Eine magische Nacht. Roman
um ihre Lippen. Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin immer noch der Meinung, dass wir hier einen Plan haben, der einen Versuch wert ist. Nimm an, du würdest mir beibringen, wie ich meine Gedanken abschirmen kann? Wenn es uns gelingt …«
»Dann wäre alles immer noch reine Spekulation – diese mögliche Existenz eines weiteren Pukas.«
Empört starrte sie ihn an. »Also, weißt du, für einen Puka von Elfenblut, der Magie anwendet und in einer Welt lebt, in der das Unmögliche möglich ist, zeigst du dich aber ganz schön skeptisch, wenn es dir passt. Wonach sollten wir denn sonst suchen? Dieser Puka-Ritt hat stattgefunden. Du sagst, dass du es nicht warst. Ich bin geneigt, dir zu glauben. Aber wenn du es nicht warst, dann muss es etwas oder jemand anders gewesen sein. Wer käme da in Frage? Jemand, der über Puka-Magie verfügt. Daraus ergibt sich logisch die potenzielle Existenz eines weiteren Pukas.«
»Es sei denn, es war Riordan.«
»Damit fang überhaupt nicht erst an.« Nun wurde Janelle richtig wütend. »Selbst wenn er könnte, würde er so etwas nicht tun.«
Kane runzelte die Stirn. »Ich habe nur überlegt, dass du vielleicht – und mir ist klar, das ist jetzt weit hergeholt – mit deiner Theorie über Gestaltwandlung im Schlaf gar nicht so verkehrt liegen könntest. Ich frage mich, ob es möglich wäre, dass er Zauberkräfte behalten hat, ohne selbst etwas davon zu wissen. Kräfte, die nur im Schlaf wirken, wenn die normalen Hemmschwellen wegfallen.«
Janelle aber schüttelte den Kopf. »Nicht einmal im Schlaf würde Riordan sich an einem hilflosen kleinen Mann wie diesem Druiden vergreifen.«
»Du hast recht. Bei klarem Verstand würde er das nicht tun. Aber wer will wissen, ob er bei klarem Verstand war?«
»Komm schon, Kane, wir wollen mal auf dem Teppich bleiben. Glaubst du nicht, dass die Existenz eines weiteren Pukas etwas wahrscheinlicher ist – von wünschenswert gar nicht zu reden – als die Vorstellung, dein Bruder könnte sich als ehemaliger Puka in eine Art Jekyll-und-Hyde-Alptraum verwandelt haben?«
»Ich bleibe dabei, dass es eine Möglichkeit ist, die wir in Betracht ziehen sollten.«
»Gut. Dann geh der Sache nach. Aber erst, nachdem du mir beigebracht hast, wie ich meine Gedanken vor dir und deiner grusligen Stiefmama verbergen kann. Und da wir schon beim Thema sind – ich kann nicht fassen, dass sie, wo sie doch über Glamour verfügt, keine Erscheinung projiziert, die etwas glaubwürdiger ist und weniger an eine Manga-Stripperin erinnert. Igitt!« Janelle schauderte. »Diese Augen. Sollte sie nicht wenigstens versuchen, wie ein Mensch auszusehen?«
Zögernd lächelte Kane. »Das muss mit deiner Funktion als Hüterin zu tun haben. Auf den menschlichen Durchschnittsmann wirkt sie gar nicht so – nun ja – mangamäßig. Und was die Stripperin angeht … zugegeben, den Teil projiziert sie absichtlich. Ihr scheint es zu gefallen.«
»Wie deprimierend. Also. Zurück zum Gedankenschutz. Lass uns mit dem Unterricht beginnen.«
»Wenn du darauf bestehst.« Er machte eine Pause, während er offensichtlich seine Worte zurechtlegte. »Um deine Gedanken abzuschirmen, musst du sehr bedacht vorgehen und ständig auf der Hut sein. Deshalb wäre es auch schlimm, wenn du in Gegenwart von einer Person mit Elfenblut, der du nicht traust, einschlafen würdest oder krank oder bewusstlos wärst. Die Gedanken vor Elfen zu verbergen ist ganz ähnlich wie sich auf die Zunge beißen, aber noch bevor man überhaupt etwas sagt. Du darfst nie zulassen, dass die Gedanken sich ganz ausformen. Streu ein paar Gedankenfetzen aus, mit denen du wahrscheinlich davonkommst. Du darfst auf keinen Fall zulassen, dass sie sich über mehr als eine beiläufige, unausgereifte Idee hinausentwickeln. Macht das Sinn?«
»Etwas. Aber wahrscheinlich nur, weil ich hoffe, es ist nicht so kompliziert, wie es klingt.«
Er überlegte einen Augenblick. »Okay, dann versuchen wir es mal anders. Denk an dieses Phänomen, wenn dir etwas auf der Zunge liegt und du kurz davorstehst, dich zu erinnern. Eine flüchtige Erinnerung an etwas, das du zwar fühlst, das dir aber nicht ganz ins Bewusstsein dringt. Das ist der Zustand, in dem du deine Gedanken belässt.«
»Im Ernst?« Sie staunte. »Ist es überhaupt möglich, so etwas absichtlich herbeizuführen?«
»Man muss es trainieren, aber ja, es ist möglich. Es gibt noch eine weitere Methode, die zwar etwas leichter ist, aber auch weniger effektiv. Dabei werden
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