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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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Nur du.« Und das, fürchtete er, war genug.
    Ihr Erröten breitete sich über den Hals in das weiche Gebiet unter der Bettdecke aus, die sie sich unter die Arme geklemmt hatte. Ihm fiel wieder ein, dass er sich schon einmal über dieses Erröten gewundert hatte. Er zog an der Decke, und sie quietschte und wich vor ihm zurück. »Hey, was soll das?«, fragte sie.
    »Nur die Neugier eines Ehemannes. Hatte ich nicht erwähnt, dass ich unbedingt wissen muss, wie weit dein Erröten sich ausbreitet?«
    »Oh.« Sie sah ihn einen Moment lang an, bevor sich ein spitzbübisches Lächeln auf ihren Lippen zeigte. »Nun«, sagte sie und stellte die Tasse weg. »Warum findest es du es nicht einfach heraus?«
    Etwa zwei Stunden nachdem sie aufgewacht waren, führte Simon seine neue Frau aus seinen Gemächern in das Frühstückszimmer. »Ich meine es ernst«, sagte er und versuchte ihr Lachen zu übertönen. »Ich werde dich über die eine oder andere Schwelle tragen müssen. Es ist ein Skandal, dass ich dich nicht einmal in meine Gemächer getragen habe. Keine Ahnung, woran ich letzte Nacht gedacht habe.«
    Funkelnd sah sie unter ihren Wimpern hervor und sagte: »Oh, mir würden da ein oder zwei Dinge einfallen, die du im Kopf hattest.« Mit verstellter tiefer Stimme machte sie ihn nach. »Du hast ja ziemlich lange gebraucht«, sagte sie barsch.
    Er lachte sie an. Er war der ganzen Welt wohlgesinnt, zu erstaunt über sein Glück, über die wunderbare Güte, die das Schicksal ihm in Gestalt dieser Frau zugedacht hatte. »Pass bloß auf«, sagte er. »Ich hätte dich schon vor langer Zeit einfach über die Schulter werfen und in jener ersten Nacht zur Polizei bringen können.« Die Erinnerung daran erstaunte ihn jetzt. Was für ein Glück für ihn, dass er das nicht getan hatte. So leicht hätte er sie verlieren können.
    »Du kannst froh sein, dass ich nicht abgehauen bin«, gab sie unverzüglich zurück. »Wäre ich nicht so freundlich gewesen, zu trödeln und mit dir zu plaudern, hätte ich das ziemlich gut hingekriegt.«
    »Ich wüsste gern wie«, sagte er. »Ein Schrei von mir und das ganze Haus hätte zu den Waffen gegriffen.«
    Sie schnaubte. »Genau hier«, sagte sie und wedelte vor seiner Nase herum. Sie hatten den Anfang der Treppe erreicht. »Ich wäre das Geländer heruntergerutscht, all deine Diener hätten mit offenem Mund zugesehen, und dann wäre ich zur Tür hinausgeflattert.«
    »Dieses Geländer?« Skeptisch sah er daran hinunter. »Glücklicherweise hast du dich entschieden zu trödeln. Du hättest dir den Hals gebrochen.«
    Sie schnaubte wieder. »Dieses Geländer ist ja wohl wie geschaffen, um daran hinunterzurutschen, St. Maur.«
    Er öffnete den Mund, stutzte jedoch bei einer vagen Erinnerung, die ihn zum Lachen brachte. »Du hast recht.« Als Kind hatte er genau das gedacht: Es war das perfekte Geländer. Er hatte es natürlich nie getan. Schon bald hatte er begriffen, dass Geländer in diesem Haus noch nicht mal dafür gemacht waren, sie anzufassen. Ein richtiger Gentleman stieg die Treppen geradewegs, ernst und unbeeindruckt von jedem Hindernis hinunter, und sei es, dass eine Stufe fehlte.
    Eine schalkhafte Idee ergriff von ihm Besitz. »Lass es uns tun«, sagte er. Warum nicht?
    Ungläubig lächelte sie. »Das kannst du nicht ernst meinen.«
    »Bei Gott, diesen Satz hätte dir niemand beibringen dürfen«, sagte er. »Jetzt klingst du wie jede andere ausgestopfte Lady.«
    Ihre Augen wurden schmal. »Ausgestopft bin ich also? Ich wette, du fällst bei der erste Kurve runter.«
    Er beäugte den Höhenunterschied an besagter Kurve. Bis zu den Marmorfliesen darunter waren es gut drei Meter. Man konnte sich ohne Probleme den Kopf aufschlagen. »Bei der Ehre der St. Maurs will ich das nicht hoffen. Aber es gibt wohl nur einen Weg, das herauszufinden.« Er hob ein Bein über das Geländer und setzte sich.
    Sie schrie auf. »Nein! Ich meinte es nicht …«
    »Ernst?«, beendete er ihren Satz und ließ los.
    Wie fliegen. Keine Reibung, seine Diener waren zu gut ausgebildet. Sie ölten dieses Geländer bei Tag und Nacht. Nell kreischte immer noch über ihm. Er lachte, als er sich in die Kurve legte, hocherfreut und sich gleichzeitig bewusst, wie absurd es war, sich bei einem kindlichen Spiel kaputtzulachen. So ein simples Vergnügen. Solche Freude.
    Er war um die Kurve. Jetzt war er in Sicherheit und raste mit erschreckender Geschwindigkeit auf das Ende der Treppe zu. Sein Körper erinnerte sich noch daran, wie es

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