Eine Marcelli geht aufs Ganze
noch nicht einmal offiziell geschieden. Gib mir ein wenig Zeit, okay?«
Grandma Tessa wirkte nicht so, als wollte sie freiwillig das Feld räumen. Francesca wusste genau, wie ihre Schwester sich jetzt fühlte. Obwohl sie ihre Familie liebte, konnte sie einem so richtig auf die Nerven gehen. Sie beschloss, die Atmosphäre aufzulockern, indem sie das Thema wechselte.
»Haben Katie und Zach schon einen Hochzeitstermin festgelegt?«
Diese Frage war ein voller Erfolg. Ihre Mutter erinnerte sie an das Familientreffen am Ende der Woche, auf dem das Ereignis geplant werden sollte. Die Grands fingen an, sich über das Menü zu streiten, und Grandpa Lorenzo warf ein paar Weinempfehlungen in die Runde.
Brenna nahm eine Flasche Chardonnay von Marcelli Wines und goss sich noch ein Glas ein. Dann hielt sie Francesca die Flasche hin.
»Für mich einen Doppelten«, murmelte sie so leise, dass nur Brenna sie hören konnte. Als Francescas Glas auch gefüllt war, prosteten sie einander zu.
»Darauf, dass wir diese Familie überleben«, flüsterte Brenna. »Möge Gott mich vor Maries Enkel schützen.«
»Internationalen Ölbrokern mit Familien, die Todesdrohungen erhalten, sollte es nicht gestattet sein, zum Vergnügen zu reisen«, sagte Sam erschöpft und warf eine Mappe auf seinen Schreibtisch.
Jason streckte die Hand aus und nahm die Papiere an sich. »Du machst Witze.«
»Keineswegs. Er hat gestern angerufen.«
Jason blätterte durch die Seiten und legte die Mappe dann auf Sams Schreibtisch zurück. »Afrika?«
»Eine Safari. Seine Tochter ist eine fanatische Tierliebhaberin. Die Reise ist Teil ihres Geburtstagsgeschenks.«
»Konnte er ihr nicht einfach ein Fahrrad kaufen?«
Sam grinste. »So läuft das nicht bei den Reichen und Mächtigen.«
»Dann eben einen Fahrradladen. Aber Afrika?« Seine dunklen Augen verfinsterten sich. »Sie werden sich bestimmt nicht an die üblichen Touristenorte halten, oder? Reiche und mächtige Typen mögen das Besondere, stimmt's?«
Sam nickte. »Genau. Wir reden hier von Camping in der Wildnis und dem Besuch von Eingeborenendörfern.«
»Ich hasse die Natur«, murmelte Jason. »Warum können sie nicht nach Monaco in den Urlaub fahren? Da würde es mir bestimmt hervorragend gefallen.«
»Ich schätze, dahin wirst du irgendwann einmal auf eigene Kosten fliegen müssen.«
Jason verzog das Gesicht. »Sag mir noch mal, warum ich mich freiwillig für diesen Job gemeldet habe.«
»Weil du die Herausforderung liebst. Willst du deine Meinung noch ändern?«
Jason nahm erneut die Mappe zur Hand. »Afrika. Das bedeutet Zecken und Blutegel. Ich hasse alles Schleimige.«
»Die gibt es nur im Dschungel. Du würdest hingegen in die Savanne reisen.«
»Großartig. Also muss ich mir nur Sorgen um Malaria machen.«
»Du wirst vielleicht einen Löwen sehen.«
Jasons Miene verfinsterte sich noch mehr. »Katzen hasse ich auch.«
Sam lachte. »Sie fliegen im September. So lange hast du Zeit, dir ein Team zusammenzustellen. Er lässt dir die freie Auswahl. Sein üblicher Bodyguard ist im Urlaub.«
»Ich wette, der hatte nur keine Lust auf Zecken.« Jason seufzte. »Wenigstens muss ich mir keine Sorgen um irgendwelche europäischen Bodyguard-Flaschen in Anzügen machen.« Energisch klappte er die Mappe zu. »Verdammt, ich muss mich impfen lassen, oder?«
»Im Anhang findest du eine entsprechende Liste.«
Bevor Jason sich weiter beschweren konnte, war das Geräusch ungewohnter Schritte auf dem Flur zu vernehmen. Schritt, klack, schlurf. Schritt, klack, schlurf.
»Du hast mir nicht gesagt, dass der alte Mann hier ist«, sagte Jason.
»Ich hab's ja auch nicht gewusst. Heute ist Sonntag.« Sein Großvater kam niemals am Wochenende ins Büro, ließ sich aber während der Woche regelmäßig blicken.
»Himmelherrgott, es ist Sonntag«, polterte Gabriel Reese vom Eingang zu Sams Büro. »Warum seid ihr nicht in der Kirche?«
Jason stand auf und nickte dem alten Mann zu. »Guten Tag, Sir.«
»Jason. Lässt mein Enkel dich am Sonntag arbeiten?«
»Ich hab mich freiwillig gemeldet.«
»Guter Mann. Ich war es, der Sam auf dich aufmerksam gemacht hat. Hat er dir das je erzählt?«
Jason grinste. »Ja, Sir.«
Sam deutete auf den zweiten Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Setz dich, Gabriel. Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?«
»Whiskey, aber bemüh dich nicht, mir zu sagen, dass es dafür noch zu früh am Tag ist. Ich warte, bis ich wieder zu Hause bin.« Er stützte sich auf dem Gehstock ab und
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