Eine Nacht und tausend Geheimnisse
aus dem letzten Jahr, dass ich mich immer erst mit den Räumlichkeiten vertraut mache, bevor ich offiziell meinen Dienst antrete.“
„Hm … ja. Natürlich.“
Das kam zögernd, und auch seiner Miene war zu entnehmen, dass er keine Ahnung hatte, wovon sie sprach. „Also, was gibt es für ein Problem?“
„Mit dem Mikro stimmt was nicht. Es gibt ständig irgendwelche Rückkopplungen.“
Paige war zwar keine Tontechnikerin, aber sie hatte das eine oder andere aufgeschnappt. Als sie auf das Mikrofon zuging, bewegte sich Trent in genau dieselbe Richtung. Sie versuchte auszuweichen, er tat das Gleiche. Auch damals in seiner Suite hatten sie sich irgendwie unbeholfen bewegt. Aber diesmal empfand sie eine Spannung wie zwischen zwei gleich gepolten Magneten, die sich anzogen und gleichzeitig wieder abstießen.
Doch Trent ergriff sie schnell bei den Schultern und hielt sie fest, trat dann zur Seite und ließ ihr den Vortritt. Wieder schlug ihr Herz schneller, und noch immer spürte sie die Wärme seiner Hände, obgleich er sie schon längst losgelassen hatte. Auch das hatte sie damals nicht empfunden.
Hastig griff sie nach dem Mikrofon. „Eins, zwei, drei …“, sagte sie, und ihre Stimme hallte überlaut von den Wänden wider. „Das haben wir gleich …“ Sie stieg von der Bühne herunter und regulierte den Rückhall an der Tonanlage. Als sie den Kopf hob, blickte sie Trent direkt auf den Reißverschluss seiner Hose und wurde rot. War er immer so erregt? Dann sollte er mal zum Arzt gehen. Oder war das etwa eine Reaktion auf sie? Schnell wandte sie den Blick ab und stieg wieder die Stufen zur Bühne empor. „Versuch’s jetzt mal.“
Trent griff nach dem Mikrofon. „Eins, zwei, drei …“ Seine Stimme klang laut und klar. Paige erschauerte, als hätte er sie gerade mit seinen warmen Händen liebkost. Was war nur mit ihr los? Oder mit ihm? Als er sie damals vor einem Jahr tatsächlich gestreichelt hatte, hatte sie so gut wie nichts empfunden.
„Das hört sich sehr viel besser an. Danke, Paige.“
„Gern geschehen.“
„Du trägst ja gar keine Hoteluniform.“
„Nein, nie. Und du weißt ja auch, warum.“ Die Hoteldirektion wollte, dass sie sich unauffällig unter die illustren Gäste mischen konnte. Das hatte sie ihm im letzten Jahr in der Bar erklärt. Auch das schien er vergessen zu haben wie überhaupt wohl alles, was sie betraf. Kein gutes Zeichen. „Kann ich sonst noch was für dich tun, Trent?“
Kühl sah er sie von oben herab an. „Nein. Nur eins möchte ich noch klarstellen. Was im letzten Jahr passiert ist, wird sich auf keinen Fall wiederholen.“
Autsch, das tat weh. Doch sie fing sich schnell wieder. Lächelnd sagte sie: „Trent, ich verstehe gut, dass das damals auch für dich nicht ganz einfach war. Wir waren beide … nun ja, enttäuscht. Aber deshalb brauchst du die einfachsten Regeln der Höflichkeit nicht zu vergessen. Schließlich waren wir beide irgendwie schuld an der Situation. Ich war fürchterlich nervös. Denn das war mein erster One-Night-Stand.“
Erschreckt starrte er sie an. „Was? Du warst noch Jungfrau?“
„Nein. Aber es gehört nicht zu meinen Gewohnheiten, mit Hotelgästen auf ihr Zimmer zu gehen.“
„Nein?“
Ihr blieb vor Entrüstung der Mund offen stehen. Eine solche Meinung hatte er also von ihr? Doch sie nahm sich zusammen und schüttelte den Kopf. „Nein. Wie ich schon sagte, nicht nur ich war daran schuld, dass die ganze Sache nicht gerade erfreulich ablief, sondern auch du hast dazu beigetragen. Deshalb verstehe ich sehr gut, dass du nicht wild darauf bist, wieder mit mir ins Bett zu gehen. Aber glaub mir, ich bin auch nicht gerade scharf darauf. Dennoch würde ich vorschlagen, dass wir uns einigermaßen höflich und zivilisiert benehmen, wenn wir uns hier während der Messe begegnen. Denn das wird nicht zu vermeiden sein. Einen schönen Tag noch.“
Paige drehte sich auf dem Absatz um und verließ mit schnellen Schritten den Saal. Sie würde sich nicht vor ihm verstecken. Genug, dass sie einmal feige gehandelt hatte, als sie vor ihrem Ex nach Las Vegas geflohen war. So etwas würde sich nicht wiederholen.
2. KAPITEL
Enttäuscht?
Nicht erfreulich?
Nicht scharf darauf, noch mal mit ihm ins Bett zu gehen?
Irgendwie fühlte Trent sich in seinem männlichen Stolz gekränkt. Machte er so wenig Eindruck auf sie? Seit den ersten Fummeleien damals in der Highschool hatte er ziemlich viel dazugelernt und hielt große Stücke auf sich, was seine
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