Eine Nacht und tausend Geheimnisse
Gelegenheit günstig, sich der kleinen Konkurrenten zu entledigen, sprich, sie aufzukaufen. Die Wirtschaftslage war schlecht, und er konnte die Firmen für ’n Appel und ’n Ei übernehmen, na, nicht ganz. Es war schon eine große Investition, und dafür brauchte er die Zustimmung des Vorstands. Und die bekam er nur, wenn der Skandal einer Scheidung vermieden wurde. Brent hatte ihn in der Hand, und das war diesem Herzensbrecher durchaus klar.
„Okay, Brent.“ Trent seufzte leise. „Ich werde sehen, was sich machen lässt. Aber das ist nun wirklich das letzte Mal, dass ich für dich die Kohlen aus dem Feuer hole.“
„Ja, ja, das sagst du jedes Mal … Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann, großer Bruder. Ich muss jetzt aufhören. Luanne kommt.“
Wütend klappte Trent das Handy zu. Leider wusste der Bruder genauso gut wie er selbst, dass er alles dafür tun würde, das Familienunternehmen zu retten. Schon nach dem College hatte er sich seinen Wunsch, als Pilot zur Airforce zu gehen, nicht erfüllt, sondern war gleich in die Firma eingetreten, die der Vater kräftig heruntergewirtschaftet hatte. Und um einen Skandal zu vermeiden, hatte er Paige nicht gleich darüber aufgeklärt, wer er war.
Als Erstes musste er diese Frau loswerden. Als Zweites musste er überlegen, wie möglicher Schaden von der Firma abgewendet werden konnte.
Also musste er erst einmal mehr über diese Frau erfahren. War es Zufall, dass sie auch in diesem Jahr wieder auf dem Kongress war? Oder arbeitete sie für eine der Firmen, die hier vertreten waren? Vielleicht sogar für die Konkurrenz? Das konnte gefährlich werden. Wirtschaftsspionage war nicht gerade selten. Schnell drückte er auf die Wahlwiederholungstaste. Sein Bruder musste doch mehr über diese Person wissen. Aber Brent hatte das Telefon ausgestellt, und Trent erreichte nur die Mailbox.
Mist! Wütend schob er das Handy in die Hosentasche. Eine hübsche Blondine in einem Riesenhotel wie diesem zu finden würde nicht einfach sein, zumal er noch nicht einmal ihren Nachnamen kannte. Aber er musste es schaffen. Und wenn er sie ausfindig gemacht hatte, würde er dafür sorgen, dass sie von der Bildfläche verschwand, bevor sein Bruder und seine Schwägerin eintrafen. Auch wenn das bedeutete, dass er sie irgendwohin in Urlaub schicken musste.
Wozu hatte er schließlich eine ganze Flotte von Jets zur Verfügung?
Der Tag konnte nur noch besser werden. Erst stolperte sie über diesen Trent, dann meldete sich ihr Audio-Video-Techniker krank, und das am ersten Tag eines bedeutenden Kongresses. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen. Paige griff nach ihrem Terminkalender und machte sich in Richtung des großen Festsaals auf, wo ein erstes Problem zu bewältigen war. Offiziell nannte sie sich zwar Assistentin des Eventmanagers. Aber sie hatte bereits begriffen, dass darunter eher eine Art von Krisenfeuerwehr zu verstehen war, zumindest wenn es sich um das Lagoon Hotel und das Kasino handelte. Immer wenn etwas nicht klappte, rief man nach ihr. Glücklicherweise ließ sie sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Im Geschäft der Eltern hatte sie auch mit den unmöglichsten Kundenwünschen zu tun gehabt.
Sowie sie den Saal betreten hatte, fiel ihr Blick auf Trent Hightower, der ausgesprochen verärgert aussah. Auch das noch. Er stand neben dem Podium. War er etwa derjenige, der Probleme mit der Lautsprecheranlage hatte? Ausgerechnet, wo sie doch jedem anderen lieber begegnet wäre als gerade ihm. Aber was half es. Sie musste ihn eben wie jeden anderen Gast des Hotels behandeln. Auch wenn ihr das nicht ganz leicht fiel, denn schließlich hatte sie ihn schon mal nackt gesehen …
Als sie sich der Bühne näherte, hob er den Kopf und sah ihr stirnrunzelnd entgegen. Ihr Herz machte einen Sprung, als säße sie in einer Achterbahn und befände sich auf dem höchsten Punkt der Strecke, kurz vor der Schussfahrt ins scheinbare Nichts. Doch dann senkte er den Blick, und sofort richteten sich ihre Brustspitzen auf, und ihr wurde ganz komisch zumute. Seltsam, das hatte sie im letzten Juni nicht empfunden, wenn er sie musterte. Aber damals war auch alles entspannter gewesen, und sie hatten außerdem schon einige Drinks gehabt.
„Vorhin hattest du kein Namensschild, oder?“
Ach so, er blickte auf ihr Namensschild … und nicht auf ihre Brüste. Wie peinlich. Glücklicherweise war ihm ihre eindeutige Reaktion wohl nicht aufgefallen. „Nein. Vielleicht erinnerst du dich noch
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