Eine mörderische Karriere
mehr dar, als Sie sind. Aber das werden Sie alles schon gründlich durchdacht haben. Legen Sie mir ein Papier vor, wie Sie all diese Dinge anpacken wollen, eine Erklärung von Morton und so weiter.«
»Nun, ich...«
»Ich freue mich, daß Sie in dieser Sache Initiative zeigen, Jane.« Diesmal war der Spott in seinem Lächeln nicht zu übersehen. »Wenn Sie die Sache verpatzen, sind Sie selbstverständlich auf sich allein gestellt. Wir können Sie dann unmöglich decken.«
Janes Unsicherheit schlug, wie so oft, in Ärger um, und dieser Ärger versorgte sie mit einem Adrenalinstoß und einem Gefühl der Kraft, von dem sie sich häufig, wie sie aus Erfahrung wußte, ohne Rücksicht auf Verluste mitreißen ließ. »Selbstverständlich«, sagte sie, und ihre Stimme klang gelassen und war sogar auch leicht spöttisch, wie ein schwaches Echo von Orloffs Stimme. »Anders würde ich es auch nicht haben wollen. Und für den Fall, daß ich Erfolg habe, wäre es nur fair, wenn ich zum Seniorteilhaber befördert werde.«
» Tregar , Sie haben ja sogar Mumm. Verbleiben wir so — wenn Sie Mist bauen, sind Sie auf sich allein gestellt. Machen Sie Ihre Sache gut, dann sehen wir weiter. Setzen Sie mich jetzt nicht unter Druck. Für heute nachmittag haben wir genug Spielchen gespielt.«
»Das kann ich nicht akzeptieren.«
»Also, kleine Lady, ich verspreche Ihnen folgendes: Wenn all das vorbei ist, bekommen Sie, was Sie verdienen. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
Malcolm Morton war ein Mann, mit dessen Bekanntschaft sich Geschäftsleute gern brüsteten. Als Vorstand einer äußerst erfolgreichen Risikokapitalfirma hatte er im Laufe der letzten zehn Jahre ein Basiskapital von über 100 Millionen Dollar angesammelt. Man bewunderte seinen Geschäftssinn, und gleichzeitig war er berühmt für seine Loyalität seinen Freunden gegenüber und für seine Integrität — eine überzeugende Kombination. Inzwischen, seit ihn der Crash vom Oktober ‘87 reichlich mit Geldmitteln versorgt hatte, angespornt durch die überhitzte Konjunktur in Ontario, investierte Morton in High-Tech-Firmen, saß in Beratungsgremien der Regierung und wurde laufend von der Presse zitiert.
Jane hatte Malcolm Morton über ihre Freundschaft mit seiner Ex-Frau Pat Hornby kennengelernt. Außerdem hatte sie auch leitende Angestellte für eines seiner Unternehmen angeworben, wenn sie auch nicht unmittelbar mit ihm zusammengearbeitet hatte. Seit Malcolm und Pats Ehe im vergangenen Jahr in die Brüche gegangen war, hatte sie keinen Grund mehr, Malcolm privat zu besuchen. Ihre Loyalität gehörte Pat, sie hatte voller Mitgefühl ihren Geschichten zugehört, wie abscheulich Malcolm gewesen war. Natürlich wußte sie nicht, wo die Wahrheit in all diesen Geschichten lag, aber wer war sie, um über eine Ehe zu Gericht zu sitzen?
Ihre eigene gescheiterte Ehe war nach wie vor ein schmerzliches Rätsel für sie, dabei wußte sie, daß der Fall für Außenstehende völlig klar schien. Ihr Mann, kultiviert und wohlhabend, hatte in Jane nur eine junge hübsche Frau gesehen, halb so alt wie er. Er bemühte sich um sie, sie verliebte sich Hals über Kopf in ihn, er heiratete sie, zeugte zwei wunderschöne Söhne und behielt sie, solange sie die Rolle der pflichtbewußten Ehefrau spielte. Dann, als sie das nicht mehr wollte, ließ er sie fallen und nahm die Kinder mit. Und Bernies Reichtum und Arroganz veranlaßten die Leute oft zu der Schlußfolgerung , er sei der Schurke in dem Stück, besonders da er gleich nach der Scheidung neu geheiratet hatte. Doch wie sah die Sache aus seiner Perspektive aus? Manchmal bekam Jane, wenn sie sich mit ihren männlichen Freunden unterhielt, eine Ahnung von der anderen, der männlichen Sicht der Dinge. Dann war da noch das starke Gefühl, daß auch ihr eigenes Versagen eine wichtige Rolle in den Ereignissen gespielt hatte.
Jetzt mußte Jane Malcolm Morton einen Besuch abstatten, um ihn dazu zu bringen, daß er ihrem Plan zustimmte. Er hatte eingewilligt, sich mit ihr zu treffen, um über ihre Idee zu reden, und vorgeschlagen, daß sie am Sonntag zu seiner Farm in Kaledonien rauskam , da er sie während der Woche nicht in seinem Terminplan unterbringen konnte. Jane hatte akzeptiert, obwohl sie eigentlich ein schönes langes Wochenende mit Tom gebraucht hätte, um ihm nach ihrem Krach am vergangenen Samstag Sicherheit zu geben.
Schon die ganze Woche hatte sie sich wegen des Treffens mit Malcolm Sorgen gemacht. Sie hätte in jedem Fall
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