Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
Vom Netzwerk:
Lust, die ebenso überwältigend war wie das, was sie selbst gefühlt hatte.
    Fasziniert beobachtete sie, wie seine Anspannung sich langsam löste. Der Mund wurde weicher, der Griff seiner Hände lockerte sich. Er sah plötzlich so jung aus – seine Unterlippe war voll wie die eines Kindes.
    Jetzt ließ er den Kopf auf ihre Brust fallen, seine Stirn lag in ihrer Halsmulde. Sie streichelte sein Haar, während sein keuchender Atem sich beruhigte. Noch einmal durchfuhr ihn ein kleines Zittern, und sie war voller Staunen. Nie hätte sie gedacht, dass ein Mann in diesem Moment so verletzlich wirkte oder dass sie sich unter ihm so sonderbar stark fühlen könnte. Ihr Körper trug Simons Gewicht mit einer solchen Leichtigkeit. Sie fühlte sich überhaupt nicht benutzt. Sie fühlte sich auf heftige und kraftvolle Weise lebendig.
    Diese Nacht lag Nell noch lange wach, nachdem Simon eingeschlafen war. In seinen Armen hörte sich der Klang des Regens an den Scheiben nicht mehr melancholisch, sondern … friedlich an. Geräusche im Dunkeln ließen sie nicht mehr zusammenzucken – sie nahm sie als Vorwand, um sich dichter an ihn zu schmiegen.
    Aber nach langen Minuten oder Stunden der Stille – jedes Zeitgefühl war ihr abhandengekommen – überkam sie eine merkwürdige Aufregung. Er lag ohne einen Fetzen Kleidung neben ihr. Es war absolute Zeitverschwendung zu schlafen.
    Vorsichtig wand sie sich aus seiner Umarmung. Sie zog ein paarmal sanft an der Bettdecke, und dann lag er vollkommen entblößt im Mondlicht. Als er die Luft auf der nackten Haut spürte, bewegte er sich im Schlaf, und Nell hielt den Atem an, als sie seine Bauchmuskeln sah, die sich bei der Bewegung zusammenzogen.
    Sie konnte sich nicht sattsehen: Eine dunkle Haarlinie führte abwärts zu seinem Schwanz, der zwischen den mit mehr schwarzem Haar bewachsenen, harten Schenkeln schlief.
    Die Schenkel verengten sich v-förmig zu definierten, quadratischen Kniescheiben. Vorher, als er davongetapst war, um Wasser zu holen, hatte sie seine Wadenmuskeln gesehen, wie sie sich beim Gehen zusammenzogen. Sein Hintern hatte straff ausgesehen, mit zwei Grübchen über jeder Backe.
    Ob sie als seine Ehefrau das Recht hatte, hineinzukneifen?
    Sie setzte sich auf ihre Hände, damit ihre Finger nicht auf dumme Gedanken kamen, und betrachtete weiter seinen Körper. Seine Schultern waren breit und kräftig, sein Bizeps wölbte sich in dem einen Arm, der über seinem Kopf lag.
    Er hatte ein- oder zweimal erwähnt, dass er schwamm: Er ging frühmorgens in einer Sporthalle in Kensington schwimmen. Das erklärte wohl diesen Körper.
    Hör niemals auf zu schwimmen, dachte sie.
    Sie ertappte sich dabei, dass sie grinste wie eine Idiotin. Sie warf die Decke wieder über ihn und schmiegte sich an seine Seite, den Po gegen seine Leiste gedrückt.
    Er schlang einen Arm um sie und zog sie an sich. Für eine Sekunde glaubte sie, ihn geweckt zu haben. »Simon?«, flüsterte sie.
    Er murmelte etwas Unverständliches – es klang wie
Gänsepastete
– und grub das Gesicht in ihr Haar.
    Sie unterdrückte ein Kichern und zwang sich, die Augen zu schließen. Schlaf, sagte sie sich. Es gibt keinen Grund, nicht zu schlafen. Du bist einfach nur glücklich.
    Was an sich schon ein Wunder war.
    Das war wahres Glück, dachte sie. Und das war ihr Ehemann. Und beides – beides! – gehörte wirklich und wahrhaftig ihr.

13
    Nell St. Maur war kein Geschöpf der frühen Morgenstunden. Simon weckte sie mit einem Kuss, nur um sie wieder einschlafen zu sehen. Er knabberte eine Weile an ihrem Ohr, was ihr ein genießerisches Brummen entlockte, das sich jedoch bald in ein Schnarchen verwandelte. Er saß neben ihr, einen Augenblick lang verlegen und dann eine lange Minute in der Betrachtung ihres Gesichts versunken. Wie deutlich sich ihr Charakter in ihrem Gesicht zeigte. Der störrische, quadratische Kiefer, die freche Spitze ihres Kinns, die verwegenen Linien der dunklen Augenbrauen.
    Er strich ihr mit dem Finger über die Wange. Keine Reaktion. Sie schlief tief und fest.
    Drolliger Gedanke: Er wollte, dass sie aufwachte, weil er sie vermisste.
    Er sprang aus dem Bett und zog die Vorhänge auf, dann sah er amüsiert zu, wie sie das Tageslicht abwehrte, indem sie sich eine Hand vor die Augen warf – oder eher plumpsen ließ. Als er zum Bett zurückging und ihr gegen die Wange blies, gab sie einen irritierten Laut von sich und rollte von ihm weg.
    Da kam ihm eine Idee. Er drehte sich um und trottete in ihre

Weitere Kostenlose Bücher