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Eine mörderische Hoch-zeit

Eine mörderische Hoch-zeit

Titel: Eine mörderische Hoch-zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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fliehen. Einen Weg durch die verschlossene Tür oder aus einem der Fenster im fünften Stock zu finden. In besonders schlimmen Nächten stellte sie sich vor, dass sie ganz einfach sprang. Der Sturz würde nicht lange dauern, und dann wäre es vorbei.
    Er könnte ihr nicht länger wehtun. Aber sie war einfach zu feige, um es tatsächlich zu tun.
    Schließlich war sie noch ein Kind, und heute Abend war sie hungrig. Und sie hatte eine Gänsehaut, weil er in einem seiner Wutanfälle die Klimaanlage kaputtgeschlagen hatte, sodass sie die ganze Zeit aus vollen Rohren blies.
    Sie trottete in die Ecke des Zimmers, in dem es eine winzige Küchenzeile gab. Aus Erfahrung wusste sie, dass sie erst die Schublade zukrachen lassen musste, damit die Kakerlaken flohen. Im Inneren der Lade fand sie einen Schokoriegel. Den Letzten. Wahrscheinlich würde er sie dafür verprügeln, dass sie ihn aß. Aber er schlug sie auch, ohne dass sie irgendetwas anstellte, also wäre es vernünftig, wenn sie den Riegel einfach genoss.
    Sie verschlang ihn gierig wie ein wildes Tier und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. Immer noch knurrte ihr der Magen. Die weitere Suche brachte ein Stück schimmeligen Käse zum Vorschein. Sie dachte lieber nicht darüber nach, von was für einem Tier er bereits angeknabbert war. Sie nahm ein Messer und begann, die abgenagten Ecken abzuschneiden.
    Dann hörte sie ihn an der Tür. In ihrer Panik ließ sie das Messer fallen. Es klirrte auf den Boden, als er den Raum betrat.
    »Was machst du da, meine Kleine?«
    »Nichts. Ich bin wach geworden. Ich wollte nur ein bisschen Wasser trinken.«
    »Wach geworden.« Seine Augen waren glasig, doch nicht glasig genug, sah sie ohne jede Hoffnung. »Bestimmt hat dein Daddy dir gefehlt. Komm und gib deinem Daddy einen Kuss.«
    Sie konnte nicht mehr atmen. Bereits jetzt konnte sie nicht mehr atmen und die Stelle zwischen ihren Beinen, an der er ihr wehtun würde, begann furchtsam zu pochen. »Ich habe Bauchschmerzen.«
    »Oh? Ich werde sie wegküssen.« Grinsend trat er vor sie.
    Doch dann verflog das Grinsen. »Du hast wieder mal gegessen, ohne vorher zu fragen, stimmt’s? Stimmt’s?«
    »Nein, ich – « Doch die Lüge und die Hoffnung, ihm für heute zu entkommen, starben, als er ihr mitten ins Gesicht schlug. Ihre Lippe riss auf und in ihre Augen stiegen Tränen, doch sie zuckte kaum zusammen. »Ich wollte dir den Käse geben. Ich wollte dir was machen, wenn du – «
    Er schlug sie erneut, hart genug, dass sie Sterne sah. Dieses Mal ging sie in die Knie und ehe sie Gelegenheit bekam, sich wieder aufzurappeln, lag er auch schon auf ihr.
    Schreie, ihre Schreie, weil seine Fäuste hart und gnadenlos auf sie eintrommelten. Schmerz, ein greller, betäubender Schmerz, der nichts war im Vergleich zu ihrer Todesangst. Der Angst, weil selbst die brutalsten Schläge noch nicht das Schlimmste waren.
    »Daddy, bitte. Bitte, bitte.«
    »Ich muss dich bestrafen. Du kannst einfach nicht gehorchen. Verdammt, du kannst einfach nicht gehorchen. Und dann kriegst du eine Belohnung. Eine schöne, große Belohnung, und dann wirst du endlich ein braves Mädchen sein.«
    Sein seltsam süßer Atem waberte ihr heiß ins Gesicht. Seine Hände rissen an ihren bereits zerfetzten Kleidern, pieksten, stocherten, wurden zudringlich. Sein Atem hatte sich verändert, so wie sie es kannte und fürchtete. Er wurde flach und gierig.
    »Nein, nein, es tut weh, es tut weh!«
    Ihr armes junges Fleisch versuchte verzweifelt, sich ihm zu widersetzen. Schreiend schlug sie auf seine Arme ein, krallte sich in ihrer Panik blindlings an ihm fest. Sein Wutgebrüll gellte in ihren Ohren, er drehte ihr den Arm nach hinten und sie hörte das trockene, grässliche Geräusch ihres eigenen Knochens, der unter der Drehung brach.
    »Lieutenant. Lieutenant Dallas.«
    Ein schriller Schrei entwand sich ihrer Kehle, während sie die Augen aufriss und blindlings ausholte. In wilder Panik versuchte sie aufzuspringen und zu flüchten, doch sie überschlug sich und stürzte auf den Boden.
    »Lieutenant.«
    Als jemand eine Hand auf ihre Schulter legte, wich sie schluchzend zurück.
    »Sie haben geträumt«, erklärte Summerset mit leiser Stimme und sah sie reglos an. Eventuell hätte sie das Verständnis in seinem Blick gesehen, wäre sie nicht noch vollkommen gefangen gewesen in der Erinnerung. »Sie haben geträumt«, wiederholte er und näherte sich ihr wie einem in der Falle sitzenden wilden Tier. »Sie hatten einen Alb

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