Eine Mutter fuer die kleine Cassie
Mühe zurück. Sharon starrte ihn an, die Wangen gerötet, die Lippen zitternd, die Augen groß und weit. Eine Frau, die gerade geküsst worden war und es ebenso genossen hatte wie der Mann, der sie geküsst hatte.
“Es tut mir leid. Das hätte ich nicht tun sollen”, sagte er kaum hörbar.
Und er durfte es auch nicht wieder wollen. Er kam sich schäbig vor, weil er ihre Freundschaft ausgenutzt hatte, um seiner Tochter eine Mutter zu verschaffen. Und jetzt mehr als das gewollt hatte.
7. KAPITEL
Sharon konnte Grant nur anstarren. Er errötete. “Sharon, ich …”
“Nein.” Sie schrie es fast. “Es ist schon gut, Grant.” Noch eine Entschuldigung könnte sie nicht ertragen. Nicht, solange sie seine Lippen noch an ihren fühlte und schmeckte. Nicht, solange ihr Herz wie wahnsinnig klopfte. Nicht, solange sie sich danach sehnte, genau das zu wiederholen, was er so tief zu bereuen schien.
Etwas, das auch sie bereuen sollte.
“Aber…”
“Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es war nichts, also mach keine große Sache daraus”, sagte sie mit fester Stimme.
“Nichts?” fragte er.
“Ich bin zurück”, verkündete Cassie fröhlich und kroch mit einer Handvoll Kekse ins Zelt.
Brittany folgte ihr wie immer.
“Nichts”, wiederholte Sharon sanft.
An Grants Wange spannte sich ein Muskel. Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder und nickte.
Er hätte nicht so schnell zuzustimmen brauchen.
Sei nicht albern, dachte Sharon und verwarf den Gedanken.
Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es war nichts, also mach keine große Sache daraus.
Nichts! Grant murmelte einen Fluch und ging im Schlafzimmer auf und ab. Er konnte nicht schlafen, schaffte es einfach nicht, die Erinnerung an das auszulöschen, was Sharon so unbeschwert als nichts bezeichnet hatte.
Dass sie recht hatte, änderte nichts. Es war nur ein Kuss. Dennoch…
Grant ging langsamer, als sein Blick auf das Bett fiel. Er funkelte es an, als wäre es irgendwie schuld an den Bildern, die sich ihm immer wieder aufdrängten. Bilder, die er im Zusammenhang mit Sharon einfach nicht sehen durfte. Sie hatte ihn geheiratet und sich darauf verlassen, dass ihre Beziehung rein platonisch bleiben würde.
Und genauso hatte er es gewollt.
Und so will ich es noch immer, sagte er sich zum hundertsten Mal. Dass Sharon eine attraktive Frau war, durfte dabei keine Rolle spielen. Sie sah nicht anders als vor ihrer Heirat, also warum fand er sie plötzlich so reizvoll?
Er warf sich aufs Bett, verbarg das Gesicht hinter den Händen und stöhnte auf. Er verstand nicht, was mit ihm los war. Und noch schlimmer, er war nicht sicher, ob dieses Verlangen sich so schnell wieder legen würde, wie er hoffte.
Er könnte dem Verlangen nachgeben.
Bei der Vorstellung brach ihm der Schweiß aus, und hastig verdrängte er sie. Das konnte er Sharon nicht vorschlagen. Sie war seine Freundin, und das durfte er nicht ausnutzen.
Es sei denn, sie war damit einverstanden.
Er schnaubte. Natürlich. Und in Alaska wuchsen Zitronen.
Er ließ sich aufs Bett zurückfallen und starrte an die Decke.
Er war mit einer Frau verheiratet, die er begehrte, mit der er jedoch niemals schlafen würde.
Das war ehrenwert, denn er würde ihr nie mehr als eine rein körperliche Beziehung bieten.
Er würde ihr nie seine Liebe bieten können.
Am nächsten Morgen tat Grant so, als wäre nichts geschehen. Sharon wusste nicht, ob sie gekränkt oder erleichtert sein sollte. Und sie fr agte sich, ob sie in den Kuss vielleicht mehr hineingedeutet hatte, als er bedeutete.
Schließlich war es nur ein Kuss gewesen. Etwas, das so natürlich und selbstverständlich gewesen war wie die Umarmungen ihrer Kindheit.
So ein Kuss war es nicht, widersprach etwas in ihr.
Sie war entschlossen, nicht darauf zu hören.
An diesem Abend blieb Grant länger im Büro. Sharon und Cassie schlangen ihr Essen hinunter, danach ging Cassie mit Brittany in den Garten. Sharon versuchte zu lesen, war aber zu rastlos und gab nach zwei Seiten und zwanzig Minuten auf. Sauberzumachen brauchte sie nicht, denn einmal in der Woche kam eine Raumpflegerin. In der Bank gab es keinerlei Probleme, also konnte sie sich nicht mit Arbeit ablenken. Und sie war nicht der Stimmung, in die Kälte hinauszugehen und mit Cassie und dem Hund im Schnee zu tollen.
Sie wollte, dass Grant nach Hause kam.
Warum auch nicht? dachte sie. Er war ihr Freund. Mehr nicht. Mehr konnte er nicht sein.
Sie hatte schon vor Jahren gelernt, dass es sinnlos
Weitere Kostenlose Bücher