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Eine Nacht zum Sterben

Eine Nacht zum Sterben

Titel: Eine Nacht zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Wänden, zwei schmale Betten standen nebeneinander. An der einen Wand hing ein Kruzifix und an der anderen eine billige Farbreproduktion vom heiligen Franziskus. Das Zimmer war sauber, aber nicht gerade wohnlich.
    Mercier setzte den Koffer ab. »Monsieur Jones kommt sicher gleich wieder. Essen gibt es um zwölf Uhr dreißig. Wenn Sie sonst irgendwelche Wünsche haben, müssen Sie sich an Monsieur Rossiter wenden.«
    »Und an wen muß sich Monsieur Rossiter wenden?«
    Mercier runzelte die Stirn, er war ehrlich verwirrt. »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Monsieur.«
    »Nichts für ungut«, sagte Chavasse.
    Mercier hob die Schultern und ging. Chavasse legte seinen Koffer auf eins der Betten, ging ans Fenster und sah hinaus. Das war also das Gasthaus Zum Freibeuter . Nicht gerade ein wohnlicher Ort. Hinter ihm sagte jemand: »Herzlich willkommen am Tor zur Freiheit.«
     
    Über ihm schrie eine Möwe, der Vogel setzte mit ausgebreiteten Flügeln zum Gleitflug über die Dünen an. Der Neger war unten am Strand und warf Steine ins Wasser. Er drehte sich um und ging auf Chavasse zu; ein großer gutaussehender Mann mit einem eckigen Gesicht und hellen blauen Augen. Er gehörte zu einem Menschenschlag, wie er in Westindien häufig anzutreffen ist.
    Jack Jones? Nun, das war ein Name wie jeder andere auch. Er hatte die breiten und kräftigen Schultern eines Preisboxers; zehn Runden im Boxring würde er wohl täglich durchstehen, wenn Chavasse sich nicht sehr täuschte.
    Er warf sich in den Sand, holte eine Packung Gauloises aus der Tasche und zündete sich eine an. »Sie kommen also aus Australien?«
    »Ja, aus Sydney.«
    »Ich hab gehört, das soll eine ziemlich gute Stadt sein.«
    »Es gibt keine bessere. Sie müßten wirklich mal hinfahren.«
    Das war ein böser Ausrutscher, der Neger sah ihn mit offenem Gesicht an. »Sie machen sich wohl lustig über mich. In Sydney würde man mich nicht mal vom Schiff lassen. Da unten zieht man es vor, wenn die Einwanderer Leute von der weißen Sorte sind, oder ist Ihnen das entgangen?«
    Das war eine nüchterne Feststellung; der Neger hatte nicht die Spur von Verbitterung in der Stimme. Chavasse hob die Schultern. »Ich habe die Gesetze nicht gemacht, mein Lieber. Ich habe viel zuviel damit zu tun, sie zu brechen.«
    Das Interesse des Mannes aus Jamaika war geweckt. »Das erklärt natürlich vieles. Ich habe mich schon gefragt, warum ein weißer freier Bürger und aufrechter Protestant wie Sie durch die Hintertür ins gute alte England will.«
    »Katholik«, sagte Chavasse. »Freier weißer Bürger und aufrechter Katholik – das nur für den Steckbrief.«
    Jones grinste, holte wieder seine Gauloises aus der Tasche und bot ihm eine an. »Und was würde man Ihnen verpassen, wenn man Sie erwischt?«
    »Runde zehn Jahre. Aber nur, wenn ich Glück habe, und der Richter keinen schlechten Tag hat.«
    Der Neger pfiff durch die Zähne. »Donnerwetter, da müssen Sie aber allerhand loshaben.«
    »Ich habe eine Schwäche für das Geld anderer Leute.« Chavasse blickte über die Dünen zu dem kleinen Hafen und auf die See. »Ein schönes Plätzchen ist das hier; von Bondi abgesehen der schönste Strand, den ich gesehen habe.«
    »Das habe ich vor fünf Tagen auch gedacht – aber jetzt langweile ich mich zu Tode. Ich muß endlich mal wieder was zwischen die Finger kriegen.«
    »Was werden Sie tun, wenn wir drüben sind?«
    Jones zuckte die Achseln. »Ich habe ein paar Freunde mit Beziehungen. Die werden mir helfen.«
    »Fragt sich nur, wie lange?«
    »So lange, wie ich darauf angewiesen bin. Wenn ich erst mal in London bin, kann nichts mehr passieren. Ich werde mich einfach unter die Leute mischen. Schließlich sieht ein Neger aus wie der andere, meinen Sie nicht?«
    Chavasse ließ sich nicht übertölpeln. »Was ist eigentlich mit den anderen Passagieren?«
    »Wenn Sie ein paar Strich weiter nach Steuerbord gucken, haben Sie sie vor Augen.«
    Der alte Mann, der da vor ihnen über die Düne kam, trug einen blauen Mantel, der offenbar zwei Nummern zu groß war; in dem Mantel wirkte er, als sei er in sich zusammengeschrumpft; er hatte braune, faltige Haut, sein Gesicht war schmal und knöchern. Er schien nicht allzu sicher auf den Beinen zu sein. Chavasse hatte den Eindruck, daß er jeden Augenblick hätte hinfallen können, wenn nicht die Frau an seiner Seite ihn unterm linken Ellbogen gehalten und einen Arm um seine Schultern gelegt hätte.
    »Der alte Hamid ist zweiundsiebzig«, sagte Jones. »Ein

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