Ich kann zwar nicht versprechen, dass wir dir etwas geben können, aber ich habe Zeit, und wenn ich dir helfen kann, werde ich es tun.«
Janelle musterte ihn. Sein Ton klang ironisch, aber er meinte, was er sagte. Er war bereit zu helfen … einem Fremden, einem Freund, einem Verwandten, einem Feind. Eine Frau wusste so etwas. Dazu musste sie ihm nur in diese goldenen Augen sehen, die geradewegs zu einem starken und treuen Herzen führten.
Janelle kniff sich mental. Woher, zum Teufel, war das jetzt gekommen? Es war Kane. Der Kerl, der dafür gesorgt hatte, dass sein Bruder zweitausend Jahre lang das Licht des Tages nicht zu sehen bekam. Der Kerl, der fast eine menschliche Frau geheiratet und insgeheim gleichzeitig die Verlobung mit einer Elfe aufrechterhalten hätte. Tatsächlich hatte er seine zweite Frau bereits erwählt, bevor er die erste überhaupt offiziell bekanntgegeben hatte.
»Das war schwierig«, bemerkte er.
»Verschwinde aus meinem Kopf.«
Hinter ihnen ertönte die Stimme eines Mannes. »Vielleicht ist das Gedankenlesen etwas, das man einem verurteilten Puka besser nicht genehmigt hätte.«
Janelle fuhr herum, nur um sich gleich darauf von Kane hinter seinen Rücken schieben zu lassen.
»Hallo, Kane.« Es war Tremayne mit seiner eigenartig monotonen Stimme.
»Möchtest du mich mal wieder einfrieren?« Argwöhnisch musterte Kane den Mann, während er Janelle weiter mit seinem Körper schützte.
»Das tut weh, nicht wahr?« Tremaynes Lächeln war beinahe kumpelhaft.
Tut weh?
Janelle sah auf Kane. Es hatte ihm wehgetan, als er so erstarrt war? Wer zum Teufel war dieser Tremayne überhaupt?
»Und ich sehe, wie es dir das Herz bricht.« Kane streckte eine Hand aus, die Handfläche nach oben. »Warum sagst du mir nicht einfach, was du bist und warum du uns nachspionierst. Und Duncan.«
Lässig lehnte Tremayne sich an einen Laternenpfahl. »Vielleicht fehlte mir nur ein Hobby.«
Kane ließ ihn nicht aus den Augen. »Daphne Forbes meinte, du seist Privatdetektiv und würdest gegen ihre Eltern ermitteln.«
Der Mann lächelte nur. »Glaubt sie das? Ich schätze, teilweise trifft es zu. Ich ermittle gegen ihre Eltern. Aber sie sind nicht die Einzigen, gegen die ich ermittle, Kane. Ein Puka, der Magie anwendet und anderen damit schadet, sollte doch zur Rechenschaft gezogen werden, meinst du nicht? Und wir wissen doch beide, dass du mit deinen Kräften eine Menge zerstören kannst.«
Kane musterte Tremayne. »Du sprichst von dem Schaden, den ich in Wiltshire verursacht habe. Im Steinkreis von Avebury. Die Steine und auch die Hütte.«
»Und einen uralten Hain«, fügte Tremayne leise hinzu. »Ja. All das. Man könnte tatsächlich sagen, dass es jetzt mein Job ist, die Ursachen von Schäden zu ermitteln, die von einem Puka angerichtet wurden.«
»Sie arbeiten für die Druiden?«, vermutete Janelle.
»So kann man sagen.« Tremaynes Gesicht war noch immer völlig ausdruckslos. Beunruhigenderweise.
»Und Sie sind voll und ganz darauf eingestellt, Kane permanent für alles, was vor sich geht, zu verurteilen«, schloss Janelle.
»Im Zweifel entscheide ich mich für den Angeklagten, vorläufig.«
Misstrauisch zog Kane eine Augenbraue hoch. »Du hast die Macht dazu? Verstehe ich das richtig?«
Milde sah Tremayne ihn an. »Was glaubst du?«
»Ich glaube, du hast zu viel überschüssige Energie.«
»Nun, auf eine Person trifft das mit Sicherheit zu.« Tremaynes Miene wurde hart. »Es ist mein Job, dem ein Ende zu setzen. Jeder, der sich mir in den Weg stellt, wird das zu spüren bekommen.«
»Das ist also deine Absicht?«
»Soweit du darüber informiert sein musst, ja. Ich beobachte dich und die Deinen.« Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte Tremayne sich um und schritt davon.
Janelle starrte ihm nach. Er verschwand in
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