Eine magische Nacht. Roman
mitgeben? Ich bin noch nicht einmal ein ganzes Jahr hier. Zu gehen ist schlimm genug, aber ohne eine Empfehlung zu gehen würde für meine Karriere den Ruin bedeuten.«
Larry schüttelte jedoch den Kopf. »Es tut mir leid. Wirklich. Aber ich kann meinen Namen unter keinen Umständen mit Ihrem in Verbindung bringen. Sie haben sich als Randzonenelement erwiesen, und ich muss an meine Karriere, den Ruf dieser Gemeinschaftspraxis und den der anderen Ärzte denken. Ich kann Ihnen keine Empfehlung mitgeben.«
»Das war’s dann also. Einfach so.« Er war mit ihr fertig.
»Ich fürchte, ja. Ich wünschte, es wäre anders.« Sein Ton allerdings strafte ihn Lügen. Es war genau das, was er wollte. Praktisch für ihn, dass es darüber hinaus auch noch das Richtige zu sein schien.
Sie fragte sich, ob er auch dann so entschlossen wäre, sie vor die Tür zu setzen, wenn sie mit ihm geschlafen hätte, als er sie dazu gedrängt hatte. Angesichts seiner teilweise regelrecht angewiderten Miene würde sie allerdings eher wetten, dass er erleichtert war, niemals so weit gekommen zu sein. Zum anderen Teil jedoch wirkte er ausgesprochen fasziniert. Vielleicht war der Mann ja doch noch korrumpierbar?
Lass den Gedanken einfach fallen. Jetzt sofort. Ich gebe mir ja alle Mühe, gut zu sein und dich das hier allein regeln zu lassen, aber wenn er dich auch nur mit einer Hand berührt, werde ich keine Verantwortung mehr für mein Handeln übernehmen.
Vielleicht, wenn ich ihn nicht ganz so brutal abgewiesen hätte?
Du warst nicht brutaler, als er es verdient hat. Mach dir deswegen keine Vorwürfe. Er hat immer seine eigenen Ziele verfolgt. Ja, dazu gehörst auch du, aber du bist eine Bedrohung für ihn, für seine Überzeugungen und seinen Lebensunterhalt. Er will, dass du verschwindest. Vielleicht hätte er dich gern vorher noch ausgenutzt, aber früher oder später hättest du auf jeden Fall gehen müssen.
Ich denke, du hast recht.
Sie konzentrierte sich auf Dr. Hoffmann, der noch immer sprach.
»… und wir können Ihnen den Scheck zuschicken, sobald er ausgestellt ist. Dann hätten wir das also hinter uns?« Mit einem lockeren Lächeln auf den Lippen erhob er sich, als hätte er gerade ihre Besprechungstermine verlegt, anstatt sie erfolgreich aus ihrer beruflichen Karriere zu verdrängen.
Am Boden zerstört, gab Janelle ihm keine Antwort, drehte sich nur um und verließ sein Büro.
Die Tür ließ sie hinter sich ins Schloss fallen und eilte über den Flur. Als sie um eine Ecke bog, fühlte sie eine vertraute Hand, die ihr über den Rücken strich und sie eng in den Schutz eines festen, warmen Körpers zog. Sie fühlte sich hilfsbedürftig, obwohl sie dieses Gefühl gleichzeitig hasste, ließ sich aber von Kanes Stärke auffangen und über die leeren Korridore zur Tür hinausführen. Dann half er ihr auf den Beifahrersitz ihres Wagens, ging außen herum auf die andere Seite und setzte sich hinters Steuer.
Ohne noch irgendetwas zu fragen, schloss sie einfach die Augen und schaltete die Welt aus.
Kane warf seiner schweigsamen Beifahrerin einen kurzen Blick zu und lenkte den Wagen zurück zu Janelles Apartment, während Verstand, Herz und weniger kultivierte Teile seines Körpers miteinander im Streit lagen. Er wusste, was er tun musste. Er wusste, was er tun wollte. Beide Wege waren ein und derselbe, bis ganz zum Schluss, wo sie dann scharf auseinanderbogen.
Mit jeder Faser seines Wesens liebte er Janelle. Maegth, kluge Druidin, die sie nun einmal war, hatte das vorhergesehen. Janelle zu verlassen würde das Schwerste sein, was er je getan hatte. Es würde ihm sogar noch schwerer fallen als beim ersten Mal. Unglücklicherweise war es genau das, was er tun musste. Aber nicht, bevor er sie von einem Versprechen entbunden hatte, zu dem man sie von vornherein gar nicht erst hätte zwingen dürfen.
Einen sicheren Weg, das zu erreichen, kannte er. Ein Weg, der die Übereinkunft verletzen und sie für immer von ihrer Hüterpflicht befreien würde: Sex.
Okay, rein technisch gesehen, könnte er sie auch einfach verlassen, ohne die Verbindung zu ihr als seiner Hüterin zu durchtrennen. Aber dann würde sie diese Verbindung immer spüren, sich immer verpflichtet fühlen. Dieser unerbittliche Bloß-nicht-an-mich-selbst-denken-Ehrenkodex, den sie da hatte.
Auch das war eine Lüge. Sicher, sie würde sich verpflichtet fühlen, wenn er ihr das nicht nahm, aber ihre Interessen hatte er dabei nicht wirklich im Auge, sondern nur seine.
Weitere Kostenlose Bücher