Eine magische Nacht. Roman
fertig.
Janelle …
Mir fällt nichts mehr ein … außer zu betteln? Ihn um Mitleid bitten?
»Offensichtlich wissen Sie genau, dass Sie mich in eine unhaltbare Lage gebracht haben. Ich kann nur verlieren, ohne irgendeine andere Möglichkeit zu haben.«
Dr. Hoffmann wirkte ungerührt. »Das habe nicht ich getan, Sie selbst waren es.«
»Sollte ich denn zulassen, dass sie ihren Arm verliert?«
Ihr Arbeitgeber sah zur Seite. »Ich sage es noch einmal. Das ist eine traditionelle, angesehene medizinische Praxis, in der traditionell ausgebildete Ärzte bewährte, wissenschaftlich fundierte Methoden der modernen Medizin praktizieren.« Er machte eine Pause und fuhr dann widerwillig fort: »Unwissenschaftliche Methoden der Heilung mögen ihren Platz haben«, sein Ton stellte klar, dass er dies bezweifelte, »aber ich garantiere Ihnen, dieser Platz ist nicht hier.«
Wieso konnte ich ihn nicht mit einem Glamour belegen?,
grübelte Janelle.
Warum nicht?
Das ist Karma in Aktion. Sicher, Hoffmann ist ein Saftsack mit einer ziemlich happigen Ansammlung auf der Sollseite, aber er ist auch ein Mensch, der in diesem Fall aufrichtig davon überzeugt ist, das Rechte zu tun. Also können wir ihm mit Magie nicht beikommen. Erinnerst du dich noch an dieses ganze System der Gewaltenteilung, mit dem die schwächeren Spezies vor den mächtigeren Magieanwendern geschützt werden? Betrachte dich als gewarnt.
Kane klang traurig.
Aber nun erpresst er mich. Das wird seinem Karma doch mit Sicherheit schaden.
»Selbst wenn wir unseren moralischen und ethischen Standard so weit lockern würden, dass Sie mit Ihren experimentellen Praktiken fortfahren könnten«, schwadronierte Hoffmann weiter, »kann ich Ihnen garantieren, dass die Versicherungen durchweg einen Anfall bekämen. Davon hatte ich bereits gesprochen. Die Versicherungsprämien für ärztliche Kunstfehler würden in die Höhe schießen. Die Versicherungsgesellschaften müssten uns neu klassifizieren und würden uns möglicherweise ganz von ihrer Trägerliste streichen. Das würde uns schaden und ebenso unseren Patienten.«
Sicher, Erpressung würde seinem Karma schaden, nur dass seine Absichten in diesem Fall überwiegend rein sind. Er tut, was er für eine gute Tat hält, und greift dabei zu den einzigen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen. Alles mag als persönliche Auseinandersetzung mit dir begonnen haben, aber in diesem Augenblick hat sich seine Perspektive von persönlichen Zielen auf ein höheres gerichtet – das übergeordnete Wohl, so wie er es versteht. Du bist für ihn unberechenbar, eine Frau, die die Klinik sich seiner Meinung nach nicht leisten kann. Er will seine Patienten ebenso schützen wie seinen Ruf und den Ruf der Klinik. Dabei ist es vertretbar, eine Ärztin zu feuern, die durch Handauflegen heilt.
Vertretbar ja, aber nicht logisch. Nicht richtig.
Auf seine Weise hat er recht. Offensichtlich können wir nichts dagegen tun.
Aber ich habe ebenfalls recht!
Ja, aber seine Erinnerung auszuradieren, seine Absicht auszuschalten, ist nicht richtig. Das ist der Grund, weshalb der Glamour bei ihm nicht funktioniert. Du könntest dich über die Warnung hinwegsetzen, aber das wäre unklug. Wie ich sehr gut weiß.
Aber du bist doch derjenige, der eben noch wollte, dass ich den Glamour bei ihm anwende. Da hast du doch offensichtlich geglaubt, dass es funktionieren würde.
Das ist richtig. Eben noch. Aber die Umstände haben sich geändert. Anders als eben ist dein Dr. Hoffmann jetzt weniger darauf aus, dir eine Falle zu stellen, als vielmehr in Bezug auf seine Patienten das Richtige zu tun. Ausnahmsweise einmal sitzt sein Herz am rechten Fleck. Es ist absurd, ich weiß.
Phantastisch. Ihr wurde ein Strich durch die Rechnung gemacht, weil wieder einmal jemand sein Gewissen entdeckt hatte. Und noch absurder war, dass sie annehmen musste, ihr anfängliches Zögern, Hoffmann mit einem Glamour zu belegen, könnte dabei eine Rolle spielen. Hätte sie den Glamour eingesetzt, als Kane darauf drängte, hätte das hier vielleicht vermieden werden können. War ihr anfängliches Zögern richtig gewesen? War es ein Fehler? Himmel hilf, sie wusste es immer noch nicht.
Widerstrebend wandte sie sich wieder Larry zu, der auffallend still geworden war und sie eingehend musterte, als wäre er fasziniert und angewidert zugleich.
Janelle machte eine hilflose Handbewegung. »Ich denke, dann werde ich wohl gehen. Darf ich damit rechnen, dass Sie mir zumindest eine Empfehlung
Weitere Kostenlose Bücher