Eine magische Nacht. Roman
Schuld. Weder Paul noch seine Frau und, um Himmels willen, schon gar nicht dieses hilflose kleine Baby hatten irgendetwas damit zu tun. Dennoch war ihre erste Reaktion in dem Moment nicht ganz so großzügig.
»Aber dabei hast du es nicht belassen«, setzte Kane ihre Gedanken in einem Tonfall fort, der ganz verwundert klang. »Du bist mit ihnen ins Krankenhaus gefahren, weil Paul und seine Frau jemanden brauchten, dem sie vertrauen konnten, jemanden, der sich für sie verwendete. Du hattest Verbindungen im Krankenhaus, und so erhielt das Baby die beste Behandlung. Hättest du nicht so schnell gehandelt, hätte das Kind vielleicht nicht überlebt.«
»Das ist mein Job.«
»Das war selbstlos. Einem Mann zu helfen, der dich verletzt hatte, und seiner Frau, die dir – jedenfalls einen Augenblick lang – das Gefühl gab, deinen Platz eingenommen zu haben, und die das Leben lebte, das du hättest haben können. All das hast du beiseitegeschoben, um dem Baby dieser Frau zu helfen. Sie haben sich bei dir bedankt. Du hast gelächelt und es mit einem Achselzucken abgetan.« Er schwieg einen Augenblick und fuhr dann etwas leiser fort: »Dann bist du nach Hause gegangen, um wieder allein zu sein.«
»Ich habe nur meinen Job gemacht«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Mehr nicht.«
»Nein. Sicher, das stimmt natürlich auch, aber es ist nicht alles. Deine Handlungsweise war großzügig und kam aus vollem Herzen. So bist du einfach, Janelle. Es … es hat mich gedemütigt.« Er lächelte, diesmal voller Selbstironie. »Mit dieser einen Tat und nach allem, was dazu geführt hat – mein herzloses Verhalten vor einigen Jahren mit eingeschlossen –, bist du zu meinem Gewissen geworden.«
Janelle war entsetzt. War das die Belohnung dafür, dass sie trotz saurer Trauben ihren Job machte? »O nein. So nicht. Geh und häng dein neu entdecktes Gewissen jemand anders an, jemandem, der dem gerecht wird. Ich bin es nicht.«
»Du bist es. Aber es soll keine Belastung für dich sein. Mein Gewissen ist eine Last, die ich, so wie es sein soll, allein zu tragen habe. Aber gelegentlich könnte es schon vorkommen, dass ich mich wegen einer kleinen Beratung an dich wende.« In seinen Augen blitzte es, als wüsste er genau, dass er ihr damit Angst einjagte.
Langsam schüttelte sie nur den Kopf und drehte linkisch den Schlüssel im Zündschloss herum. Einige etwas unkontrollierte Augenblicke später glitten sie im Verkehr dahin, wobei Janelle noch leicht benommen durch die Windschutzscheibe starrte. »Weißt du, ich habe mich nicht darum beworben, dein Gewissen zu sein.«
Kane lachte und schien sich irgendwie freier zu fühlen, nachdem er nun seine Handlungsweise erklärt hatte. »Doch, das hast du. Vergiss nicht, du bist meine Hüterin. Damit bist du die ideale Person, um als mein Gewissen zu fungieren. Abgesehen davon setzt ein Gewissen Einfühlungsvermögen voraus, nicht wahr?«
Sie riskierte einen Blick in seine Richtung. »Einfühlungsvermögen wäre hilfreich.«
»Und Einfühlungsvermögen setzt Gefühl voraus. Davon habe ich sehr wenig.«
»Gut zu wissen.«
»Außer bei dir.« Er runzelte die Stirn und schüttelte leicht den Kopf, als wolle er seine eigenen Worte verneinen.
»Wir wollen es nicht übertreiben, okay? Wenn du anfängst, mir deine unsterbliche Liebe zu erklären«, spottete sie klopfenden Herzens, »werde ich dich durch die Windschutzscheibe befördern.«
»Genau genommen ist das keine romantische Erklärung, lediglich die Feststellung einer Tatsache. Eine Tatsache, die ich ändern würde, wenn ich könnte. Und der gefühllose Teil in mir ist weniger eine Tatsache als vielmehr ein Fluch.«
»Ein Fluch. Dein Mangel an Gefühl ist also ein Fluch.«
»Im wörtlichen Sinne? Nein, nicht Mangel an Gefühl … obwohl manche das behaupten mögen.« Er lächelte freudlos. »In Wirklichkeit bin ich dazu verflucht, unfähig zur romantischen Liebe zu sein.«
Unfähig zur romantischen Liebe? Er meinte doch nicht … Nein, darauf ließ sie sich nicht ein. Zurück zum Thema. »Du wurdest also tatsächlich verflucht? Von wem? Wieder einmal dieser Druide?«
»Seine Tochter.«
Janelle sah ihn mit großen Augen an. »Oh. Noch mehr Rache? Ihr beide müsst ein lustiges Pärchen gewesen sein. Sei’s drum. Wie lautete der Fluch?«
Nun schien er ganz verzagt. »Ich glaube, Maegth hatte davon gesprochen, dass ich mich ihr gegenüber gefühllos verhalten habe und daher nur ernten würde, was ich gesät
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