Eine Meerjungfrau am Haken
im Gesicht und zog sich schnell in die relative Geruchssicherheit seiner Bank zurück, wo ihn die verärgerte Libby erwartete. Wie konnte er es nur wagen, sie für die Freaks auf der anderen Seite des Ganges sitzen zu lassen! Libby drückte sich empört an ihm vorbei und verzog sich in den hinteren Teil des Busses. Desmond Jacobi, der uneingeschränkte König der geschmacklosen Witze, widmete sich dort gerade seinem liebsten Zeitvertreib: Gordie das Leben zur Hölle zu machen. Dez und einer seiner Kumpel hatten dem schulbekannten Streber das Nasenspray abgenommen und warfen es sich nun über seinen Kopf hin und her.
„Ich brauche das Spray!“, jammerte Gordie. „Oder meine Nase verstopft total.“
„Sag schön bitte!“ Desmond imitierte Gordies nasale Sprechweise und warf das Spray zu Ray.
„Desmond Jacobi!“, schaltete sich Libby in diesem Moment ein. „Wie kannst du nur so unmöglich sein?“
„Wie bitte?“, grunzte Dez, während er Rays Rückwurf fing.
„Du hättest eigentlich wissen können, dass ich auf der Fahrt neben dir sitzen will, aber du hast mir keinen Platz frei gehalten!“, schmollte Libby.
Dez fuhr Gordie an: „Wo sind deine Manieren, Streber? Hat dir niemand beigebracht, in Anwesenheit einer Lady aufzustehen?“
Gordie war verwirrt, erhob sich jedoch. Als er im Gang stand, verpasste Dez ihm einen Tritt und der schmächtige Junge stolperte durch den Bus nach vorne.
Galant zeigte Dez auf den nun freien Sitz. „Bitte setzen Sie sich, Madame.“
Libby lächelte und nahm seine Aufforderung geziert an. Ihr Galan widmete sich nun begeistert Gordies Nasenspray.
Sabrina hatte den gesamten Auftritt beobachtet. Zu gern hätte sie Libby mit ihrem magischen Finger eine Lektion in Benehmen erteilt. Glücklicherweise unterbrach Harvey ihre Gedanken. „He, Gordie, du kannst dich gerne zu mir setzen.“
Gordie nahm das Angebot dankbar an. „Ich brauche unbedingt mein Spray“, jammerte er. Seine Nase hörte sich wirklich verstopft an.
Harvey rief: „Dez, warum gibst du ihm sein Spray nicht zurück?“
„Warum sollte ich?“, kam die Antwort.
„Du willst doch sicher nicht, dass die Leute dich für einen Idioten halten, oder?“, redete Harvey ihm ins Gewissen.
Dez grunzte. Er warf das Fläschchen hoch und fing es wieder. „Nichts in der Welt ist es wert, dass Harvey Kinkle schlecht von mir denkt.“ Ohne Vorwarnung feuerte er das Spray nach vorne. „Köpfe einziehen!“
Als guter Footballspieler fing Harvey das Fläschchen problemlos auf. Er gab Gordie das Spray und der benutzte es sofort.
Mr. Kraft hüstelte. „Kann ich jetzt endlich fortfahren?“
„Bitte, bitte“, sagte Dez großzügig.
Mr. Kraft griff nach seinem Notizbuch, ließ es dann jedoch stecken. Der Name Desmond Jacobi stand schon so oft darin, aber das interessierte den Jungen überhaupt nicht. Der stellvertretende Schulleiter seufzte und fuhr fort: „Heute Morgen haben wir nur eine Stunde im Haus, das heißt wir werden uns auf das Ausspähen und die Inbesitznahme kleinerer Beutestücke konzentrieren.“
„Wie bitte?“ Harvey runzelte die Stirn.
Mr. Kraft schnaubte genervt. „So heißt das beim Militär. Es bedeutet, wir werden sehen, was da ist und nur die kleineren interessanten Dinge mitnehmen. Was lernen Sie eigentlich heutzutage in Geschichte? Na, ist auch egal. Team 1, Sie werden sich um Enzyklopädien, Landkarten, die Schmetterlingssammlung und natürlich das Streichholzmodell der Titanic kümmern. Wie wir das Aquarium transportieren, das wird sich Team 2, bestehend aus Libby und Desmond, überlegen. Alle anderen sind in Team 1.“
„Das war ja klar. Ich bin mal wieder für die schweren Sachen zuständig“, brummte Harvey.
„Und ich werde sicherlich den Schmetterlingen zugeteilt“, jammerte Valerie. „Die sind zwar hübsch, aber sie sind nun mal Insekten und haben so viele Beine, igitt!“
Auch Sabrina war mit der Arbeitsaufteilung nicht zufrieden. „Warum habe ich das dumpfe Gefühl, dass Libby heute nur ihren Zeigefinger bewegen muss?“ Als könnte der irgendetwas Besonderes tun, kicherte sie still in sich hinein.
Ihre Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten. Mitglied des Mesmer-Teams zu sein, stellte sich immer mehr als echtes Übel heraus.
2. Kapitel
Sabrina schaute sich die bergige Landschaft an, durch die der Bus sich quälte. Je weiter sie sich von der Stadt entfernt hatten, desto spärlicher war die Besiedelung geworden und desto wilder die Natur. Sie waren erst wenige
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