Eine magische Nacht. Roman
einmal geatmet. Nachdem sich mein Zorn gelegt hatte, schien es sinnlos, sich noch Gedanken darüber zu machen, wer der Vater war.« Die Sinnlosigkeit unterstrich er mit einer Geste. »Aber es tut mir leid. Ich hätte es dir sagen müssen. Wenn nicht damals, dann sicherlich heute.«
»Ja, du hättest es mir verdammt noch mal sagen müssen.« Riordan holte zu einem wilden Roundhouse-Kick aus, aber Kane duckte sich und wich zur Seite aus. »Ein Kind, das mein Kind hätte sein können. Und mein eigener Bruder hat mir die Wahrheit verschwiegen. Fahr zur Hölle dafür.« Mit keuchendem Atem wirbelte Riordan im Kreis herum. »Also hast du damals dann auch diese alte Hütte zerstört. Davon habe ich gehört. Das war wohl alles ein Teil desselben Wutanfalls, oder was? Du hast deine kleine Show abgezogen und alle Dorfbewohner in Angst und Schrecken versetzt, als du wie ein wild gewordener Affe diese Steine raufgeklettert bist und dann das ganze Dach der Hütte zertrampelt hast. Anschließend hast du das verfluchte Ding dann noch in Flammen gesetzt und es fertiggebracht, den halben Hain gleich mit zu verbrennen.«
»Es war die Hütte, in der ich euch beide zusammen gesehen hatte. Vielleicht kannst du mir ja verzeihen, dass ich den Wunsch verspürte, sie verschwinden zu lassen. Abgesehen davon war sie mein Eigentum, und sie stand leer. Es war mein gutes Recht, sie zu verbrennen.« Kane legte eine Pause ein, als er einen Moment der Reue empfand. »Allerdings war es ein Fehler, den Hain dabei teilweise mit zu zerstören. Ich habe die Druiden dafür entschädigt.«
»Dann hast du dasselbe also auch hier versucht? Das Heim zu zerstören, in dem ich mit Mina lebe? Ich habe die Hufspuren auf dem Dach gesehen. Wolltest du auch Feuer legen? Wenn wir nicht nach Hause gekommen wären …« Riordan rammte Kane seine Faust in den Magen.
Kane taumelte zur Seite und wich dem nächsten Angriff aus. »Nein!«
»Ich glaube dir nicht.« Erneut griff Riordan an und holte Kane mit einem Fußtritt von den Beinen. Kane fiel zu Boden und rollte sich ab, griff aber nicht an.
»Was ist los, verdammt? Wehr dich, du Idiot, damit ich dir alle Knochen brechen kann.«
»Nein.«
»Wieso nicht?« Wieder versetzte Riordan ihm einen Stoß. »Wartest du auf deine Hüterin, damit sie dir aus der Patsche hilft? Feigling. Schleichst herum und willst mich noch immer für die Vergangenheit zahlen lassen. Warum hast du dir überhaupt die Mühe gemacht zu gestehen, wenn du noch nicht damit fertig bist, mich zu bestrafen?«
Kane knirschte mit den Zähnen. Es wäre kein fairer Kampf. Als sie jünger waren und einander eher ebenbürtig, hatten sie häufig miteinander gekämpft. Aber jetzt war sein Bruder ein Mensch. Kane musste sich zurückhalten, selbst wenn es ihn umbrachte. Selbst wenn er zu Unrecht beschuldigt wurde und selbst wenn sein Bruder eine Zukunft hatte, Freiheit, Mina, eine Freundschaft mit Janelle …
Ein niederer Instinkt forderte von ihm, sich zu wehren. Aber dem gab er nicht nach. Genauso wenig musste er sich jedoch auch
komplett zusammenschlagen lassen.
»Geht es um Mina? Willst du sie jetzt etwa auch haben? Hast du einen klugen Plan ausgeheckt, um mich in Verruf zu bringen und sie mir zu stehlen?« Riordan landete einen weiteren Treffer, vor allem deshalb, weil Kane die Frage umwarf.
»Nein, verdammt noch mal!« Und endlich stieß Kane Riordan von sich.
»Weshalb dann? Warum tust du das? Warum verhältst du dich ein einziges Mal nicht selbstsüchtig, nur um gleich darauf den Rückwärtsgang einzulegen und wieder alles zu zerstören? Kannst du es nicht ertragen, dass ich frei bin und du nicht? Es war
deine Wahl,
du Idiot.«
»Ich weiß. Und ich verdiene meine Strafe, und mehr als das.«
Riordan schien ihn gar nicht zu hören. »Egal, was du anstellst, Mina gehört mir. Du kannst sie nicht haben. Wir lieben uns. Du wirst nicht …«
»Nein, verflucht! Ich will Mina nicht. Mich interessiert niemand außer …«
Riordan, der bereits zum nächsten Schlag ausgeholt hatte, zögerte mitten in der Bewegung. »Außer? Jetzt hör da nicht einfach auf.«
Kane starrte seinen Bruder an und war überrascht, wie ähnlich Riordan ihm sah, wenn er wütend war. Ihre Ähnlichkeit war sowieso verblüffend, aber im Zorn … Und Kane war immer zornig gewesen.
Natürlich war Kane momentan nicht zornig, sondern einfach nur verzweifelt. Verzweifelt bemüht zu verhindern, dass dieses Bild, das ihn seit Jahren quälte, wieder und wieder in seinem Kopf
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