Eine magische Nacht. Roman
gewissen Ruf.«
Angenehm überrascht sah Oberon auf. »Ach, tatsächlich? Es muss wohl so sein, denke ich. In dieser Beziehung kommt er ganz nach seinem Alten Herrn.«
»Also wirklich.« Janelle war rot geworden, als ihr klar wurde, worum es ging. »Sie wollen mich doch nicht ernsthaft davor warnen, dass …«
»Sex? O ja.« Phil setzte sich die Brille wieder auf die Nase. »Ich denke, dass er alle Mittel einsetzen wird, die ihm zur Verfügung stehen, und ich habe gehört, dass er auf diesem Gebiet über beachtliche Fähigkeiten verfügt. Daher garantiere ich Ihnen, dass er es versuchen wird.« Der Druide machte eine Pause und runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich bezweifle allerdings, dass er bei der Verführung aufs Ganze geht, denn das würde reichen, um den Interessenkonflikt herzustellen, der Sie als Hüterin wirkungslos und untauglich macht. Damit wären Sie nutzlos für ihn, da Sie dann nicht mehr zu seinen Gunsten Zeugnis ablegen könnten. Aber ich sage Ihnen voraus, dass er versuchen wird, Sie emotional für sich einzunehmen, und bis zu einem gewissen Punkt auch körperlich. Diese Möglichkeit müssen Sie immer im Auge behalten.«
»Okay. Sie haben mich gewarnt, und ich werde auf der Hut sein. Was steht sonst noch auf der Tagesordnung?« Janelle strahlte ihn an, während sie im Stillen einen Themenwechsel forderte.
Phil tat ihr den Gefallen. »Hier ist noch eine weitere Warnung an Sie: Sie müssen wissen, dass Ihre Heilkraft, wenn auch nur vorübergehend, drastisch geschwächt sein wird, wenn sie überhaupt Sex haben, egal, mit wem.«
Okay, als Themenwechsel reichte das jetzt nicht ganz.
Nun wurde sogar Phil rot. »Ich meine, wenn Sie den wirklichen Akt mit einem realen Partner vollziehen. Allein hingegen …« Er summte. »Kein Problem. Sie können Ihre Energie nur dann verlieren, wenn Sie den Akt mit einer anderen Person vollziehen und Energie austauschen. Ansonsten wird Ihre Energie zurückgehalten und bleibt unberührt. Äh, sozusagen. Hm.«
»Aargh«, fuhr Janelle ihn in einem Ausbruch beschämter Frustration an. »Soll das jetzt heißen, dass Sie Spione auf mich ansetzen? In meinem Schlafzimmer? An meinem Arbeitsplatz? In jedem Hotel und allen Büschen der Stadt? Mein Sexualleben ist – oder sollte es jedenfalls sein –
verdammt noch mal meine eigene Angelegenheit
.«
»Oh, da stimme ich Ihnen zu! Absolut!«, beeilte sich Phil zu versichern. »Ganz ehrlich, die Warnung hinsichtlich Ihrer Heilkräfte war ausschließlich in Ihrem eigenen Interesse gedacht. Und was die Vereinbarung bezüglich Ihrer Aufgabe als Hüterin angeht, ist es nichts weiter als eine Frage der Ehre. Ich vertraue darauf, dass Sie mir ganz einfach Bescheid sagen, falls ein solcher Interessenkonflikt entsteht, und dann werde ich die Dinge in die Hand nehmen.«
Meine Güte. Als ob ihr Leben nicht längst kompliziert genug wäre. War es nötig, sie jetzt auch noch zu demütigen?
»Es ist nicht unsere Absicht, Sie zu demütigen, Janelle«, schaltete Oberon sich mit ruhiger Stimme ein. »Deshalb wurde dieser Teil der Zusammenkunft auch vertraulich gehalten. Im Prinzip bedienen Sie sich der Energie eines Pukas für Ihre Heilungen, und die Kraft eines Pukas ist von Natur aus zum großen Teil sexuell.« Er hob die Augenbrauen. »Wir sind ein sinnliches Volk, wie Sie bemerkt haben werden.«
»Wenn Sie so wollen, ist es ein Gesetz«, fuhr Phil fort. »Wer Energie verbraucht, muss Zeit verstreichen lassen, um wieder zu regenerieren. Vierundzwanzig bis achtundzwanzig Stunden nach dem Akt müssten reichen, und Sie werden wieder hundert Prozent aufgetankt sein. Das heißt, ein kleines Liebesabenteuer Freitagnacht würde den Patienten am Montagmorgen nicht im Wege stehen. Sehen Sie, wie es funktioniert?«
Janelle stöhnte.
»Also.« In aufgesetzter Fröhlichkeit schlug Phil die Hände zusammen. »Insgeheim werden Sie es sein, die das Urteil über den Puka fällt, wobei Zeit und Ort noch festzusetzen sind. Nehmen Sie sich vor den Verführungsversuchen des Pukas in Acht und machen Sie sich klar, dass er dabei geschickt vorgehen wird. Und schließlich: Denken Sie daran, dass durch den Sex mit jemand anders Ihre Heilkraft vorübergehend auf ein Minimallevel absinken wird.«
Während Janelle heimlich darauf wartete, dass Phil zur Aufmunterung noch den druidischen Hurraruf »Go, team, go« anstimmen würde, betrachtete Oberon ihn wie ein exotisches und leicht abstoßendes Insekt. Richtig. Die menschliche Lebensspanne. Aber violette
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