Eine mörderische Karriere
Makeup tragen, daran denken, daß ich nicht furzen darf, du weißt schon. Und zuhören zu müssen, wenn ich eigentlich reden will.«
»Tja, laß in meiner Gegenwart ruhig alles raus«, sagte Jane. »Ich habe auch vor, völlig abzuschalten. Jetzt werde ich erst mal reingehen und mich umziehen. Bin gleich wieder da.« Sie schob die Glastür auf und genoß die kühle klimatisierte Luft und die Glätte der roten unglasierten Kacheln unter ihren heißen Füßen. Die Türen führten direkt in eine große Küche mit Wohn- und Eßbereich , die mit gemütlichem weißen Rattan und gebeizten Kiefernmöbeln eingerichtet war. Jane ging weiter ins Gästezimmer und warf ihren Koffer aufs Bett. Sie konnte hören, wie Fliegen durchs Fenster hereinsummten, und einige Fliegenleichen lagen auf den Fenstersimsen. Ansonsten herrschte in dem Raum eine Stimmung des Unberührtseins , des kaum Bewohnten. Jane zog den Reißverschluß an ihrem Koffer auf, hängte das Baumwollshirt und die ordentlich gebügelte Baumwollhose auf, die sie mitgebracht hatte, zog ihre zerknitterten Shorts und T-Shirt aus und schlüpfte in ihren Badeanzug. Dann ging sie barfuß durch den Korridor wieder in die Küche, suchte so lange, bis sie Mineralwasser fand, goß zwei Gläser voll, gab Eis dazu und brachte die Getränke nach draußen.
Pat lag wieder auf dem Rücken. Ihr Gesicht, das sie in die Sonne hielt, glänzte von Schweiß und Sonnenöl. Jane setzte sich neben sie und spürte, wie ihre Oberschenkel an dem steifen Segeltuchstoff des Stuhlpolsters klebten. »Mensch, ist das heiß«, sagte Jane. »Ich hatte das Dach des Wagens offen, und trotzdem fühle ich mich wie eine Sardine, die gleich in der Büchse gebraten wurde.«
Pat schob ihre Sonnenbrille hoch, drehte sich zu Jane und sah die Getränke. Sie nahm ihr Glas und prostete Jane zu. »Danke, Sardine. Das habe ich jetzt gebraucht, aber ich war zu faul, um aufzustehen.« Rings um ihren Stuhl lagen Stapel von Manuskripten auf dem Deck. Weitere Schachteln mit Manuskripten standen auf einem Beistelltisch.
»Ich dachte, du stehst schon so weit oben, daß du keine Manuskripte mehr zu lesen brauchst«, meinte Jane.
»Ha! Da mußt du mich mit jemandem verwechselt haben. Jeder, der sich ernsthaft im Verlagsgeschäft betätigt, liest Manuskripte. Ohne das würden wir vermutlich dahinsiechen und sterben. Ich glaube, wenn ich freitags ohne dreißig Pfund an Manuskripten in der rechten Hand von der Arbeit nach Hause ginge, würde ich nach links hinüberkippen und hinfallen. Also, wie ist es dir ergangen, Jane? Und wie geht’s dem hübschen Tom?«
»Ich werd’ dir gleich alles erzählen«, sagte Jane. »Zuerst aber ins Wasser.« Sie ging zum Pool hinüber und sprang, ohne das Wasser vorher zu testen, mit den Füßen voran in das tiefe Ende. Beim Eintauchen hatte sie einen Moment lang das Gefühl, all ihre Anspannung und Ängste an der Oberfläche zurückzulassen und ein kühles, friedliches Reich zu betreten, wo sie schwerelos und frei war. Das Wasser schimmerte blaugrün, und Behagen durchströmte sie. Dann berührten ihre Füße Grund, und sie trieb wieder nach oben. Sie durchbrach die Wasseroberfläche, warf den Kopf zurück und spürte das kalte Wasser an ihrer Kopfhaut und die Sonne grell, fast schmerzhaft, in den Augen. Es war sehr still. Da war nur das leise Schwappen des Wassers, wenn es, aufgestört durch ihren Körper, gegen die Seite des Beckens schlug. Sie schwamm träge eine Runde, wobei sie fast nur die Arme benutzte, sie strampelte nur ein- oder zweimal. Dann zog sie sich zum Beckenrand hoch und wrang das Wasser aus ihrem Haar.
Das Wasser im Becken bewegte sich heftig, Tausende winziger Wellen, gefüllt mit Sonnenlicht, die zusammenstießen, langsam immer flacher und stiller wurden. Sie strampelte mit den Füßen und erzeugte neue Wirbel, die die glatte Oberfläche aufbrachen und alles von neuem erzittern ließen.
Pat kam zu ihr hinüber und setzte sich neben sie. Sie strampelte ebenfalls mit den Füßen im Wasser, und die beiden Frauen sahen zu, wie die Muster aus kleinen Wellen sich kreuzten, einander überlagerten und sich neu bildeten.
»Also, wie ist es dir ergangen?« fragte Pat. Sie reichte Jane ein Handtuch, und Jane rieb damit ihr Haar trocken. Sie dachte, daß sie es am nächsten Morgen wieder waschen und in Wellen legen mußte, daß es jetzt jedoch keine Rolle spielte, wie sie aussah.
»Wie’s mir ergangen ist?« wiederholte sie. »Ganz gut, nehme ich an. Ich lebe jetzt mehr oder
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