Eine Marcelli geht aufs Ganze
ließ sich langsam auf den Stuhl sinken. »Du warst immer ein guter Geschäftsmann, Samuel, aber eine echte Nervensäge, wenn es um meine Gesundheit geht.«
»Ich will nicht, dass du mir unter den Händen wegstirbst.«
»Ich habe nicht vor, unter irgendjemandes Händen zu sterben«, gab Gabriel zurück. »Wenn meine Zeit gekommen ist, werde ich allein in meinem Bett liegen, denn das ist die einzige Art, wie ein Mann sterben sollte.«
Sam stand auf und ging zu der Kaffeekanne, die auf einem Servierwagen in der Ecke stand. Er schenkte etwas ein, fügte reichlich Zucker und Milch dazu und brachte die Tasse zu seinem Großvater.
Gabriel nahm einen Schluck und musterte Jason, der sich endlich wieder gesetzt hatte. »Ich habe gehört, dass du nach Afrika gehst. Ich wünschte, ich wäre jung genug, um deinen Platz einzunehmen.«
»Ich auch«, sagte Jason düster.
Sam grinste. »Jason macht sich Sorgen um die Tierwelt. Schlangen, Blutegel und so.«
Gabriel nickte ernst. »Trockene Socken«, verkündete er. »Das ist der Schlüssel zu einer gesunden Safari. Oh, und reichlich Insektenspray.«
»Ach herrje, daran hab ich ja noch gar nicht gedacht. Insekten.« Jason warf Sam einen Blick zu. »Wenn das vorbei ist, will ich einen Trip nach Monaco.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann.«
Kopfschüttelnd stand Jason auf und verabschiedete sich von den beiden Männern. Als er gegangen war, lehnte Sam sich in seinem Stuhl zurück.
»Elenas Schwester hat heute Morgen angerufen. Sie ist hingefallen und hat sich die Hüfte gebrochen. Sie muss wohl operiert werden. Elena wird mindestens einen Monat bei ihr bleiben und sich um sie kümmern.«
Gabriel zuckte mit den Schultern. »Was interessiert's mich? Sie ist deine Haushälterin.«
Sam ignorierte den Einwand. »Ich kann ohne Probleme jemanden besorgen, der sich um den Hausputz kümmert«, erklärte er dem alten Mann. »Jemanden fürs Kochen zu finden könnte sich als schwieriger erweisen.«
Gabriel schaute ihn finster an. »Ich habe mich sechzig Jahre lang alleine um mich gekümmert, Kleiner. Und das werde ich auch weiterhin tun, und zwar so lange, bis ich den Löffel abgebe.«
»Ich dachte, du würdest vielleicht gerne so lange zu mir ziehen, bis sie wieder da ist.«
»Nicht im Traum.«
Sam wusste, dass sein Großvater seine Entscheidung getroffen hatte und auch nicht mehr von ihr abrücken würde. »Wir könnten abends zusammen die Clubs unsicher machen und ein paar Mädels aufreißen.«
Um Gabriels Mundwinkel zuckte es. »Ich bin zu alt für Mädels.« Er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Aber du nicht. Du arbeitest zu viel.«
»Das habe ich von dir gelernt.«
Gabriel stieß einen verächtlichen Laut aus. »Gute Antwort, aber da gibt es einen kleinen Unterschied. Ich hatte dich, der zu Hause auf mich wartete. Wen hast du? Eine Haushälterin mit großer Klappe, die nicht weiß, wo ihr Platz ist? Und nun noch nicht einmal mehr die. Du bist jetzt vierunddreißig.«
»Ich weiß.«
»Du brauchst eine Frau. Wann wirst du endlich wieder heiraten?«
»Wenn du es auch tust«, erwiderte er.
Der alte Mann lachte unterdrückt. »Ich habe noch einen Funken Leben in mir, Sam. Vielleicht finde ich ja eine, die mir gefällt. Was sagst du dann?«
»Genieß es.«
Jetzt lachte Gabriel laut auf und stemmte sich mithilfe seines Gehstocks vom Stuhl hoch. »Ich gehe jetzt nach Hause. Arbeite nicht mehr so lang.«
Sam dachte an Francescas Versprechen, spätestens um fünf Uhr bei ihm zu Hause zu sein. Die Vorfreude zauberte ein Grinsen auf sein Gesicht. »Keine Angst, werde ich nicht.«
Als Francesca dieses Mal vor Sams Haus vorfuhr, stand das Tor weit offen. Mit einer Mischung aus Nervosität und vorfreudiger Erregung fuhr sie aufs Grundstück und parkte vor dem beeindruckenden Haus.
Sie stellte den Motor ab und griff nach ihrer großen Tasche. Sam hatte sie gebeten, über Nacht zu bleiben, was bedeutete, dass sie eine Zahnbürste und Unterwäsche für den nächsten Morgen dabeihaben musste. Sie wollte zwar nicht gleich mit einem ganzen Koffer auftauchen, um Sam nicht zu verschrecken – das hatte sie in den letzten vierundzwanzig Stunden schon einmal getan –, aber ganz auf frische Sachen verzichten wollte sie auch nicht.
»Ich hätte niemals mein Cosmopolitan- Abo auslaufen lassen dürfen«, sagte sie sich, als sie aus dem Auto stieg. »Darin stehen immer Tipps, wie man mit solchen Situationen souverän umgeht.«
Die Haustür öffnete sich, bevor Francesca klopfen
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