Eine magische Nacht. Roman
doch irgendwo einen weiteren Puka gibt. Ich fand es interessant, dass sie mich als Erstes danach fragte, welche Art Kontakt ich zu dem Puka brauchen würde, um meinen Plan umzusetzen. Ich erklärte ihr, dass ich in direkter Verbindung mit ihm stehen müsse, um als Bindeglied zu fungieren. An dem Punkt fing sie dann an, davon zu reden, dass sie die Empfängnis eines weiteren Pukas in die Wege leiten wollte. Fast schon, als hätte sie eine Idee im Kopf gehabt, die ihr dann aber nicht passte, so dass sie einen Schritt weiterging.«
Kane nickte langsam. »Dann wäre es immerhin möglich, dass es einen dritten Puka gibt. Ich sollte die Hoffnung also wohl nicht aufgeben.«
»Dr. Corrington, ich muss Sie sprechen. Sofort.« Und anders als in seinem Verhalten vor ein paar Tagen äußerte Dr. med. Larry Hoffmann sein Anliegen diesmal nicht beiläufig. Es war ein klarer Befehl.
Janelle nickte, obwohl er sie am Telefon gar nicht sehen konnte. »Bin schon unterwegs.« Während sie im Stillen die Möglichkeiten erwog, eilte sie in sein Büro.
Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, erhob Hoffmann sich hinter seinem Schreibtisch und nahm die Brille ab. »Dr. Corrington.«
»Ja?«
»Janelle.« Er machte eine Pause, als müsse er sich sammeln. »Heute hatte ich Besuch. Ein Mädchen, das behauptet, möglicherweise niemals genäht worden zu sein. Und wirklich, es gibt nicht das geringste Anzeichen dafür, dass das Knie jemals verletzt war. Dennoch wurde ihr sowohl der Besuch als auch die Behandlung in Rechnung gestellt, das heißt, ihre Versicherungsgesellschaft wurde belastet.« Wieder machte er eine Pause und sah Janelle merkwürdig an. »Und ob Sie es glauben oder nicht, das ist noch nicht einmal der eigentliche Grund, weshalb das Mädchen solch einen Aufstand macht. Sehen Sie, sie behauptet, dass Sie sie nicht nur nicht genäht, sondern ihr auch heimlich das geliebte – und permanente – Tattoo entfernt hätten.«
»Wie bitte?« Janelle klopfte das Herz.
Hoffmann lachte kurz. »Ich habe ihrer Mutter erklärt, dass Sie ihr ohne eine Laserbehandlung unmöglich ein permanentes Tattoo entfernt haben können und im Übrigen einige Narben zurückgeblieben wären. Einmal ganz abgesehen davon, dass wir solche Behandlungen hier gar nicht durchführen. Aber ihre Tochter hat darauf bestanden, dass ich Sie damit konfrontiere.«
Janelle sah ihn hilflos an. »Ich bin ratlos.«
Er nickte bedächtig. »Das wirkliche Problem dabei ist allerdings diese Naht. Das ist ein echtes Rätsel. Schlimmer noch, es gibt genügend Dokumente, die sowohl den Besuch des Mädchens belegen wie auch in der Folge die Auseinandersetzung über ihre Behandlung. Das Geld für die strittigen Gebühren hat tatsächlich den Besitzer gewechselt, und die Rechnung wurde formgerecht bei der Versicherung eingereicht. Wie sollen wir damit umgehen?«
Janelle starrte nur vor sich hin, während die Panik ihr langsam die Kehle zuschnürte.
Nach einigen Momenten voller Spannung senkte Hoffmann die Stimme und fuhr in einem intimeren Tonfall fort: »Um den Ruf der Klinik zu schützen und weil ihr kein körperlicher Schaden entstanden ist, habe ich Sie gedeckt. Das Mädchen erzählte, dass Sie ihr gesagt hätten, es seien selbstauflösende Fäden, und das habe ich bestätigt. Ich habe den beiden erklärt, dass diese Stiche, wenn sie sehr geschickt angebracht werden, nahezu unsichtbar sind.«
»Hat sie …?« Janelle musste schlucken.
»Hat sie mir geglaubt? Ja, sowohl Mutter als auch Tochter haben mir diese Erklärung abgenommen. Und, offen gesagt, die Mutter schien insgeheim ganz erfreut zu sein, dass da kein Tattoo mehr war, obwohl ich meine Zweifel habe, dass es überhaupt ein permanentes Tattoo gewesen sein konnte. Der entscheidende Punkt ist, dass ich kaum glaube, dass sie wegen der Sache noch weiter Lärm schlagen wird. Auch gegenüber der Versicherung habe ich die Wundnahtmethode bestätigt. Von dort wird es keine weiteren Fragen mehr geben. Sie sind jetzt sehr zufrieden mit Ihnen und der Klinik, zumal Ihr Leumund bislang ohnehin hervorragend war.«
»Ich danke Ihnen. Ich …«
»Aber nun müssen sie
mich
zufriedenstellen.«
Janelle kniff die Augen zusammen und fluchte innerlich.
Hoffmann musterte sie nachdenklich. »Was ich wissen muss, ist Folgendes: Haben Sie versucht, die Patientin, die Versicherung oder die Klinik zu beschwindeln?«
Janelle riss die Augen auf. »Beschwindeln? Niemals. Das schwöre ich! Ich
habe
diesem Mädchen
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