Eine Mutter fuer die kleine Cassie
Blicke begegneten sich. Erst als er wieder auf seinen Teller schaute, normalisierte sich ihr Puls.
Cassie war als erste fertig und bat darum, mit Brittany nach draußen gehen zu dürfen. Grant erlaubte es ihr, schob seinen Teller fort und griff nach dem Kaffeebecher.
“Arbeitest du heute?” fragte Sharon.
Über den Becher hinweg lächelte er. “Warum?”
“Na ja, ich dachte … Ich hatte gehofft, wir könnten etwas Zeit zusammen verbringen.
Vielleicht Schlitten fahren oder Skilaufen.”
Langsam stellte er den Becher hin, zögerte und stand auf. “Ich kann heute leider nicht.” Er begann den Tisch abzuräumen.
“Du kannst dich nicht für immer hinter deiner Arbeit verstecken, Grant. Ich dachte, du siehst das endlich ein”, antwortete sie leise.
Er hob den Kopf. “Verstecken? Bisher habe ich geglaubt, ich mache einfach nur meine Arbeit.”
Sharon holte tief Luft. “Das tust du natürlich, aber wenn du ehrlich bist, musst du zugeben, dass du wesentlich mehr arbeitest, als du müsstest.” Sie sprach weiter, bevor er sie unterbrechen konnte. “Ich weiß, es war schwer für dich, Grant. Aber mit Überstunden wirst du deine Trauer …”
“Trauer?” wiederholte er.
Sein verschlossener Blick brachte sie zum Schweigen. Sie nickte nur.
“Cassie ist der Grund, aus dem ich arbeite. Und die Tatsache, dass mein Job mehr als acht Stunden erfordert.”
“Cassies wegen solltest du weniger arbeiten”, entgegnete Sharon ungerührt. “Sie braucht mehr von dir, Grant, nicht mehr von dem, was man mit Geld kaufen kann.”
“Schlägst du mir vor zu kündigen?”
Seine Stimme klang sanft, zu sanft, und Sharon hörte den nur mühsam gebändigten Zorn heraus.
“Nein, aber…”
“Wenn ich ein so schrecklicher Vater bin, wundert es mich, dass du dich nicht mit Hugh und Dorothy zusammengetan hast”, sagte er leise.
“Das ist nicht das, was …”
Er ging hinaus, ohne sie noch eines Blickes zu würdigen.
“Das ist nicht das, was ich meinte”, sagte sie in die leere Küche hinein. “Außerdem hast du wieder geschickt das Thema gewechselt”, fügte sie verärgert hinzu, obwohl ihr niemand zuhörte.
Sie wollte ihm folgen, wollte ihn drängen, sich von ihr helfen zu lassen. Denn noch nie im Leben war es ihr ein so gewaltiges Bedürfnis gewesen, einem anderen Menschen zu helfen.
Es war so intensiv, dass es schmerzte, tief in der Seele. Wüsste sie doch nur, was sie jetzt tun sollte. Sie konnte einfach nicht glauben, dass er nur Cassies wegen soviel arbeitete. Oder weil der Job es erforderte.,
Grant glaubte zwar nicht, dass er arbeitete, um sich vor etwas zu verstecken, trotzdem ging er am Tag darauf früher aus dem Büro. Natürlich nahm er sich Unterlagen mit, an denen er arbeiten konnte, sobald Cassie im Bett lag.
Das warme, goldgelbe Licht aus den Fenstern erhellte die Einfahrt, als Grant vor dem Haus hielt. Noch nie zuvor hatte er sich so willkommen gefühlt und auf den Feierabend gefreut.
Leises Lachen begrüßte ihn, als er die Tür öffnete, und zauberte ein Lächeln auf sein sonst so ernstes Gesicht. Selbst sein Gang wurde lockerer. Erwartungsvoll stellte er die Aktentasche ab und eilte durch die Küche ins Wohnzimmer. Farbenfrohe Wolldecken hingen über den Rückenlehnen der Küchenstühle und bildeten ein leicht schiefes Zelt. An einer Ecke ragte Brittanys Hinterteil heraus.
Der aufgeregt wedelnde Schwanz zierte es nur, weil Sharon entrüstet reagiert hatte, als der Züchter beiläufig erwähnt hatte, dass bei allen Welpen gleich nach der Geburt die Schwänze kupiert würden. Sie war so entsetzt, dass sie ihm anbot, auf der Stelle sämtliche Welpen zu kaufen, wenn er versprach, die jungen Hunde nicht zu verstümmeln. Zum Glück war es ein kleiner Wurf - fünf putzige Fellknäuel. Und Sharon hatte keine Mühe, für vier von ihnen in Valdez Abnehmer zu finden.
Neuerliches Kichern holte Grant in die Gegenwart zurück. Er räusperte sich geräuschvoll.
“Ist jemand zu Hause?”
“Daddy!” rief Cassie und wühlte sich unter den Decken hervor. “Du kommst früher als sonst!” Sie warf sich in seine Arme und hätte ihn dabei fast umgeworfen.
Sharon streckte den Kopf heraus. “Wir veranstalten eine Teeparty”, erklärte sie. Ihre Wangen waren rosig, ihr Blick warm und einladend.
“Aha. Deshalb bin ich hier”, sagte er rasch.
“Du musst auch kommen, Daddy. Bitte, bitte.” Cassie zerrte an seiner Hand und tanzte aufgeregt hin und her. “Eigentlich ist es nur Milch, aber wir
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