Eine Mutter fuer die kleine Cassie
war, von etwas anderem zu träumen. Für Grant war sie eine Freundin, die ihm half.
Und das war es, was sie wollte. Früher einmal hatte sie mehr als das gewollt, viel mehr als das. Aber jetzt hatte sie ihm nichts zu bieten. Selbst wenn er mehr wollte. Es ging nicht.
Unruhig sprang sie auf, als könnte sie auf diese Weise vor den quälenden Fragen flüchten.
Sie eilte in ihr Zimmer und sah sich um, als wäre sie noch nie dort gewesen. Dann holte sie ihre Kissen aus dem Karton. Wozu hatte sie sie mitgebracht, wenn sie sie nicht benutzen wollte? Sie verstreute sie im ganzen Haus auf Sofas und Sesseln. Falls es Grant nicht gefiel, konnte er es ihr sagen.
Als er kam, sagte er kein Wort dazu. Er lächelte müde und ging an ihr vorbei in Cassies Zimmer. Sie sahen sich erst am nächsten Morgen beim Frühstück wieder. Schweigend aß er seine Flocken, bevor er das Haus verließ, um zu einer Besprechung zu fahren.
Am Abend brachte Cassie zwei kleine Fingerzeichnungen mit, die sie im Kindergarten gemacht hatte. Ihre leuchtenden Farben und schlichten Formen waren so eindrucksvoll und Cassie war so stolz auf sie, dass Sharon zum Drugstore fuhr und Rahmen dafür kaufte, bevor sie mit dem Abendessen begann. Cassie half ihr, sie im Wohnzimmer aufzuhängen.
Sharon klatschte in die Hände. “Perfekt.” Sie kniete sich hin und umarmte Cassie. “Sie sind perfekt.”
Das kleine Mädchen strahlte. Als Grant heimkam, schleifte sie ihn sofort ins Wohnzimmer, um ihm voller Stolz ihre Bilder zu zeigen.
Sharon nahm gerade das Hühnchen aus dem Ofen, als er allein die Küche betrat. Sie stellte es ab und ging daran, den Salat zuzubereiten. Wortlos lehnte er sich gegen den Tresen.
“Und?” fragte Sharon schließlich, während sie Tomaten in Scheiben schnitt. Als Grant ihr eine Hand auf die Schulter legte, zuckte sie zusammen und hätte vor Schreck fast aufgeschrien. Langsam und mit klopfendem Herzen drehte sie sich zu ihm um. Er nahm die Hand fort, aber sie spürten ihren sanften Druck noch immer.
“Das war sehr nett von dir”, sagte er.
Seine Worte erfüllten sie mit Freude. “Das hätte doch jeder…”
“Nein. Jeder andere hätte sie mit Magneten an der Kühlschranktür befestigt. Du bist ihr eine gute Mutter.”
Sein Blick wanderte über ihr Gesicht, und sie fühlte es wie ein Streicheln.
“Sie war stolz auf ihre Bilder, und ich dachte mir, das muss ich würdigen. Wir könnten sie ab und zu austauschen, wenn sie etwas Neues gemacht hat. Die alten Bilder können wir in einem Album aufheben”, schlug sie heiser vor und musste sich räuspern. Sie musste sich beherrschen, um keinen Schritt auf ihn zu zu machen. Der Wunsch nach Nähe, der in ihr aufstieg, war mehr als einfaches Verlangen.
Sein Blick hielt sie wie eine Umarmung fest und machte ihr bewusst, wie sehr sie sich als Frau mit Gefühlen und Bedürfnissen fühlte, die nur …
“Wann gibt es Essen?” Cassie kam in die Küche gestürmt, Brittany neben sich.
Sharon drehte sich zum Tresen um, um den Salat fertig zuzubereiten. Ihre Finger zitterten so heftig, dass sie Angst hatte, sich zu schneiden. “In einer Minute”, erwiderte sie und war froh, dass ihre Stimme nicht auch zitterte.
Sie wollte sich nicht fragen, was geschehen wäre, wenn Cassie nicht erschienen wäre.
Am nächsten Morgen flog Grant mit der ersten Maschine nach Anchorage. Er wollte am Nachmittag des folgenden Tages zurückkehren. Am Abend hingen graue Wolken über den Bergen, und es begann stark zu schneien. Sharon stand auf der Terrasse und lauschte dem gedämpften Getöse der Schneepflüge, das aus Mineral Creek herauf drang.
Cassie und Brittany schiefen bereits, und Sharon fühlte sich rastlos. Die Wäsche war gemacht und lag gefaltet und noch warm neben dem Trockner. Den Fernseher schaltete sie nur selten ein und sie hatte wenig Lust, sich von dem neuesten Thriller, den sie im Drugstore gekauft hatte, ängstigen zu lassen.
Also zog sie die Schultern ein, streckte das Gesicht in den wirbelnden Schnee und redete sich ein, dass ihre innere Unruhe nichts damit zu tun hatte, dass sie Grant vermisste.
Lügnerin, widersprach ihr Gewissen.
Sie gestand sich die Wahrheit ein. Jetzt, da er fort war, erschien ihr das Haus … zu leer.
Natürlich musste das nichts bedeuten. Sie hatte sich einfach nur an seine Anwesenheit gewöhnt. Und auch daraus brauchte sie nicht mehr zu machen, als es war.
Also dachte sie nicht mehr daran, ging ins Haus zurück und wanderte durch die Räume. Im Wohnzimmer
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