Eine magische Nacht. Roman
solche Beziehung hatten wir nicht. Sie wusste von Maegth, so wie ich davon ausging, dass auch sie ihre romantischen Interessen verfolgte. Die Verlobung zwischen Alanna und mir war eine wohlüberlegte politische Allianz. Es ging darum, beide Reiche zu befrieden.« Er zuckte mit den Achseln. »Insoweit machte es auch Sinn. Alanna war Titanias Nichte, das heißt, sie gehörte nicht nur dem Dunklen Hof an, sondern war auch eine direkte Blutsverwandte Titanias. Hätte ich Alanna geheiratet, hätten wir ein männliches Kind zeugen können, einen potenziellen Erben beider Reiche, was den Graben zwischen Lichtem und Dunklem Hof, zwischen Titania und Oberon wahrhaftig hätte überbrücken können. Hätte dieses Kind den Thron über beide Reiche bestiegen, wäre eine wirkliche Allianz besiegelt worden. Es würde Friede herrschen.«
Während Janelle ihn beobachtete, empfand sie die ganzen Verwirrungen und politischen Zwänge und fragte sich, wie jemand damit umgehen konnte. Die Logik einer solchen Entscheidung ließ sich nicht leugnen, aber ebenso wenig konnte sie sich vorstellen, aus politischen Gründen zu heiraten. »Dann ging es hier also nur um solche königlichen Angelegenheiten. Kühle politische Allianzen. Und Maegth war …«
»Maegth war mein Schwachpunkt. Ich wollte sie. Ich wollte ein wenig Glück, ein wenig Leidenschaft in meinem Leben haben. Ich glaubte, dass ich das für kurze Zeit bei ihr finden könnte. Ich hielt es für möglich, sowohl meinem Volk zu dienen als auch für eine Weile«, er lächelte reumütig, »meiner Leidenschaft. Vielleicht meiner Liebe?«
Schweigend dachte Janelle über seine Worte nach. So vieles, was er den beiden Frauen angetan hatte, war falsch, und doch … »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Kane. Ich weiß es wirklich nicht.«
»Da gibt es nichts zu sagen. Das alles gehört der Vergangenheit an.«
Janelle runzelte die Stirn. »Ich kann verstehen, warum du die Sache mit Maegth abgebrochen hast. Dass sie mit deinem Bruder geschlafen hat, war schon ein ganz schön heftiger Vertragsbruch, egal, wie man es ansehen mag. Aber warum hast du deine andere Verlobte nicht geheiratet? Warum hast du diese Verlobung gelöst, wenn sie doch für beide Reiche von so großer Bedeutung war?«
»Alanna zu heiraten, um meinem und ihrem Volk den Frieden zu bringen, wäre ein Akt der Selbstlosigkeit gewesen, nicht wahr?«
»Ja, das nehme ich an.«
»Also, dann hast du doch deine Antwort, stimmt’s?« Er lächelte angespannt. »Ich war egoistisch. Ich wollte jemanden für mich allein. Und das war nicht Alanna. Für sie habe ich nichts empfunden. Erst recht nach Maegth. Und mich dann in ein kaltes Bett legen? Das konnte ich einfach nicht.« Er starrte aus dem Fenster. »Und so wurde der fragile Waffenstillstand zwischen Titania und Oberon, zwischen meiner Stiefmutter und mir gebrochen. Das ist bis heute so. Anders als Titania verstand mein Vater die Gefahren einer rein politischen Verbindung. Er hat mir verziehen, dass ich die Verlobung gelöst habe. Titania nicht. Sie hat es bloß der ganzen Sammlung von Ärgernissen hinzugefügt, die schon meine Existenz allein für sie bedeutet.«
Völlig überwältigt starrte Janelle ihn an. »Du willst also sagen, es ist kompliziert?«
Durch ihren Tonfall ein wenig entspannter, wandte sich Kane ihr lächelnd zu. »Ja. Es ist kompliziert.« Er betrachtete sie kurz mit seinen goldenen Augen, in denen ein Gefühl glühte, das sie nicht recht deuten konnte. Sie startete den Motor und fädelte sich wieder in den Verkehr ein.
Während Janelle schweigend fuhr, gab Kane sich keine Mühe, seine Faszination länger zu verbergen. Er liebte es, das Wechselspiel ihrer Mimik zu beobachten, das Aufleuchten von Intelligenz, Humor, Stimmungen und sogar Schmerz. Obwohl er es bedauerte, so häufig der Grund für Letzteres zu sein.
Aber Liebe war es nicht. Durfte es nicht sein. Denn das würde etwas bedeuten, das er einfach nicht akzeptieren wollte. Dass sie die Eine wäre. Und wenn sie die Eine war, würde das wiederum bedeuten …
Aber sie konnte es nicht sein, und folglich musste sie auch wirklich nicht alle Fakten kennen. Mit der zweiten Hälfte des Fluchs zum Beispiel hatte sie gar nichts zu tun. Es war richtig, dass Maegth ihn dazu verdammt hatte, für keine Frau, bis auf eine, je Liebe empfinden zu können. Das eigentlich Teuflische daran war allerdings, dass die Druidenfrau auch noch geschworen hatte, dass er diese Frau niemals bekommen würde. Es war ihr
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