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Eine magische Nacht. Roman

Titel: Eine magische Nacht. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natale Stenzel
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Sie wollte sich nie wieder bewegen. Ihre Arme nicht und ihre Beine nicht. Ihr ganzes Wesen mit seinem ganzen Wesen verflochten. Das war ein Zopf, den sie mit Herz und Leben flechten konnte und der sie beide in ewiger Glückseligkeit umwand. Leise Gedanken trieben frei dahin, als sie sich schließlich einem friedvollen Schlaf überließ.
     
    Als er hörte, wie Janelles Atem sich vertiefte, drückte Kane seine Lippen an ihre Haut. Warm und weich. Er könnte für immer hierbleiben und wäre so glücklich. Wenn es überhaupt etwas gäbe, irgendetwas auf dieser ganzen weiten Welt, das er nur für sich haben könnte, dann wäre es Janelle. Tapfer, wahrhaftig, stärker, als sie glaubte, geistreich, robust. Und was noch besser war, sie liebte ihn ebenso. Das konnte er fühlen, hören, riechen und sogar schmecken. Noch nie hatte er jemanden gehabt, den er sein Eigen nennen konnte, nicht so wie jetzt.
    Und … nicht einmal jetzt. Er seufzte an ihrem Hals. Er wollte dieses Fleckchen nicht verlassen. Es war doch seins. Genau hier. Aber so war es nicht.
    Vorsichtig löste er langsam und schrittweise ihre Fersen hinter seinen Hüften. Auf seinen Lippen lag ein schmerzliches leichtes Lächeln. Er hatte es gehört, kurz bevor sie wegdämmerte: Sie wollte ihre ganze Seele mit seiner verflechten. Das wäre auch sein größter Wunsch, wenn es ihm denn erlaubt wäre.
    Behutsam und mit sehnsüchtigen Händen ließ er ihre Beine an seinen Seiten herunter und verharrte in der Berührung. Den Griff ihrer Hände hatte sie im Schlaf gelockert, so konnte er sie leichter neben sie legen. Viel schwieriger war – er musste von ihrem Körper rutschen. Er wollte nicht gehen. Sie sah so friedlich aus und war es auch. Als er sie das erste Mal verlassen hatte, war es nicht halb so schmerzvoll gewesen, und bereits damals hatte es sich angefühlt, als würde ihm ein Pflock ins Herz gerammt. Was er jetzt empfand, war unaussprechlich. Er fragte sich, ob sie das erkennen würde, wenn er nicht mehr da war. Würde sie verstehen, was er getan hatte, oder würde sie ihn hassen? Aber es war egoistisch, auf ihr Verständnis zu hoffen.
    Vorsichtig und widerstrebend rollte er sich von ihr weg und aus dem Bett heraus. Er drehte sich um und holte behutsam die Decke unter ihren Füßen hervor, wo sie gelandet war, und deckte sie bis unters Kinn damit zu. Als sie im Schlaf den Kopf drehte und ihre Hände wie suchend leicht bewegte, rührte er sich nicht. Würde sie jetzt aufwachen? Ein Teil von ihm wünschte es sich. Aber im Grunde wusste er, dass das eine schlechte Idee war. Es würde nur schwerer werden, wenn er noch länger wartete. Wenn er zuließ, dass sie ihn hasste, wäre es leichter für sie. Also wollte er genau das tun. Er würde wiederholen …
    Er schloss die Augen, als sich alles in ihm verkrampfte.
    Ja,
wiederholen,
was er ihr vor acht Jahren angetan hatte. Sie würde ihn hassen, ihn vergessen und ihr Leben weiterleben, während die Druiden einen anderen Hüter für ihn bestimmen würden. Oder, was wahrscheinlicher war, sogleich über sein Schicksal entschieden. Er hatte schlechte Karten. Natürlich würde er sich gegen eine Verurteilung wehren, aber es sah nicht gut für ihn aus. Vor allem nach seinem Verhalten heute Abend.
    Anstatt bei Janelle Wiedergutmachung zu leisten, verschlimmerte er seine Beleidigungen nur noch. Da machte es keinen Unterschied, dass er sie von dieser Pflicht befreite und sie nur verließ, um einer Vision ihres Todes entgegenzuwirken. Letztlich war diese Vision schließlich auch wieder nur die Erfüllung eines Fluchs, an dem er im Grunde genommen selbst schuld war.
    Er wandte sich ab und fand seine Hose am Fuß des Betts, wo er sie vorher auf den Boden hatte fallen lassen, zog sie an und knöpfte sie am Bund zu. Der Gürtel mit der Schnalle in Form eines keltischen Knotens hing offen.
    Er fuhr mit den Fingern über diesen Knoten und fühlte das schwere Zinn kühl unter seiner Berührung. Es war seltsam, wie etwas, das so leicht zwischen einen Mann und eine Frau geraten konnte und sie davon abhielt, über den Punkt hinauszugehen, an dem es kein Zurück mehr gab, absolut keine Schranke mehr darstellte. Jetzt war es nichts weiter als irgendeine Gürtelschnalle. Und mit geübter Leichtigkeit sicherte er den Gürtel, griff nach seinem Hemd und schlüpfte hinein.
    Während er es rasch zuknöpfte, ging er bereits auf die Tür zu. Genau in dem Moment, als er dort ankam, dröhnte das Telefon auf dem Nachttisch und riss Janelle aus

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